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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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stotterte sie.
    »Ein Königreich für Ihren letzten Gedanken«, grinste Karen und reichte Sylvia die ungeöffnete Pizzaschachtel. »Ich hole schnell Besteck aus der Küche. Und ein paar Servietten.«
    Karen verschwand. Sylvia sah ihr nach, immer noch völlig durcheinander. Was war das? Seit wann empfindest du solche intensiven Gefühle für Karen? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen . . . Blödsinn! Das war schlechterdings unmöglich! Selbst der Gedanke bahnte sich nur zögerlich seinen Weg in Sylvias Hirn. Das lag sicher nur an Leons Geschwätz. Sie war bisher noch nie . . . interessiert an . . . einer Frau. Regungslos verharrte Sylvia, bis Karen wiederkam.
    »Na dann schießen Sie mal los. Was wollten Sie mit mir besprechen?« Karen reichte Sylvia das Besteck.
    Sylvia gab sich innerlich einen Ruck. Schluss damit! forderte sie streng. Sie begann zu essen, um ihre Gedanken durch diese einfache Prozedur zu sammeln. Zwischen den einzelnen Bissen erzählte sie: »Also. In beiden Fällen versicherte man mir, dass Ralf Gregor die Bausubstanz der Objekte selbst bewertete, die Planung vornahm und die Durchführung der Sanierung vor Ort steuerte.«
    »Natürlich. Das ist seine Aufgabe als Projektleiter. Als solcher hat er die Angaben, die er sich teilweise selbst beschafft, die zum anderen Teil aber auch aus Zuarbeiten kommen, zusammengefasst, seine Kalkulation darauf aufgebaut und die Aufträge durchführen lassen. Aber wenn eine Zuarbeit fehlerhaft war, dann hat er sich auch auf diese gestützt, wie auf alle anderen auch.«
    »Karen! Überlegen Sie doch mal! Wenn Gregor nichts mit der Sache zu tun hat, ein Opfer der Umstände ist, dann hätten, bei den Summen, von denen wir hier reden, mehrere entscheidende Zuarbeiten in einem Projekt fehlerhaft sein müssen. Also hätten mehrere Mitarbeiter, entweder unabhängig voneinander oder in Absprache, falsche Angaben gemacht. Ersteres, nämlich dass so etwas unabhängig voneinander geschieht, ist ein fast unmöglicher Zufall. Letzteres bedeutet, man will Gregor aus der Firma mobben und benutzt dabei eine recht umständliche Methode. Verfolgen wir dennoch diese Möglichkeit. Wenn man Gregor auflaufen lassen will, hätte man Ihnen doch auf irgendeine Weise die Information zugespielt, dass Gregor Fehler macht, die der Firma schaden, und das wohl spätestens in dem Moment, da Ihnen die Kreditanträge vorlagen. Länger zu warten, wäre dumm, weil das ja die Existenz der Firma, also den eigenen Arbeitsplatz, gefährdet. Aber was passiert statt dessen? Die Anträge gehen zur Bank und werden bewilligt. Erst jetzt werden, und zwar nicht Ihnen, sondern den Beamten, Unterlagen in die Hände gespielt. Folgen wir weiter der Verschwörungstheorie: Ist den Verschwörern denn nicht klar, dass der Verdacht in dieser Phase, da bereits Kredite an ›Candela & Partner‹ geflossen sind, auch auf Sie, die Inhaberin der Firma fallen muss? Plant man also, Sie beide aus dem Weg zu räumen? Kollektive Verschwörung gegen die Chefs? Klingt irgendwie unwahrscheinlich. Wer hätte etwas davon? Warum sollte jemand Sie und Gregor ans Messer liefern wollen? Bleibt das Naheliegende: die ewig neue alte Geschichte vom illoyalen Stellvertreter. Gregor fälschte die Angaben absichtlich, unterschlug das Geld der Firma und jubelte Ihnen die Schuld unter.«
    Karen schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Sie sind zu misstrauisch gegenüber Gregor!«
    »Dann geben Sie mir eine bessere Erklärung!« verlangte Sylvia.
    »Da muss ich passen.«
    Karen stand auf und begann unruhig im Zimmer hin und her zu laufen. Sylvias Überlegungen hatten etwas für sich. Genauer gesagt, waren sie sehr schlüssig. Wem, wenn nicht dem Projektleiter, also in diesem Fall Gregor, würde am ehesten auffallen, wenn es Abweichungen von den kalkulierten Materialwerten oder vom Zeitplan gab? In einem solchen Fall war es seine Aufgabe, die kaufmännische Abteilung einzuschalten beziehungsweise sie, Karen, zu informieren. Und das galt sowohl bei negativen als auch bei positiven Abweichungen. Es gab keinen Grund, dies nicht zu tun. Es sei denn . . .
    Karen setzte sich nun Sylvia wieder gegenüber. »Wenn es stimmen sollte, dass Gregor der Mann ist, den wir suchen, dann hieße das, er wird von Drechsler gedeckt. Ich kann mir, trotz der Freundschaft zwischen den beiden, nicht vorstellen, warum Bernd so etwas für Ralf tun sollte.«
    »Vielleicht hat er Schulden bei ihm?«
    »Kann ich mir auch nicht denken.«
    »Tja, ich

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