Unter Verdacht
wissen. Sie fragte nur pro forma und war mehr als überrascht, als Sylvia mit einem regelrechten Plan aufwartete.
»Wir lassen Gregor von Endrich beschatten. In einer günstigen Situation, also wenn absehbar ist, dass Gregor seine Wohnung für länger verlässt, gibt Endrich uns Bescheid. Er beobachtet Gregor weiter. Sollte Gregor sich auf den Weg nach Hause machen, informiert Endrich uns per Handy. Ganz einfach. So lange haben wir freie Bahn.«
Karen schüttelte nur den Kopf. »Jetzt sind Sie aber völlig durch den Wind«, sagte sie trocken. »Eine total verrückte Idee.«
Sylvia zuckte mit den Schultern. »In den letzten Tagen verläuft kaum noch etwas normal.«
25.
S ylvia meldete sich am Morgen in der Uni einfach krank. Sollte jemand dahinterkommen, dass sie gar nicht krank war – darauf kam es nun auch nicht mehr an!
Sie fuhr zu Endrich und trug ihm ihre Überlegungen vor.
»Was halten Sie von der Idee?« fragte Sylvia schließlich.
»Gar nichts. Mit dem Einbruch machen Sie sich strafbar. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie etwas finden, ist sehr gering. Und Ihr Vater lyncht Sie, wenn er davon erfährt.«
»Ich erzähle ihm nichts. Und Sie müssen das ja auch nicht tun. Kommen Sie, Endrich. Bis jetzt haben wir kaum etwas in der Hand. Und die Zeit läuft uns davon.«
Endrich seufzte. »Also gut, aber ich mache nur mit, wenn Frau Candela dem Ganzen zustimmt.«
»Frau Candela wird zustimmen. Überlassen Sie das mir. Übernehmen Sie nur Gregor.«
Sylvia stürmte in Karens Büro – und sah Miriam dort sitzen.
»Oh, guten Tag«, war alles, was Sylvia angesichts dieser unerwarteten Begegnung sagen konnte.
»Ihr kennt euch«, sagte Karen. »Miriam ist hier, weil wir uns um eine Übereinkunft bemühen. Wir wissen ja alle, worum es geht.«
Sylvia sah Karen an, dass sie bereits eine nervenaufreibende Diskussion mit Miriam hinter sich haben musste.
Miriam nippte an ihrem Kaffee.
Karen goss auch für Sylvia eine Tasse ein. Dabei ließ sie unauffällig das Foto, das Miriam ihr vor ein paar Minuten unverhohlen triumphierend gezeigt hatte, in einer Mappe verschwinden.
»Ich habe Miriam gerade klargemacht, was ich in Zukunft von ihr erwarte«, erklärte Karen Sylvia.
Miriam stand jetzt auf. »Sie werden verstehen, dass ich darüber erst nachdenken muss«, zischte sie unverhohlen feindselig.
»Miriam!« Karen erhob warnend ihre Stimme.
»Schon gut. Ich werde dir diesen kleinen Gefallen tun.« Miriam war mit einem Mal ganz zahm. »Es wird nicht lange dauern, dann hast du von dieser unbedeutenden Affäre genug. Ich kann warten.«
Sie stand auf und ging ohne zu grüßen hinaus.
Sylvia war einigermaßen verlegen, da ziemlich klar war, wen und vor allem was Miriam mit der »unbedeutenden Affäre« gemeint hatte.
»Entschuldigen Sie, Sylvia.« Karen fuhr sich müde mit der Hand durchs Haar. Das Gespräch mit Miriam war mehr als nur unangenehm gewesen. Zunächst hatte Miriam es wie immer mit Flehen versucht. Als sie merkte, dass sie damit keinen Erfolg haben würde, hatte sie ihr das Foto gezeigt. »Du verschwendest deine Energie, Karen. Sie ist wie Michaela«, triumphierte Miriam.
»Selbst wenn, gibt dir das nicht das Recht, dich einzumischen«, hatte Karen erwidert und versucht, sich die aufkommende Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
Karen gab sich einen Ruck. »Was gibt es denn, Sylvia?« fragte sie so gelassen wie möglich.
Sylvia überlegte, wie sie Karen ihren Vorschlag nahebringen konnte.
»Sie erinnern sich doch noch an unser Gespräch von gestern Abend?« begann sie vorsichtig.
Karens Blick wanderte skeptisch zu Sylvia. »Sie denken doch nicht ernsthaft daran?«
Sylvia nickte. »Ich habe mit Endrich gesprochen. Er ist dabei, wenn Sie dabei sind.«
»Ich habe ihn für vernünftiger gehalten«, lautete Karens trockener Kommentar. »Und ich dachte, ich habe ziemlich deutlich zum Ausdruck gebracht, dass ich Ihre Idee für eine Schnapsidee halte.«
Sylvia nickte. »Das haben Sie, Karen. Aber Sie verschließen sich den Tatsachen.« Sie machte eine Pause. Wie konnte sie Karen nur klarmachen, dass die Idee zwar verrückt klang, aber immerhin die, wenn auch kleine Chance bot, etwas zur Entlastung in ihrem Fall zu finden? Bisher sah ja alles eher schlecht aus. Nun, am besten, du fängst genau damit an!
Sylvia holte tief Luft. »Karen. Bisher besteht Ihr Fall aus Indizien, die eher gegen als für Sie sprechen. Die Gutachten, Bachmanns Aussage, Drechslers Tod. Mein Vater ist gewiss ein sehr guter
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