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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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In diesem Moment klingelte es.
    »Das Essen«, rief Sylvia und rannte förmlich zur Tür. Sie bezahlte den Boten und brachte die Speisen samt Wein zum Tisch. Geschäftig richtete sie das Essen an. Karens forschender Blick begleitete sie.
    Das Tischgespräch führte hauptsächlich Karen. Gelegentlich steuerte Sylvia eine, wie sie hoffte, passende Bemerkung bei. Sie wusste, sie musste fahrig wirken. Aber es war ihr kaum möglich, sich auf Karens Worte zu konzentrieren. Verdammt noch mal! Das konnte doch nicht so schwer sein! Aber ihre Sinne weilten immer noch bei der zarten Berührung von Karens Lippen an ihrem Ohr.
    Nach dem Essen machten sie es sich auf der Couch vor der Terrassentür gemütlich. Der Wein löste nach und nach Sylvias Verkrampfung. Sie fühlte sich jetzt aufgekratzt und plauderte munter drauflos. Alle Befangenheit war vergessen.
    »Ich bin froh, dass wir jetzt hier zusammen sitzen.« Sylvia schüttelte den Kopf. »Zu dumm, dass ich ausgerechnet zu dem Zeitpunkt verreist war, als Sie festgenommen wurden. Sonst wäre es vielleicht gar nicht erst so weit gekommen.«
    »Wie hätten Sie es verhindern wollen?« fragte Karen und schüttelte den Kopf. »Nein, Sylvia. Sie haben wirklich keinen Grund, sich Vorwürfe zu machen. Im Gegenteil. Wenn Sie nicht so couragiert gewesen wären, säße ich nach wie vor in einer Zelle.« Karen seufzte. Die Erinnerung an die letzten achtundvierzig Stunden holte sie ein. Ein kleiner Raum, triste Wände, eine ausgelegene Matratze auf einem quietschenden Bettgestell. Und eine Million quälender Gedanken. »Unglaublich, wie schnell sich die Dinge entwickeln können. Von einem Augenblick zum nächsten ist nichts mehr, wie es war. Das Eingesperrtsein ist kaum zu ertragen. Die ganze Zeit muss man daran denken, dass man eingeschränkt und abhängig ist.«
    »Sicher keine angenehme Erfahrung.«
    »Allerdings nicht. Ich möchte das so schnell wie möglich vergessen. Deshalb lassen Sie uns von etwas anderem reden. – Was ist eigentlich aus Ihrem Blind Date geworden?«
    »Oh, Torsten! Er ist wirklich ein angenehmer Gesellschafter. Ein netter Mann.« Sylvia schaute verlegen an Karen vorbei. Das Thema behagte ihr nicht.
    »Wird mehr daraus?« wollte Karen wissen.
    »Das weiß ich wirklich nicht. Ehrlich gesagt, irgend etwas fehlt«, gab Sylvia zu.
    »Was?«
    Das Prickeln auf der Haut, die Schmetterlinge im Bauch, der Wunsch, etwas Unvernünftiges zu tun. Sollte es nicht so sein? Zumindest liest man es so in den Büchern. Sylvia sah sinnend vor sich hin. Und dann zu Karen. »Das Besondere«, sagte sie ausweichend.
    »Was da wäre?« fragte Karen neugierig.
    Sylvia errötete. Die Erinnerung an ihre Gefühle während der harmlosen Massage in Karens Büro, an den Hauch der Berührung von Karens Lippen vor noch nicht einmal einer Stunde holte sie ein. So etwas eben! Nur war Karen nicht die Person, bei der sie erwartete, solche Gefühle zu verspüren. Sylvia konnte das alles in keiner Weise einordnen. Oder wollte sie es nicht? Was soll das denn heißen!?
    »Wärme«, sagte sie wie zu sich selbst.
    »Es passiert jedenfalls nicht oft, das Besondere«, sagte Karen.
    Sylvia erwiderte nichts. Aber Karen erwartete offensichtlich auch keine Antwort.
    »Hatten Sie bei Miriam so ein Gefühl?« Sylvia wusste nicht, dass ihr diese Frage auf der Zunge lag. Als sie es aussprach, war sie von sich selbst überrascht. Karen schien jedoch nichts dabei zu finden.
    »Nein, nie«, antwortete sie gelassen. »Miriam war nur der Versuch, einen Schmerz zu vergessen. Als ich Miriam kennenlernte, hatte ich mich gerade von einer Frau getrennt, die ich eigentlich immer noch sehr liebte. Ich wollte mir wohl beweisen, dass andere Frauen genauso begehrenswert seien, mich aber nicht wirklich auf jemanden einlassen. Miriam schien mir wie geschaffen dafür. Insofern habe ich sie ausgenutzt. Ich weiß, dass ihre angeblichen Gefühle für mich nur Egoismus und gekränkte Eitelkeit sind. Trotzdem bin ich nicht ganz unschuldig an der Situation.«
    »Ich glaube nicht, dass Miriam der Typ Frau ist, der an einer unerfüllten Liebe zugrunde geht. Sie schien mir eher eine Mischung aus Femme fatale und der Göttin Kali.«
    Karen musste lachen. »Was für ein Vergleich!« Sie stand auf, um eine zweite Flasche Wein zu holen. Sylvia beobachtete Karens Bewegungen, ihren muskulösen und dennoch mit ausreichend weiblichen Rundungen versehenen Körper. Karen musste wohl ihre Blicke spüren, denn plötzlich blieb sie stehen und drehte sich

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