Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
Vom Netzwerk:
bekommen, ansonsten hätte ich ihnen das Federkleid mit der Haut vom Leib gezogen. Sie von jeder einzelnen Feder zu befreien, bedeutet, noch monatelang welche in der Küche und an vielen absurden Orten zu finden. Außerdem ist es mit einer Katze nahezu unvereinbar. Ich weiß es, ich hab es schon probiert. Bis auf die Brüste und die ausgelösten Hinterkeulen kommt alles in einen Topf und wird mit Wasser und einem Viertelliter Sherry bedeckt. Jetzt noch Wurzelgemüse und eine in der Pfanne gebräunte halbierte Zwiebel dazu, Pfeffer und Neugewürz, und schon darf die Suppe für die nächsten drei Stunden köcheln.
    Ich konnte Oskar gerade noch ausreden, Carmen zu unserem Abendessen einzuladen. Ich will meinem Mann nicht mehr zumuten, als notwendig ist. – Oder versuche ich vor allem, Carmen zu schützen? Soll sie mit ihrem George-Clooney-Verschnitt glücklich sein, so lange es geht. Ich bin mir nicht klar, was dieser Hohenfels wirklich für ein Typ ist. Weltgewandt und tüchtig oder, wie die von „Cybersolar“ wohl meinen: ein typischer Vertreter der mächtigen Energielobby. Einer, der über Leichen geht. Zumindest im übertragenen Sinn. Erstaunlich, dass er im Fernsehen angedeutet hat, Gruber könnte tatsächlich ermordet worden sein. Was steckt dahinter? Weiß er es? Was will er? Von sich ablenken? Jemanden aus der Reserve locken?
    Ich würze die Fasanenbrüste mit reichlich Madras-Curry, beträufle sie mit karibischem Rum und lasse sie bei Zimmertemperatur ziehen. Curry ist ein guter Weichmacher, und üblicherweise sind Fasanenbrüste eher zäh und trocken. Mal sehen, ob ich sie besser als üblich hinkriege. Die roten Linsen werde ich während des Essens à la minute zubereiten. Knoblauch und Zwiebel in Butter anrösten, die Linsen einrühren und mit ganz wenig von der Fasanensuppe aufgießen. Das ist alles. Am besten sind sie, wenn sie bloß ganz kurz aufkochen. Mit einem Teelöffel Maismehl binden und fertig.
    Ich muss mir die TV-Konfrontation noch einmal ansehen. Tina Bogner hat etwas gesagt, dem es sich nachzugehen lohnt. Wenn ich bloß darauf kommen würde, was es war. Ich nehme meinen Laptop und stelle ihn in eine Ecke der Arbeitsfläche. Wird ihm schon nichts passieren. Und wenn: Er ist bereits ein paar Jahre alt. Fran kann mich ja beraten, wenn ich einen neuen brauche. Fran: Wie sehr steckt er mit drin bei „Cybersolar“?
    Ich starte das Programm, mit dem man sich Informationssendungen im Nachhinein ansehen kann, und drücke auf „Play“. Hinschauen brauche ich ja nicht, nur mithören sollte ich. Es heißt doch immer, dass wir Frauen mehrere Dinge gleichzeitig können. „Multitaskingfähig sein“, heißt das im neuen Sprachgebrauch. Warum sind dann die meisten Manager eigentlich Männer? Vielleicht, weil dort eher eindimensionale Typen gebraucht werden?
    Ich hole die große Lachsforelle aus dem Kühlschrank und filetiere sie. Eigentlich schade, sie zu Tartar zu verarbeiten. Die schönsten Rückenteile lege ich zur Seite. Beim Rest zupfe ich die Gräten und schneide das Fleisch dann mit einem scharfen Messer möglichst klein.
    „Sonnendorf finde ich sehr interessant. Es tut mir wirklich leid, dass ausgerechnet am Tag der Umbenennung dieses kleinen Dorfs der erste Anschlag auf eine Gasleitung stattgefunden hat“, sagt Hohenfels gerade. Ein Heuchler? Oder einfach ein höflicher Mensch? Was ist, wenn die von „Pure Energy“ selbst Gruber beseitigt haben? Ich schaue auf den Bildschirm. Wie ein Mörder sieht der nicht aus. Klar, die wenigsten Mörder sehen angeblich so aus, als könnten sie jemandem etwas zuleide tun. Aber: Hohenfels wirkt einfach zu zivilisiert. Kann das bloß Tünche sein?
    Unter das Lachstartar mische ich Limettensaft, einen ganz kleinen Spritzer Noilly Prat, Salz, etwas von der Sweet & Hot Chilisauce und einen Hauch fein geschnittenen Ingwer. Die schönen Mittelstücke bestreiche ich mit meinem Chili-Olivenöl. Ab damit in den Kühlschrank. Roher Fisch sollte nie warm werden. Dafür nehme ich den Käse schon jetzt aus der Kälte. Bei Zimmertemperatur und reif schmeckt er am besten.
    „Es gab Vorerhebungen wegen Bestechung, soviel ich weiß, ermitteln auch EU-Behörden wegen Korruptionsverdacht und illegalem Lobbying. Ich würde es nicht ausschließen, dass sich jemand aus seinem eigenen Umfeld gegen ihn gewandt hat. Vielleicht hat er zu viel gewusst. Das ist freilich nur eine These“, sagt Tina Bogner. Das war es! Ich spiele zurück und höre es mir noch einmal an: „Ich würde

Weitere Kostenlose Bücher