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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Gasrohrs zeigt aber klar, dass es gesprengt worden ist.“
    Also hat Gruber zumindest damit recht. „Ein Informant von mir … er redet davon, dass es Ökoterroristen gewesen sein könnten.“
    „Ausschließen kann man nichts. Die Frage ist generell: Welches Motiv kann es für den Anschlag gegeben haben?“
    Unsere Drinks kommen, wir prosten einander zu. Mira und der Generalleutnant. Klingt wie ein mittelgutes Lustspiel.
    „Ravensbach wurde in Sonnendorf umbenannt. Wenn das jemandem nicht passt, dann sprengt er wohl keine Gasleitung, sondern eher ein Windrad. Oder legt Feuer im Biomasseheizwerk“, überlege ich.
    „Und wenn es tatsächlich jemand von den Umweltaktivisten war? Um zu zeigen, wie verletzlich die Gaspipelines sind?“
    Ich schüttle den Kopf. „Dann doch nicht genau an diesem Tag, an dem Sonnendorf gefeiert wird.“
    „So einfach ist es übrigens gar nicht, eine Gasleitung zu sprengen“, fährt der Generalleutnant fort. „Die Leitungen werden überprüft und auf äußere Veränderungen kontrolliert. Die ‚AE‘ fliegt sie auch periodisch mit einem Hubschrauber ab. Die Sprengung muss sowohl sehr gezielt erfolgen als auch ausreichend stark sein. Die Leitung liegt rund zwei Meter unter der Erde und der Stahlmantel ist massiv. Da kann nicht irgendein Spinner hergehen und ein wenig Schwarzpulver anzünden.“
    „Was wiederum doch auf einen klassischen Terrorakt hindeuten würde.“
    „Es gibt keinerlei Bekennerschreiben, auch keine Anzeichen, warum jemand aus der internationalen Terrorszene ausgerechnet hier und jetzt aktiv werden sollte.“
    „Und was, wenn einfach geübt worden ist? Wenn man herausfinden wollte, ob es überhaupt funktioniert? Man hat sich dafür einen Platz gesucht, der eher abgelegen ist, an dem kein zu großer Schaden angerichtet wird, zu dem aber Medien sehr schnell hinkommen können. Und das war in diesem Fall eine Leitung nahe bei Sonnendorf, nahe beim Fest. So kann man auch gleich prüfen, wie die Öffentlichkeit reagiert.“
    „Sie haben eine Menge Fantasie“, lächelt Generalleutnant Unterberger. „Ist das nicht gefährlich, wenn man Journalistin ist und über Tatsachen berichten sollte?“
    Ich sehe ihn empört an. Als ob er eine bessere Idee hätte. „Und? Was ist Ihre These?“
    Er lächelt schon wieder. „Ich gebe es ungern zu, aber ich bin Ihnen unterlegen. Ich habe keine.“
    „Wird das Bundesheer etwas unternehmen?“
    „Ist das jetzt schon Teil der offiziellen Fragerunde?“
    Wenn ich mit Vesna noch joggen gehen möchte, wird es Zeit dafür. Aber will ich das? Ich lehne mich zurück. „Offiziell wird es, wenn ich mein Aufnahmegerät einschalte.“
    „Dann lassen Sie es doch bitte noch ausgeschaltet.“
    „Es gibt also etwas, das Sie mir sagen wollen?“
    Der Generalleutnant wirft mir einen undefinierbaren Blick zu. „Es gibt eine Menge, das ich Ihnen sagen möchte.“ Er räuspert sich etwas theatralisch. „Aber ich fürchte, es ist Ihnen lieber, wir bleiben beim Thema. Also: Das Bundesheer ist informiert, unternehmen werden wir nichts. Wir halten wie bisher Augen und Ohren offen, wenn es um mögliche terroristische Akte und internationale Verflechtungen geht. Wir sind mit unseren europäischen Kollegen vernetzt und haben uns schon erkundigt, ob anderswo in letzter Zeit Ähnliches geschehen ist.“
    „Und?“
    „Es ist Montagnachmittag. Das dauert. Es soll nicht nur bei uns Dienstwege geben. Im Internet haben wir jedenfalls nichts Vergleichbares gefunden. Sieht man von einem Anschlag auf einen ägyptischen Gasterminal mit Leitung nach Israel im letzten Jahr ab. Aber da dürfte es sich wohl um den klassischen Regionalkonflikt gehandelt haben.“
    Unser offizielles Gespräch wird deutlich kürzer. Generalleutnant Unterberger bestätigt, dass Terroristen versuchen könnten, das europäische Energiesystem zu treffen. Konkrete Hinweise darauf gebe es momentan aber keine. Er sagt einiges über die umfassende Landesverteidigung, und darüber, dass es eine der Zukunftsaufgaben des Heers sei, unsere Infrastruktur vor solchen neuen Bedrohungen zu schützen. Ansonsten werde man über die Ermittlungen im Fall der gesprengten Gasleitung auf dem Laufenden gehalten, wolle aber nicht darüber reden und den zuständigen Stellen keinesfalls vorgreifen. Wenn ich gehofft hatte, er erzählt ein wenig mehr, und sei es auch nur meiner blauen Augen halber, dann habe ich mich getäuscht. Der Typ ist ein charmanter Vollprofi. Ich bedanke mich, er muss zu seinem nächsten

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