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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Andererseits … je mehr Marktmacht in einer Hand ist, desto schwieriger wird es bei Verhandlungen.“
    „‚Pure Energy‘ will weiter ausbauen, sich auch an großen Projekten im Bereich erneuerbarer Energie beteiligen. Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee, Sonnenkraftwerke in Afrika.“
    „Sollen sie, unser Markt ist Österreich, das sind Dimensionen, die uns nicht interessieren müssen. Wir sind froh, wenn klar ist, dass auf Dauer genug Strom geliefert werden kann. Wir kaufen ohnehin nur zu, was wir brauchen.“
    Einen Trumpf habe ich noch und es macht mir gar nichts aus, dass ich weiterplaudere, was mir Gruber erzählt hat: „Es ist übrigens Gruber, der herumerzählt, dass ‚AE‘ vielleicht nicht ausreichend auf seine Leitungen aufpassen kann. Es gibt Hinweise, dass auch internationale Terrorkommandos Anschläge auf europäische Energieeinrichtungen planen. Sein Unternehmen beteiligt sich an den transnationalen Netzen. Wäre es da nicht naheliegend, dass sich ‚Pure Energy‘ auch die wichtigen Leitungen durch Österreich schnappen möchte?“
    „Terroranschläge sind immer denkbar. Wir haben unsere Vorkehrungen getroffen. Aber Gruber ist nicht ‚Pure Energy‘, er ist – das dürfen Sie natürlich nicht schreiben – ein Wichtigtuer, der es nie verkraften wird, dass ihn die eigene Partei abgehalftert hat. Der Österreich-Manager von ‚Pure Energy‘ ist ein vernünftiger Mann. Von ihm werden Sie so einen Unsinn sicher nicht hören.“
    „Hohenfels?“
    „Haben Sie schon mit ihm gesprochen? Wenn nicht, sollten Sie das tun. Und ein kleiner Hinweis auf das, was Gruber da wieder anrichtet, könnte auch nicht schaden. Ich danke Ihnen für das Gespräch. Ich verspreche, ich halte Sie auf dem Laufenden, wenn es Neues über den Anschlag auf die Gasleitung gibt. Wir sind sehr interessiert an maximaler Transparenz. – Und einen schönen Gruß an Bernd.“
    „Wenn klar ist, dass es ein Anschlag war und dass er professionell durchgeführt worden ist: Wer kann es gewesen sein?“ Ich erwarte mir keine Antwort. Ich stelle mir die Frage mehr oder weniger selbst.
    Der Vorstandssprecher seufzt. „Das wäre bloße Spekulation, darauf wollen wir uns nicht einlassen. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass jemand beteiligt war, den wir kennen und mit dem wir bisher gut gearbeitet haben. Wir glauben aber auch nicht an den Beginn einer Terrorserie, nur um das klarzustellen. Trotzdem werden wir die Leitungen jetzt noch besser überwachen. Das können Sie natürlich gern schreiben.“
    Klar, bloß: Wie überwacht man ein Leitungsnetz von rund zweitausend Kilometern lückenlos?
    Ich versuche, bei „Pure Energy“ herauszufinden, wann Carmen aus der Türkei zurückkommt, und scheitere. Es scheint einfach niemand da zu sein, der für sie zuständig ist. Was Hohenfels angeht, gelingt es mir nur eine Spur besser. Seine Sekretärin kann mir immerhin sagen, dass er nächste Woche Termine in Wien, Brüssel und Frankfurt habe. Wann genau er zurückfliege, hänge von den Gesprächen in der Türkei ab. Ob ich vielleicht mit Drago Stepanovic reden möchte? Er sei Connecting Manager und über alles informiert. Ich bedanke mich. Vielleicht ein anderes Mal. Ich stehe auf und strecke mich. Unglaublich, wie viele Muskeln ich spüre. Ob ich mich je an das Laufen gewöhnen werde können? Vielleicht bin ich einfach nicht der Typ dafür.
    Mein Mobiltelefon. Oskar, der aufgewacht ist und mit mir plaudern möchte. Nein. Die Nummer kenne ich nicht.
    „Frau Valensky, ich würde gern mit Ihnen sprechen. Ach ja, Tina Bogner da.“
    Die wollte ich ohnehin anrufen. Alle Energie auf Vordermann und los. „Wann? Wo?“
    „Ich bin in Ihrer Redaktion“, kommt es einigermaßen genervt zurück. „Die Dame vor mir telefoniert jetzt seit Minuten und lässt mich warten.“
    „Sie sind beim Empfang?“ Ich grinse. Francesca wurde vom Geschäftsführer wegen ihrer langen blonden Haare ausgesucht und nicht deswegen, weil sie schnell oder gar mehrfachbegabt wäre.
    „Ja. Natürlich.“ Es klingt, als würde sie gleich explodieren. Ist in Anbetracht der heutigen Medienberichte allerdings auch kein Wunder.
    „Schalten Sie die Lautsprecherfunktion ein und halten Sie ihr das Telefon einfach hin.“ Dann brülle ich in meinen Apparat: „Francesca: Lassen Sie Frau Bogner zu mir! Ich warte auf sie!! Es ist dringend!!!“
    „Was?“, höre ich leise und gedehnt. „Das hab ich ja nicht wissen können.“
    Höchstens zwei Minuten später steht

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