Unterdruck: Ein Dirk-Pitt-Roman (German Edition)
Whiteboard erschienen Bilder vom offenen Heck eines kleinen Bootes, das auf den Wellen eines Bergsees schaukelte. Zwei Männer hoben einen hellgelben torpedoförmigen Gegenstand vom Deck und über den Bootsrand. Der Präsident konnte an seinen flügelförmigen Auswüchsen erkennen, dass es sich um die mittels einer Fernbedienung gesteuerte Nachbildung der Sea Arrow handelte.
»Das ist ein maßstabsgetreues Modell«, erklärte Eberson. »Es wurde in allen Details nachgebaut und mit dem gleichen Antriebssystem ausgerüstet.«
Während das Modell zu Wasser gelassen wurde, erschien auf dem Whiteboard das von einer Bordkamera übertragene Bild. Eine Reihe von Zahlen am unteren Rand des Bildes lieferte Informationen über Geschwindigkeit, Tiefe, Schwimmlage und Schlingerbewegung des Modells.
Es sank ein Stück ins grün schillernde Wasser und begann zu beschleunigen. Schwebeteilchen im Wasser des Sees tanzten an der Kameraoptik vorbei, während das kleine Tauchboot Geschwindigkeit aufnahm. Plötzlich bestand das Bild auf dem Whiteboard nur noch aus einem dichten Wirbel von kleinen Bläschen. Das dichte Schneegestöber dauerte an, während das Modell weiterhin sein Tempo steigerte. Der Mund des Präsidenten klappte auf, als die Geschwindigkeitsangabe am Rand des Bildes in den dreistelligen Bereich gelangte. Schließlich wurde das Modell langsamer und tauchte zur Wasseroberfläche auf, von wo es geborgen wurde, ehe die Videoaufnahme endete.
Für einen Moment füllte vollkommene Stille den Raum, ehe der Präsident mit leiser Stimme das Wort ergriff. »Soll ich das, was ich soeben gesehen habe, so verstehen, dass dieses Modell unter Wasser eine Geschwindigkeit von einhundertfünfzig Meilen pro Stunde erreicht hat?«
»Nein, Sir«, erwiderte Eberson lächelnd. »Es erreichte eine Geschwindigkeit von einhundertfünfzig Knoten, was etwa einhundertfünfundsiebzig Meilen in der Stunde entspricht.«
»Das ist unmöglich. Soweit ich weiß, sind selbst mit der ausgefeiltesten Antriebstechnologie nicht mehr als siebzig oder achtzig Knoten zu erreichen. Selbst die North Dakota schafft nur fünfunddreißig.«
»Haben die Russen nicht einen Torpedo entwickelt, der schneller ist als einhundert Knoten?«, fragte Cerny.
»Ja, sie haben den Shkval «, bestätigte Eberson, »einen raketengetriebenen Hochgeschwindigkeitstorpedo. Ein ähnliches Prinzip wird auch bei der Sea Arrow angewendet. Nicht der Antrieb als solcher ermöglicht diese hohe Geschwindigkeit, sondern die Superkavitation.«
»Haben Sie Nachsicht mit meinem Mangel an technischem Wissen«, erwiderte der Präsident, »aber hat Superkavitation nicht etwas mit Turbulenzen im Wasser zu tun?«
»Ja. In diesem Fall geht es darum, eine Gasblase um ein Objekt zu schaffen, das sich unter Wasser bewegt. Die Blase verringert den Widerstand des Wassers und ermöglicht höhere Geschwindigkeiten. Die Röhrenbündel am Bug der Sea Arrow sind Teil des Superkavitationssystems, das wir installieren wollen. In Kombination mit den Hochleistungsmagnetmotoren erwarten wir, diese Geschwindigkeiten zu erreichen – ohne die Leistungsbeschränkungen, mit denen die Russen bei ihren Raketentorpedos kämpfen müssen.«
»Vielleicht klappt es ja«, sagte Cerny, »aber es besteht doch wohl ein erheblicher Unterschied zwischen einem Torpedo und einem siebzig Meter langen Unterseeboot.«
»Der Unterschied macht sich im Wesentlichen erst dann bemerkbar, wenn es um die Kontrolle bei hohen Geschwindigkeiten geht«, sagte Eberson. »Die Saurierflügel der Sea Arrow , wie der Präsident sie genannt hat, tragen dazu bei, dem Schiff die notwendige Stabilität zu verleihen. Das Superkavitationssystem selbst wird direkt auf die Kontrolle des Schiffes einwirken können, indem es Größe und Form der Gasblase bestimmt. Das Ganze ist bei einem Schiff von diesen Dimensionen zurzeit noch graue Theorie, aber unser Lieferant des Systems ist von seinen Fähigkeiten überzeugt. Ich selbst werde in der nächsten Woche einem abschließenden Praxistest des Modells beiwohnen.«
Der Präsident setzte sich und massierte sein Kinn. Schließlich sah er den Admiral mit einem vielsagenden Blick an. »Admiral, wenn die Sea Arrow tatsächlich so funktioniert wie angekündigt, was genau bedeutet das?«
»Mit der Sea Arrow gewinnen wir einen Vorsprung von etwa zwanzig Jahren vor unseren nächsten Feinden. Der von den Chinesen, Russen und Iranern ausgeübte Druck wird wirksam neutralisiert. Wir verfügen über eine Waffe, die
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