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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Personen hat, die ihn unter Druck setzen oder gar bedrohen.«
    Karen nickte. »Gut. Dann ändern wir unsere Taktik.«
    Sie erklärte Endrich Sylvias Vorschlag. »Was halten Sie davon?« fragte sie abschließend.
    »Angriff ist und bleibt die beste Verteidigung«, stimmte er zu. »Ich denke, ich bekomme das hin. Die Rolle des unwirschen Detektivs ist mir buchstäblich auf den Leib geschrieben.« Dabei klopfte er sich auf seinen Bauch.
    »Und nun zu Reimanns Ergebnissen«, leitete Karen zum nächsten Punkt über. »Wie gut kennen Sie sich mit Buchhaltung aus?«
    Gegen halb sechs rief Sylvia unerwartet an. »Sind Sie noch eine Weile im Büro? Kann ich vorbeikommen?«
    Karens Stimmung, durch die Gespräche mit Holzner und Reimann am Tiefpunkt angelangt, besserte sich schlagartig, als sie Sylvias Stimme hörte.
    »Machen Sie denn niemals Feierabend?« fragte Karen kopfschüttelnd.
    Sylvia lachte herzlich am anderen Ende der Leitung. »Und was ist mit Ihnen?«
    »Schuld daran ist eine gewisse Professorin. Sie hat es sehr eilig, was ihr Projekt angeht. Aber ich bin bereit, das zu vergeben, denn ich werde gut dafür entschädigt. Zum Beispiel durch ihre nette Gesellschaft am gestrigen Tag.«
    Stille am anderen Ende. Karen wartete. Tja, soweit zum Thema »Hof machen«, dachte sie. Da hatte sie sich wohl zu weit vorgewagt?
    »Ich . . . ich fand auch, dass es ein sehr schöner Tag war«, hörte sie jetzt Sylvias Stimme.
    Sehr diplomatisch. Damit konnte auch das Wetter gemeint sein! Karen schwieg enttäuscht. Na ja, andererseits, was hatte sie denn erwartet?
    »Ich habe mich sehr wohl gefühlt«, setzte Sylvia jetzt hinzu.
    Karen schmunzelte. Immerhin etwas. »Soll ich uns eine Pizza bestellen? Sie haben doch garantiert noch nicht zu Abend gegessen«, sagte sie versöhnt.
    »Gute Idee. Ehrlich gesagt habe ich auch das Mittagessen ausfallen lassen«, gestand Sylvia und legte auf.
    Zwanzig Minuten später stand sie in der Bürotür. »Hallo.«
    Karen sah auf und winkte Sylvia von ihrem Schreibtisch aus zu. »Kommen Sie herein. Der Pizzabote müsste auch jeden Augenblick kommen. Und dann erzählen Sie mir, was Sie auf dem Herzen haben.«
    »Ich kann ja schon mal anfangen, bis der Bote da ist.«
    »Wie Sie wollen.« Karen stand auf und kam zu Sylvia. »Setzen wir uns hierhin.« Sie wies auf die Sessel.
    »Ich habe heute Vormittag mit den Verwaltern zweier derer Objekte gesprochen, die Gegenstand falscher Gutachten sind«, begann Sylvia, während sie Platz nahm. »Dabei ist mir einiges durch den Kopf gegangen, und das wollte ich mit Ihnen besprechen, bevor ich übermorgen zu einer Konferenz nach Wien fliege: Austausch von Lehrerfahrungen und Forschungsergebnissen. Morgen werde ich den ganzen Tag mit den restlichen Vorbereitungen beschäftigt sein.«
    »Wie lange bleiben Sie?« fragte Karen.
    »Nur zwei Tage. Länger kann ich mir trotz Vertretung nicht leisten.«
    In diesem Moment klopfte jemand laut an die offene Tür.
    »Wurde hier Pizza bestellt?« fragte ein junger Mann in orangefarbenem Overall fröhlich.
    »Ja, allerdings«, bestätigte Karen.
    »Na dann guten Appetit.« Er legte zwei flache Kartons auf den Schreibtisch. »Ich bekomme achtzehn Euro und 20 Cent.«
    Karen stand auf und gab ihm zwanzig Euro. »Der Rest ist für Sie.«
    »Danke«, sagte er und verschwand.
    Karen ging zum Schreibtisch, öffnete die oberste Schachtel und schnupperte genüsslich. »Nicht sehr vornehm zwar, aber dafür lecker«, sagte sie fröhlich und klaubte ein Stück Käse vom Belag.
    Sylvia ging nun ebenfalls zum Schreibtisch hinüber. Hinter Karen stehend, langte sie mit dem Arm um sie herum, um sich ein Stückchen der Pizza zu stibitzen. Sie konnte die verlockende Teigkomposition aber nicht erreichen, ohne sich gegen Karens Rücken zu lehnen. Während Sylvia sich ein Stück der Pizza abbrach, spürte sie Karens Körper angenehm warm an dem ihren.
    Das plötzlich aufkommende Gefühl der Zärtlichkeit und der starke Wunsch, Karen in den Arm zu nehmen, trafen Sylvia wie aus heiterem Himmel. Irritiert trat sie einen Schritt zurück und biss abwesend in das Stück Pizza, welches sie in der Hand hielt.
    »Und?« Karen drehte sich um. »Schmeckt’s?«
    »Hm«, antwortete Sylvia automatisch. Ihr war nicht klar, dass sie Karen versonnen betrachtete.
    Karen blickte Sylvia fragend an, dann an sich herunter und wieder zu Sylvia. »Habe ich lila Ausschlag oder so was?« fragte sie.
    Erst jetzt wurde Sylvia bewusst, dass sie Karen anstarrte.
    »Äh, was?«

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