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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Termin und ich habe Zeit, um mich daheim zum Joggen umzuziehen. – Wäre es anders gekommen, wenn ich mit ihm zu Abend gegessen hätte? Was hätte anders kommen sollen? Eine dumme kleine Enttäuschung bleibt. Am Ende unseres Gesprächs hat er gar nicht mehr so gewirkt, als ob er mit mir flirten wollte.
    Ich schlüpfe gerade in die Laufhose, als ich das SMS-Signal höre. Ist Vesna etwas dazwischengekommen? Dann müsste ich mich glatt vor den Fernseher setzen, etwas essen und dösen, bis Oskar von seiner Veranstaltung bei der Rechtsanwaltskammer zurück ist. Das SMS ist vom Generalleutnant: „Wäre ich nicht so schüchtern, ich hätte Sie gefragt, ob Sie mit mir essen gehen. Oder ernähren Sie sich bloß von Campari?“
    Weil der schüchtern ist. – Oder ist er es vielleicht doch? Ein Abendessen in allen Ehren wird wohl drin sein. Vielleicht erfahre ich dann, ganz nebenbei, doch mehr. Aus dienstlichen Gründen kann ich leider nicht joggen gehen, liebe Vesna. Sorry! Ja. Dass es trotzdem dienstlich ist, muss klar sein. Quasi ein erweitertes Hintergrundgespräch. Was soll ich anziehen? Hoppla. Zuerst einmal muss ich dem Generalleutnant antworten.
    „Campari ist für mich bloß der beste Aperitif“, tippe ich. Nein, um Himmels willen, viel zu anzüglich. Der glaubt am Ende noch, ich hätte Appetit auf ihn! „Bitte um militärisch genaue Koordinaten, kann um 19 Uhr im Großraum Wien zuschlagen.“ Besser so. Senden. Oskar schicke ich auch eine SMS: Ich müsse am Abend noch recherchieren, es könne spät werden. Was ja nicht gelogen ist.
    Wir treffen uns in einem kleinen offenbar griechischen Lokal in einer der schmalen Gassen hinter dem Stephansdom. Stil hat der Mann, muss man ihm lassen. Das „Kopiaste“ ist keines dieser pseudoschicken Ethno-Lokale. Es hat nur acht Tische, wirkt gemütlich und so, als ob man hier einfach gut essen könnte. Ich sehe mich um. Unterberger scheint noch nicht da zu sein. Es ist zehn nach sieben. Wahrscheinlich ist er aufgehalten worden. Er ist offenbar der zweithöchste Offizier im Bundesheer. Habe ich noch schnell gegoogelt. Es ist bloß ein Tisch frei. Aus der Küche höre ich Lachen. Kellner ist keiner zu sehen. Ich gehe langsam zur Schank, hoffe, dass ich nicht zu unsicher wirke und dass Unterberger endlich zur Tür reinkommt. Höflicher wäre es schon gewesen, vor mir da zu sein. Na ja. Hätte ich mir eben mehr Zeit lassen müssen. Aber ich bin hungrig. Und neugierig. Auf der Schank liegen Speisekarten. Wunderbar, etwas, das ich in die Hand nehmen und in dem ich blättern kann. Das ist ein zypriotisches Lokal, lese ich. Nach Zypern wollte ich schon lange einmal. In Zypern ist die Firmenzentrale von „Pure Energy“. In Zypern sind UNO-Truppen. Vielleicht war Unterberger dort stationiert.
    Rumoren. Da scheint jemand aus der Küche zu kommen. Endlich. Hoffentlich hat Unterberger reserviert. Ein kleiner dicklicher Mann in einer blitzsauberen Kochschürze. Und dahinter: der Generalleutnant. In Jeans, blauem Polohemd und schwarzem Leinensakko. Er sieht nicht übel aus, muss ich zugeben. Das einzige Problem ist …
    „Mira!“, ruft er. „Ich darf Sie doch Mira nennen?“ So gelöst hab ich ihn noch nicht gesehen. „Das hier ist mein Freund Andreas. Er ist der beste zypriotische Koch zwischen Kap Greko und Paphos.“ Erst jetzt sieht er mich genauer an, und er beginnt zu lachen. Das ist eines Offiziers wirklich nicht würdig. „Wir müssen Seelenverwandte sein – irgendwie.“
    Ich trage Jeans, blaues T-Shirt und schwarzes Leinensakko. Und dann beginne ich auch zu lachen. Andreas lacht mit uns und klopft seinem Freund begeistert auf die Schulter. Dazu muss er ein ganz kleines bisschen springen.
    Wir essen eine zypriotische Meze: Da kommt alles auf kleinen Tellerchen daher, gleich mehrere Dinge auf einmal: Melinzanosalata, Skordalia – eine köstliche Brot-und-Knoblauch-Paste, Tsatsiki, aber frisch gemacht und mit viel Minze drinnen, selbst eingelegte Sardinen, kleine schwarze Oliven mit zerstoßenem Koriander, gebratener Halloumi und Lountza, ein aromatischer zypriotischer Schinken. Ich bin begeistert. Und bei so gutem Essen verlieren sich alle Gedanken darüber, was ich für einen Eindruck mache und ob ich überhaupt hier sein sollte. Ich lobe jeden Gang mit aufrichtigem Entzücken, Andreas, der selbst serviert, tätschelt mir nach gebackenen kleinen Fischen, Oktopus in Knoblauchöl, saftigem Schwertfisch und Muscheln auf Gemüsemayonnaise die Wange und ich finde es nett. Dabei

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