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Unter Verdacht

Unter Verdacht

Titel: Unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Es ist auch komisch. Denn Sie sagen gerade, wenn ich ein Mann wäre, hätten wir wahrscheinlich schon längst miteinander geschlafen«, brachte Karen die Sache auf den Punkt.
    Sylvia wurde feuerrot. »Bitte?«
    »Sylvia.« Karens Stimme war völlig ruhig. »Es ist gut. Vergessen Sie es. Es tut mir leid, dass ich das Thema angesprochen habe.«
    Eine kurze Pause entstand. Dann lenkte Karen das Geschehen auf das Naheliegende. »Ich muss ins Büro. Seien Sie mir nicht böse, wenn ich Sie jetzt rausschmeiße.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Sylvia erleichtert.
    Frau Stahmann war zwar nicht die erste, die Karen begrüßte, aber ihre Freude drückte sich am emotionalsten aus. Sie umarmte Karen, die sehen konnte, dass die Augen der Frau feucht wurden. Kurz darauf ließ Frau Stahmann Karen verlegen los.
    »Das wurde auch wirklich Zeit«, sagte sie mit burschikoser, aber belegter Stimme.
    »Danke, Frau Stahmann. Ich bin auch froh, wieder hier zu sein. Und ich schätze, es gibt viel zu tun.«
    Das war das Zeichen für Frau Stahmann. Sie holte einen Stapel Mappen und Ordner und folgte Karen ins Büro.
    Mitten in ihre Arbeit mit Frau Stahmann platzte Gregor hinein.
    »Na, Gott sei Dank«, begrüßte er Karen überschwänglich. »Ich habe gerade erfahren, dass du wieder da bist. Wie geht es dir nach dieser Strapaze?«
    »Es muss ja«, erwiderte Karen.
    »Willst du dich nicht erst noch das Wochenende über ausruhen, bevor du wieder ins Geschäft einsteigst?« fragte Gregor besorgt. »Den Samstag schaffen wir auch noch ohne dich. Ist ja sowieso nur ein halber Tag.«
    »Das kann ich mir nicht leisten.«
    Karen beobachtete jede von Gregors Gesten und Bewegungen. Seine Freude und die Anteilnahme schienen echt. Ihm war nicht die geringste Verlegenheit anzumerken, geschweige denn Ärger über ihr plötzliches Wiedererscheinen. Eine perfekte schauspielerische Leistung.
    »Was hast du jetzt als Nächstes vor?« wollte Gregor wissen. Eine harmlose Frage? Oder hörte sie da einen forschenden Unterton?
    »Ich selbst kann nicht mehr tun, als die Augen offenhalten. Die eigentliche Arbeit wird mein neuer Anwalt mit Hilfe des Detektivs machen. Ich muss mich um die wichtigsten Belange in der Firma kümmern. Einen neuen Hauptbuchhalter suchen, Immobilien verkaufen, um unsere Liquidität aufzubessern«, gab Karen bereitwillig Auskunft.
    »Du hast einen neuen Anwalt?« Gregor war verblüfft. »Was ist mit Marcus?«
    »Ich denke, Marcus ist der Sache nicht gewachsen. Er ist kein Strafverteidiger. Das habe ich ihm auch gesagt. Es geht nicht gegen ihn persönlich, dass ich mir für diesen Fall einen anderen Anwalt gesucht habe.« Sie hatte diese Antwort mit Werner Mehring abgesprochen und auch Wollin gegenüber so argumentiert. Er war zwar etwas zerknirscht, aber dann einsichtig.
    »Ja, da kannst du recht haben«, meinte Gregor jetzt. Und dann bot er sich an: »Natürlich helfe ich dir, wo ich kann. Wir können uns zusammensetzen und beraten, welche Immobilien für den Verkauf am besten geeignet sind.«
    »Danke, Ralf. Ich komme bestimmt auf dein Angebot zurück. Aber jetzt habe ich erst einmal andere Dinge zu tun.«
    Gregor ging. Karen sah ihm nach. Ein unangenehmer Schauer lief ihr über die Haut bei dem Gedanken, wie leichtsinnig sie in ihrem Vertrauen zu ihm gewesen war. Dass der Mann zwei Gesichter haben könnte, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Mit ungutem Gefühl dachte sie an das Kommende.
    Am Wochenende gelang es Karen mit Hilfe ihres Vaters, Reimann doch noch zu überzeugen, für ein halbes Jahr bei ihr unter Vertrag zu gehen. Gleich am Montag arbeitete sie zusammen mit ihm ein Konzept aus, welche Immobilien veräußert werden sollten, und er übernahm die Sondierungs- und Verkaufsgespräche. Das entlastete Karen erheblich und gab ihr zudem Gregor gegenüber einen Grund, diese Arbeiten von ihm fernzuhalten. Sie selbst kümmerte sich darum, dass die laufenden Projekte weitergeführt wurden. Unter anderem auch das Kießling-Projekt.
    Dabei entging Karen nicht, dass Sylvia sich ziemlich zurückhaltend verhielt. Sie ging ihr zwar nicht direkt aus dem Weg, aber es kam die folgenden Tage häufiger vor, dass sie Absprachen per Fax erledigte, statt anzurufen. Einladungen zu einem Kaffee oder Essen nach der Arbeit lehnte Sylvia mit fadenscheinigen Ausreden ab. Und Karen hatte das sichere Gefühl, dass das nicht so sehr Sylvias knapper Zeit, als mehr ihrem letzten Gespräch von Samstag morgen geschuldet war. Karen nahm sich vor, Sylvia bei

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