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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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„Auch wenn nicht sicher ist, wer da wirklich Terror macht. Abgesehen davon: ‚Cybersolar‘ ist kein exklusiver Zirkel, man kennt einander nicht persönlich und mitmachen kann jeder, der sich zu den Zielen bekennt und etwas einbringen kann.“
    „Das ist wohl deren Problem.“
    „Da bin ich mir, juristisch gesehen, nicht sicher. Außerdem sollten wir uns schon auch ansehen, was zu diesen Protesten geführt hat: eine ignorante Energiepolitik, Verflechtungen zwischen Politik und Unternehmen, die bis zur Bestechung gehen, der Umstand, dass Österreich international vereinbarte Klimaziele nicht einhält und dafür ganz schön viel zahlen muss, Konzerne, die mit allen Mitteln um ihre Vormachtstellung kämpfen.“
    Mein Chefredakteur runzelt die Stirn. „Wir werden sehen.“ Und schon biegt er die Blätter meines Philodendrons zur Seite und will … Ich erwische ihn gerade noch am Jackenärmel. „Wer übt Druck auf dich aus? Bloß die Geschäftsführung? Ich muss das wissen!“
    Er seufzt und sieht mich an. „‚Bloß‘ die Geschäftsführung, was glaubst du denn? Und wenn ich die frage, wer auf sie Druck ausübt, bekomme ich keine Antwort. Ich werde dich unterstützen, so gut es geht. Aber bitte: Verrenn dich nicht!“
    Bevor ich heimgehe, sehe ich noch einmal auf Twitter. „Cybersolar“ hat gepostet:
„Es waren bloß Serien von Ladykrachern, die rund um den Hochspannungsmast hochgegangen sind. Was tun sie, wenn es wirklich Sprengstoff ist? Das ganze Volk verhaften? Wir fürchten uns nicht.“
    Ist das jetzt doch ein Bekennerschreiben?
    Wir sehen uns die Fernsehdiskussion vom Sofa aus an. Oskar hat vom Chinesen in der Nähe knusprige Shrimps, Tintenfisch mit Pfeffer und Mapo-Tofu mitgebracht. Auf dem Sofatisch steht die elektrische Warmhalteplatte. Wir essen stilgerecht aus Schüsseln und mit Stäbchen. So entspannt, als hätte ich nicht mehr mit der Energie-Sache zu tun als jede Durchschnittschinesin.
    Tina Bogner sieht ausgesprochen gut aus. Hosenanzug in dezentem Braun, darunter eine knallgrüne Bluse. Ihre Augen blitzen. Man merkt, dass sie um Zurückhaltung bemüht ist. Hohenfels ist ein durchaus attraktiver Mann. – Ich hätte auch nicht damit gerechnet, dass die stilbewusste Carmen bei einem Fettsack mit Glatze nach inneren Werten sucht. Schlank, kurz geschnittene graue Haare, ein George-Clooney-Typ mit dunklen Augen und einer gepflegten Aussprache. Er hat sicher von Kind auf hochdeutsch gesprochen, stammt ja aus einer Adelsfamilie. Wie immer, wenn es wichtig ist, moderiert Ingrid Thurnher. Sie sieht die beiden an, als wollte sie am liebsten sagen: Endlich einmal telegene Erscheinungen! So schön kann Energiepolitik sein! Stattdessen geht es dann ziemlich zur Sache. Tina Bogner distanziert sich von allen illegalen Aktionen und versucht immer wieder, ihr Konzept der lokalen Energieversorgung zu positionieren: billiger, sicher, unabhängig. Das Beispiel Sonnendorf … Hohenfels fällt ihr freundlich ins Wort: „Sonnendorf finde ich sehr interessant. Es tut mir wirklich leid, dass ausgerechnet am Tag der Umbenennung dieses kleinen Dorfs der erste Anschlag auf eine Gasleitung stattgefunden hat. Auch wenn es natürlich in gewisser Weise dazu geführt hat, dass das öffentliche Interesse an Ihrem Unternehmen gestiegen ist.“
    „Elegant“, vergibt Oskar einen Punkt an Hohenfels.
    „Mir tut das auch leid“, kontert Tina Bogner. „Wir brauchen nämlich keine Explosionen, um auf uns aufmerksam zu machen. Wir tun das, was große Teile der Bevölkerung wollen: Wir versorgen sie mit lokal erzeugter Energie und schonen die Umwelt. Gasdruckleitungen sind leider nicht nur alte Technologie, sondern auch sehr anfällig. Wir können von Glück reden, dass wir in keinem Land mit großer Terrorgefahr leben.“
    „Perfekt pariert“, murmle ich, als handelte es sich um ein Tennismatch, und nehme mir noch ein Shrimp.
    Die Moderatorin bringt das Gespräch auf den ehemaligen Vizekanzler Heinrich Gruber. Der sei nun so etwas wie das Feindbild der Grünen und Umweltbewegten. Drohungen hätte es mehr als genug gegen ihn gegeben. Ein Bild der an dem Hochspannungsmast baumelnden Puppe wird eingeblendet. – Wer hat es aufgenommen? Sind, nachdem ich gegangen bin, doch noch andere Medienleute gekommen? Oder hat es jemand von der Polizei dem Fernsehsender oder gar „Pure Energy“ zugespielt? – Jetzt fehle von Gruber jede Spur, redet Ingrid Thurnher weiter. Ob man es etwa doch mit Umweltschützern zu tun haben könnte, die

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