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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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die Mittel dazu.“
    „Und warum wollt ihr plötzlich ‚wirklich was verändern‘?“
    „Weil es höchste Zeit ist! Weil wir immer bessere Chance haben, uns zu vernetzen! Weil es weltweit Aufbruchsbewegungen gibt. Du warst ja selbst von Sonnendorf und ihrem Konzept der unabhängigen Energieversorgung angetan.“
    Sonnendorf. Wie harmlos alles begonnen hat. Mit Windrädern, einem kleinen Biomasseheizwerk am Waldrand – und einer überaus dynamischen Werbefachfrau, für die das erst der Anfang sein soll.
    „Habt ihr eigentlich mit Tina Bogner Kontakt?“, frage ich vorsichtig.
    „Mit der Sprecherin von ‚PRO!‘?“, kommt es zurück. „Zumindest nicht persönlich. Und im Netz kennen wir einander nicht, wir haben Nicknames, wir verwenden nicht einmal unsere Vornamen. Das Netz ist basisdemokratisch. Alle sind gleich, egal, woher sie kommen, was sie machen und wie sie aussehen.“
    „Also kann man wunderbar anonym dazu aufrufen, Gasleitungen in die Luft zu jagen.“
    „Das hat keiner getan!“, fährt mich Jana an. „Ich glaube nicht, dass das mit ‚Cybersolar‘ zu tun hat! Wir lassen uns unseren demokratischen Widerstand durch solche Aktionen sicher nicht kaputtmachen!“
    „Und das Hacken? Die Botschaft auf der Startseite von ‚AE‘?“
    „Glaubst du, außerhalb unserer Community gibt es keine Hacker? Wenn jemand bei ‚Cybersolar‘ hackt, dann nicht, um zu stehlen, sondern um etwas aufzuzeigen! Und um sich zu wehren!“
    „Das habe ich so ähnlich schon gehört. Auf ihrer Facebookseite, die dann geschlossen wurde. Dein Bruder ist der beste Computerexperte, den ich kenne. Ich weiß, dass er selbst auf der Uni als großes Talent gilt. Was hat er damit zu tun?“
    Jana sieht mich böse an. „Du glaubst wohl nicht, dass ich Fran verpfeife? Ich weiß es nicht. Das ist die Wahrheit. Ich glaube übrigens nicht, dass er einer der Hacker ist. Mehr kann ich nicht sagen.“
    „Die können uns nichts tun“, ergänzt Fran eine halbe Stunde später, als wir zu viert in Vesnas Arbeitszimmer stehen. Keiner hat die Ruhe, sich zu setzen. „Wir haben nichts Illegales gemacht.“
    „Oder du glaubst, du wirst nicht erwischt, weil du bist so schlau“, stellt Vesna fest. „Aber Polizei hat auch schlaue Computerexperten. Das muss klar sein.“
    Fran geht zu Vesnas Computer und tippt. „Oje“, sagt er dann. „Bei einem Hochspannungsmast hat es vor einer Stunde eine Serie von Explosionen gegeben. Man hat die Leitung sicherheitshalber vom Netz genommen. Daraufhin dürfte eine Trafostation eingegangen sein. In Baden haben die Leute momentan keinen Strom.“
    Wir rennen zu Vesnas Schreibtisch.
    „Gibt’s ein Bekennerschreiben?“, will ich wissen.
    „Lass mich schauen …“ Fran tippt wie wild in den Computer, sieht dann seine Mutter an. „Vielleicht ist es gar nicht so gut, wenn wir in deinem Computer so viel herumsuchen. Da könnte die Polizei auf dumme Gedanken kommen.“
    „Auch schon egal“, antwortet Vesna. „Sieh nach, ob jemand sich bekennt zu Anschlag.“
    „‚Cybersolar‘ tut es auch diesmal nicht. Zumindest nicht direkt. Sie schicken über Twitter nur die Botschaft:
‚Leitungsnetze sind anfällig. Das ist nicht unsere Schuld.‘

    Vesna setzt durch, dass Jana und Fran mit ihr in die Villa von Valentin kommen und bis auf weiteres dort wohnen. Platz sei genug. Irgendwie scheint den beiden doch nicht ganz geheuer zu sein, was da passiert. Sie stimmen erstaunlich schnell zu.
    Ich verzichte darauf, quer durch Wien nach Baden zu hetzen. Unwahrscheinlich, dass ich dort noch irgendetwas Neues erfahren kann. In der Redaktion stelle ich fest, dass „AE“ seine Homepage vorübergehend vom Netz genommen hat, auf der Startseite der Badener Stadtgemeinde taucht wenig später die Botschaft auf:
„Es geht auch anders.“
Das ist alles. Wieder dieser Satz. Wieder keine Sonnen. Haben nur gewisse Aktivisten von „Cybersolar“ Zugang zu den Sonnensymbolen?
    Nach der Hauptnachrichtensendung wird es ein TV-Streitgespräch zwischen Tina Bogner, der Sprecherin von „PRO!“, und Reinhard Hohenfels, dem Manager von „Pure Energy“, geben. Klaus, der Chefredakteur, kommt in meine Dschungelecke und fragt, ob ich die Programmänderung mitbekomme habe.
    „Ich nehme an, in der nächsten Ausgabe wird die Serie wieder mehr Platz haben?“, frage ich so neutral wie möglich.
    „Nehme ich auch an. Wenngleich sich der Schwerpunkt verschoben hat. Stichwort: Energieterror.“
    „Klar“, antworte ich friedlich.

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