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Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Unter Strom - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Es macht nicht den Anschein, als würde ich noch mehr von ihm erfahren. Klar ist: In den obersten Justizstellen hält man die Attacken auf das Energiesystem für so wichtig, dass eine Sonderkommission unter der Leitung eines der erfahrensten Kriminalbeamten eingesetzt worden ist. Auf der anderen Seite versucht das „Magazin“, meine Serie so klein wie möglich zu halten. Und andere Medien berichten so gut wie ausschließlich über die Schurken von „Cybersolar“. Kann schon sein, dass es dort nicht nur Gute gibt. Aber das könnte auch auf das eine oder andere Energieunternehmen zutreffen. Wir verabschieden uns, Zuckerbrot bringt mich bis zur Tür. Will er mir doch noch etwas erzählen?
    „Ich weiß, dass Sie auch nicht immer so können, wie Sie wollen“, murmle ich und denke im Moment darauf: Hoffentlich kommt das nicht wieder falsch an und er wird wütend, weil ich seine Unabhängigkeit in Zweifel ziehe.
    Aber er versucht ein Lächeln. „Eines noch“, sagt er. „Sie haben es auf keinen Fall von mir: Ihre Freundin soll auf ihre beiden Kinder aufpassen.“
    Ich sehe ihn alarmiert an: „Was heißt das? Ich weiß, dass sie bei Veranstaltungen von ‚Cybersolar‘ waren, aber das ist doch nicht strafbar.“
    „Das ist nicht strafbar. Aber … es könnte sein, dass sie mehr mit dem Ganzen zu tun haben. Und es gibt Leute im Justizapparat, die auf Internetkriminalität sehr allergisch reagieren.“
    „Könnte es vielleicht auch damit zu tun haben, dass man mich ruhigstellen will?“, frage ich.
    „Das habe ich nicht gesagt.“ Und damit zieht Zuckerbrot langsam die Tür hinter sich zu.
    Ich muss Vesna warnen. Ich muss Fran und Jana warnen. Aber sicher nicht übers Telefon. In welchen virtuellen Wahnsinn sind wir da hineingeraten? Oder ist er eigentlich sehr real?
    Dass der Wahnsinn tatsächlich nicht nur virtuell ist, stellt sich schon am Vormittag heraus. Eine Eilt-Meldung kommt über die Nachrichtenagenturen: „Erneut Gasleitung gesprengt! In der Nähe von Pointenbrunn beschädigen noch unbekannte Täter eine in Bau befindliche Gaspipeline. Die Polizei ermittelt.“ Das klingt jetzt nicht eben nach einem Riesenfeuer, aber da ich weder Zuckerbrot noch einen seiner Beamten erreiche, fahre ich hin. Pointenbrunn ist ein nettes kleines Dorf, umgeben von Weinbergen, Ölpumpen und einer Gasstation. Feuer kann ich tatsächlich keines entdecken, dafür außerhalb des Orts eine ungewöhnliche Menschenansammlung. Polizei und Feuerwehr, vor allem aber Autos von Fernsehsendern und anderen Medien. Offenbar war ich diesmal langsamer als viele meiner Kollegen. Durch ein abgeerntetes Feld führt ein schmaler, unbefestigter Weg. Ich fahre ihn entlang, parke meinen Wagen neben mindestens zehn anderen. Etwas weiter vorne hat die Polizei das Gelände abgesperrt. Ich drängle mich an Kollegen, Kameraleuten, aufgeregten Ortsbewohnern vorbei und sehe ein etwa zwei Meter tiefes Loch. Zuckerbrot steht mit einigen ernst dreinblickenden Menschen zusammen, ein Mann im Anzug redet auf ihn ein. Ist er von „AE“? Ist er Sprengstoffexperte?
    „Dass man sich so schnell wiedersieht!“, rufe ich dem Leiter der Sonderkommission zu.
    Er dreht sich irritiert um, knurrt bloß etwas Unverständliches.
    „Was ist geschehen?“, frage ich eine Kollegin, die ich gern mag. Sie arbeitet für Ö 1, einen öffentlichen Radiosender, der tatsächlich noch informiert.
    „Da entlang“, sie deutet auf den Weg, „führt eine neue Gasleitung. Sie haben sie erst vor kurzem zugeschüttet. Sie ist noch nicht in Betrieb. Die haben versucht, sie zu sprengen.“
    „Seltsam. Warum nicht eine, in der schon Gas ist?“, antworte ich.
    „Es war wohl bloß eine Drohung. Es ist im Netz eine Art von anonymem Bekennerschreiben aufgetaucht, in dem davon die Rede ist, dass sie die ‚schmutzige Energieversorgung‘ lahmlegen können, wenn sie wollen. Sie haben es auf die Startseite von ‚AE‘ geschrieben.“
    „Da haben sie sich jetzt auch hineingehackt?“
    „Sieht so aus.“
    Üblicherweise würde ich in dieser Gegend nach einem netten Heurigen suchen, mich dort an Hausgemachtem erfreuen, Wein einkaufen. Aber ich hetze weg. Ich muss zu Fran. Allerdings ist es wohl wirklich besser, ihn nicht anzurufen, ihm auch keine E-Mail zu schicken. Wie erreiche ich ihn ohne die Hilfe elektronischer Kommunikationsmittel? Ich habe keine Ahnung, wo er sein könnte. Ich fahre zu Vesnas Reinigungsfirma. Sie ist noch immer in dem einstöckigen Haus untergebracht, für das es

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