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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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weiß nicht. Aber es muss einen Grund geben«, sagte Sylvia.
    Karen schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich daran glauben soll, dass Ralf wirklich etwas mit dem Ganzen zu tun hat. Einerseits läge es auf der Hand, andererseits . . . vielleicht trügt der Schein ja auch hier. Ich meine, Ralf befindet sich im Grunde genommen in derselben Lage wie ich. Der Anschein spricht gegen ihn, es fehlen aber jegliche Beweise. Oder haben Sie welche?«
    »Jetzt muss ich leider passen«, gestand Sylvia bedauernd.
    »Verdammter Mist!« fluchte Karen. Dann riss sie sich zusammen. »Also gut. Nur zur Sicherheit wird Endrich sich Gregor genauer anschauen.«
    Sylvia nickte. »Das scheint mir im Moment auch das Beste.« Sie war froh, dass Karen selbst diese Entscheidung traf und nicht wieder falsche Rücksichten nahm. Das Gespräch über Justizirrtümer schien ihr im Gedächtnis zu haften. »Aber Sie müssen sich Gregor gegenüber weiterhin unvoreingenommen verhalten.«
    »Ich bin unvoreingenommen«, sagte Karen. Aber dann schränkte sie doch ein. »Nun ja, zumindest war ich es bis eben.«
    »Tut mir leid, dass ich Sie so überfallen und in Unruhe versetzen musste. Kann ich irgend etwas tun, Sie wieder aufzumuntern?« fragte Sylvia.
    »Kaum.«
    Sie schwiegen wieder. Sylvia ließ Karen die Zeit, die sie brauchte, sich zu sammeln.
    »Wollen wir dann noch kurz den Ablauf der nächsten Tage festlegen?« schlug Karen schließlich vor. »Sie sind ja in Wien sicher schlecht erreichbar.«
    »Ja«, sagte Sylvia. »Aber nur wenn Sie meinen, Sie sind jetzt dazu in der Verfassung. Sonst komme ich doch lieber morgen noch mal vorbei.«
    »Wird schon gehen.« Karen holte die Pläne.
    Eine halbe Stunde später waren sie fertig. Sylvia rieb ihren Nacken. Er schmerzte etwas von der unbequemen Körperhaltung der letzten dreißig Minuten.
    »Noch einen Kaffee?« fragte Karen.
    Sylvia nickte dankbar. Nachdem beide den ersten Schluck genommen hatten, erhob sich Karen und trat hinter Sylvias Sessel. Sylvia spürte plötzlich Karens Hände auf ihren Schultern, die sie sanft aber bestimmt in die Lehne drückten und ihren Nacken zu massieren begannen.
    »Entspannen Sie sich«, hörte sie Karen sanft sagen.
    Leichter gesagt als getan! Sylvias Puls schlug mit einem Mal schneller. In ihrem Bauch begann es zu kribbeln, und ihr Hirn gaukelte ihr vor, dass Karen sich im nächsten Moment über sie beugen und küssen würde. Und Sylvia wusste, sie würde sich nicht wehren. Bei diesem Gedanken durchfuhr sie ein heißer Schauer. Sie erschrak in dem Moment, da ihr bewusst wurde, wie sehr die einfache Geste Karens sie aufwühlte. Im nächsten Augenblick verkrampfte sie noch mehr.
    »Entspannen«, wiederholte Karen leise.
    »Ich bin entspannt«, erwiderte Sylvia erzwungen salopp.
    »Das sind Sie nicht.« Karens Stimme klang sanft aber bestimmt, während sie weiter massierte. »Sie sind total verkrampft. Sie sitzen wie auf einem Nadelbrett!«
    So sehr Sylvia sich bemühte, es gelang ihr nicht, sich unter Kontrolle zu bringen. Statt dessen verspürte sie den irrigen Wunsch, Karens Hände zu nehmen, sie an ihre Wange zu legen und zu streicheln. Es war die Stärke dieses Wunsches, die Sylvia erschreckte. Der zärtliche Gedanke an tiefe Vertrautheit.
    Genauso plötzlich wie Karen begonnen hatte, beendete sie die Massage. Sie setzte sich Sylvia gegenüber, forschte mit eindringlichem Blick in ihrem Gesicht.
    »Es ist Ihnen peinlich!«
    »Was?!« Sylvia sah Karen verdattert an, konnte aber nicht verhindern, dass sie Karens forschendem Blick auswich.
    »Sie sind verlegen.« Karen machte eine kurze Pause. »Wer hat es Ihnen gesagt?!«
    »Gesagt? Was gesagt?«
    Karen zögerte kurz. »Dass ich – Frauen Männern vorziehe. Das ist es doch, was Sie so beunruhigt hat. Fehlte nur noch, dass Sie zu zittern anfangen. Haben Sie Angst, ich könnte über Sie herfallen?«
    Sylvia schluckte. Karen war ihre Verwirrung also nicht verborgen geblieben, und sie hatte sie auf diese Art gedeutet. Und irgendwie lag sie nicht einmal ganz falsch. Nur hatte Sylvia nicht Angst vor ihr, sondern . . . ja was eigentlich? Angst vor sich selbst?
    Verzweifelt sagte Sylvia, und sie wusste nicht so richtig, ob zu sich selbst oder zu Karen: »Das ist ja albern.«
    Karen lächelte leicht. »Ich bin froh, dass Sie das auch so sehen. Nur, warum sind Sie dann so nervös?«
    »Bin ich nicht.« Das war gelogen!
    Es entstand eine Pause.
    »Wer hat es Ihnen gesagt?« forschte Karen weiter. »Oder sind Sie von

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