Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi
nicht. Aber ich muss ja zum Glück noch nicht sprechen. Auf!
Gismo hebt wenigstens den Kopf, als ich aus dem Badezimmer tappe. Aber sie ist sogar noch zu müde, um etwas zu fressen zu wollen. Außerdem ist ihr wohl klar, dass sich ihr zweiter Versorger Oskar zu einer vernünftigeren Zeit um sie kümmern wird.
Zum Glück ist es für die zweite Septemberhälfte angenehm warm und schön. Ich halte mein Gesicht in die Sonne und gehe dann so schnell wie möglich Richtung Donaukanal. Vesna steht schon bei der Stiege und macht Dehnungsübungen.
„Was du hast in Nacht recherchiert?“, fragt sie neugierig.
„Hat Valentin nichts gesagt?“
„Wieso Valentin? Der ist gestern nach Amsterdam in Produktionsbüro. Die haben dort Blödsinn gemacht mit neuer Show. Er muss Feuerwehr spielen.“
„Ich erzähle es dir später“, halte ich meine Freundin hin.
„Dann ich erzähle dir auch später, was Jana gestern hat herausgefunden. Sie ist wirklich gut, besser, sie wird Detektivin wie brotlose Politologin.“
Ausnahmsweise bin ich die Erste, die losstartet. Ich habe ein Militärkommando, oder wie immer das heißt, ausgetrickst. Also werde ich auch ein wenig in der Morgensonne laufen können.
Mein Übermut hat sich allerdings bald gelegt, und als Vesna nach vier Kilometern wieder wissen will, was gestern Abend los war, keuche ich: „Wenn wir stehen bleiben, dann sag ich es.“
Worauf Vesna tatsächlich stehen bleibt. Und ich ihr erzähle, dass Generalleutnant Unterberger ein Uraltfreund ihres Valentin ist. „Ich weiß“, reagiert sie etwas enttäuscht. „Der ist das also. Aber ich bin nicht Freundin von Militär. Habe ich zu viel davon gesehen. In Bosnien.“
Bei dem glaube man gar nicht, dass er beim Bundesheer sei, sage ich, der habe Witz und verstehe eine Menge von gutem Essen und außerdem: Einer, der nebenbei Philosophie studiert habe, könne kein sturer Militärschädel sein. Wir lehnen an einer Bank, ich versuche Vesnas Stretchingübungen zu kopieren. „Der hat dich richtig eingewickelt mit zyprischem Essen und Uniform“, spottet sie.
„Er war in Zivil. Und er wird mir erzählen, was bei den Ermittlungen über die Pipelineexplosion herauskommt. Und ob es Zusammenhänge mit internationalen Terroraktivitäten gibt.“
„Sicher“, sagt sie und es klingt, als würde sie es nicht so meinen.
„Was hat Jana herausgefunden?“, will ich wissen.
„Die Windkraftgegner in Sonnendorf, sie haben teure Homepage. Und sie haben gestern Privatdetektiv Auftrag gegeben. Detektiv ist nicht besonders seriös, sagen andere aus der Branche. Er findet nicht heraus, was wahr ist, sondern was Auftraggeber will. Aber nimmt viel Geld. Und: Jana hat gehört, die Gegner haben vor Abstimmung im Dorf allen Leuten Geld versprochen, wenn sie gegen neuen Namen stimmen. Ob es jemand wirklich gekriegt hat, sie hat nicht erfahren. Dabei sieht nicht so aus, wie wenn einer von den Gegnern reich ist.“
„Und woher haben sie dann das Geld?“ Au, jetzt habe ich einen Krampf im Unterschenkel. Man muss offenbar auch beim Dehnen vorsichtig sein.
„War nur ein Tag Zeit. Keine Ahnung. Man sollte bei ‚AE‘ fragen, aber bei großen Unternehmen das ist schwierig. Wir müssen nachsehen, wer sonst noch etwas gegen Windräder oder gegen ‚PRO!‘ hat. Und jetzt komm! Es geht weiter!“
Ich sehe meine Freundin fassungslos an. „Ich dachte, das reicht für heute. Du kannst ja weiterlaufen.“
„Du willst Weg zurück wirklich gehen? Ich glaube das nicht! Wer Freund bei Militär hat, muss fit sein. Oder wenn du musst vor wütendem Oskar davonlaufen!“ Und schon ist sie ein ganz schönes Stück vor mir.
Ich sprinte ihr nach. Alles kann ich mir auch nicht gefallen lassen. „Christoph ist Valentins Freund. Und Oskar hat keinen Grund, wütend zu sein! Er ist nach mir heimgekommen! Er schläft noch!“
„Aber er wird wieder munter!“, ruft Vesna.
Als ich in der Redaktion die heutigen Tageszeitungen durchsehe, bin auch ich mit einem Schlag hellwach. Das „Blatt“ titelt:
„Sprengen Ökoterroristen Gasleitung?“
Darunter wird drauflosspekuliert, dass Radikale „im Umfeld von ‚PRO!‘“ hinter der Gasexplosion stehen könnten. Aus „gut informierten Kreisen“ habe man erfahren, dass am Tatort eine Streichholzschachtel des Ökostromanbieters gefunden worden sei. Tatsache sei auch, dass sich Mitarbeiter von „PRO!“ immer wieder „am Rande legaler Aktionen“ bewegt hätten.
„Das ‚Blatt‘ setzt sich für den europaweiten
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