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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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möglich?“
    „Leider ja. Es gibt da welche, die versuchen, die Stabilität unseres Systems zu unterlaufen. Ich weiß nicht, wie gut sie sind. Und wie weit sie gehen werden.“
    Auch das kleine Biomasseheizwerk läuft über eine Computersteuerung. Mehr oder weniger alles wird heute computergesteuert. Ich lächle Zuckerbrot an: „Die von ‚Cybersolar‘ rufen zu Picknicks vor Energieunternehmen auf und schicken Sonnen über die Homepage von ‚Pure Energy‘. Das klingt nicht nach ganz bösen Schurken, oder?“
    „Was, wenn sie eine Gasdruckleitung in Waldnähe gesprengt hätten? Es hat schon lange nicht mehr geregnet. Oder in der Nähe von Siedlungen?“, gibt Zuckerbrot zu bedenken.
    „Das soll auch ‚Cybersolar‘ gewesen sein?“
    „Wir ermitteln, wir können es nicht ausschließen. Ganz abgesehen davon, dass wir es da nicht mit einem strukturierten Gegenüber zu tun haben, sondern mit einer bloß über Computer vernetzten unbestimmten Anzahl von Einzelpersonen. Sie haben übrigens gestern Nacht ihren Facebook-Account geschlossen und sind jetzt nur noch über Twitter erreichbar. Da kann man ihre Herkunft noch schwieriger ausforschen.“
    „Und warum die Hausdurchsuchung bei ‚PRO!‘?“
    „Seit wann erzähle ich Ihnen über Ermittlungsdetails und unsere Motive?“, fragt Zuckerbrot zurück.
    „Wegen einer Streichholzschachtel in der Nähe der explodierten Gasleitung … Kaum denkbar, dass sie eine Sprengladung mit dem Streichholz aus einer Schachtel mit dem Firmenlogo zünden. Das sieht doch nach plump untergeschobenem Beweismittel aus.“
    „Glauben Sie mir, so weit kann auch ich denken. Aber es könnte ja jemand die Streichholzschachtel in der Hektik des Rückzugs verloren haben. Außerdem: Ein bisschen mehr haben wir schon.“
    „Das mit Novak, der während des Fests weggefahren und kurz nach der Explosion wiedergekommen ist“, sage ich. Gut, wenn er merkt, dass auch ich so einiges weiß. Vielleicht erzählt er dann ja doch noch etwas.
    Zuckerbrot nickt bloß ein wenig mit dem Kopf. Er wirkt unbeeindruckt.
    „Haben Sie sich eigentlich die Windkraftgegner auch angesehen? Die haben offenbar genug Geld, um einen Privatdetektiv zu finanzieren. Und sie sollen Menschen in Sonnendorf Geld angeboten haben, wenn sie nicht für eine Änderung des Ortsnamens stimmen. Die zwei Obermacher werden im Dorf übrigens Don Quichotte und Sancho Pansa genannt – weil sie gegen Windräder kämpfen.“
    Zuckerbrot schmunzelt. Ist ja schon was. Wenigstens gelingt es mir, ihn zu unterhalten. „Passen Sie bloß auf, dass nicht die Fantasie mit Ihnen durchgeht. Im Vertrauen gesagt: ‚Don Quichotte‘ hat einen Lottogewinn gemacht, keinen besonders großen, aber um etwas Geld in der Hand zu haben, reicht es. Und der Privatdetektiv hat sich gestern bei uns mit dem Hinweis gemeldet, dass ein Mitarbeiter von ‚PRO!‘ auf einer der Protestpartys von ‚Cybersolar‘ gesehen worden ist. Ganz abgesehen davon, dass er schwört, dass die von ‚PRO!‘ in der Nacht Abfälle verheizen. Auch wenn wir umfassend ermitteln: ‚Don Quichotte‘ und seine Freunde sind harmlos. Und ihr Privatdetektiv scheint auch nicht eben eine Leuchte seines Fachs zu sein.“
    „Warum dann die Hausdurchsuchung? Nur weil einer auf eine Party gegangen ist? Das machen viele. Harmlose junge Menschen, die sich für unsere Umwelt einsetzen. Oder gar, weil ‚PRO!‘ angeblich Abfälle verbrennt? Was ich mir übrigens beim besten Willen nicht vorstellen kann.“
    „Damit hatte der Durchsuchungsbefehl nichts zu tun, so viel kann ich Ihnen verraten. Auch wenn ein paar dieser ‚harmlosen jungen Menschen‘ zur Warnung die Attrappe eines ‚bösen‘ Vertreters der Energielobby aufgeknüpft haben könnten.“
    „Haben Sie eigentlich mit den Vorerhebungen gegen Zemlinsky wegen Geschenkannahme und Bestechung zu tun? Beschäftigt sich die Sonderkommission auch damit?“
    Zuckerbrot sieht auf die Uhr. „Sie sollten sich nicht zu sehr von Ihren Ökofreunden beeinflussen lassen. Die Vorerhebungen sind eingestellt. Und sie haben mit unserem Fall nichts zu tun.“
    „Gruber soll Zemlinsky gekauft haben.“
    „Es ging um eine Zahlung von ‚Pure Energy‘ an die Werbefirma der Frau von Zemlinsky. Das ist ja doch etwas anderes.“
    „Es sieht anders aus. Aber ob es etwas anderes ist?“, erwidere ich.
    „Der Erhebungen wurden eingestellt.“
    „Sieh an.“
    „Ja, sieh an.“ Zuckerbrot schenkt mir einen Blick, der jedem Poker-Profi alle Ehre machen würde.

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