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Untergrundkrieg

Titel: Untergrundkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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Gerichtssaal beobachte, wird mir schlecht. Ich habe das Gefühl, dass er mich zum Idioten stempelt. Mir wird richtig übel, einmal musste ich mich sogar übergeben. Es ist so bedrückend. Oft frage ich mich, ob es sich überhaupt lohnt, sich das anzuschauen, aber irgendetwas zwingt mich dazu. Ich kann Asahara einfach nicht ignorieren. Wir dürfen niemals vergessen, dass dieser Mensch namens Shoko Asahara einmal – wenn auch nur für kurze Zeit – großen Einfluss auf die Welt hatte und diesen tragischen Vorfall verursacht hat. Solange es mir nicht gelingt, den Aum-Anschlag innerlich zu verarbeiten, kann ich mich nicht weiterentwickeln.

Anhang
Ergebnisse der Prozesse gegen die Mitglieder der Sekte Aum Shinrikyo (Stand 2011)

    Als 2002 die Druckausgabe von Underground erschien, war über die Berufungsanträge, die ein Großteil der Beschuldigten gestellt hatte, noch nicht endgültig beschieden. Inzwischen haben die Gerichte alle Anträge abgelehnt. Keines der nun rechtskräftigen Todesurteile wurde bisher vollstreckt.

    Sektenführer Chizuo Matsumoto alias Shoko Asahara:

    Asahara verweigerte während seines Prozesses jede Kooperation, murmelte während der Gerichtssitzungen minutenlang vor sich hin und nickte häufig ein. Im März 2001 stellten seine Verteidiger einen Antrag auf Unzurechnungsfähigkeit. 2004 wurde Asahara rechtskräftig zum Tode verurteilt. Im Jahr 2006 wurde ein weiteres Gesuch seiner Anwälte vom Obersten Gerichtshof in letzter Instanz zurückgewiesen. 2008 stellten Angehörige Asaharas einen Antrag beim Tokioter Bezirksgericht auf Wiederaufnahme des Verfahrens, der jedoch 2009 abgewiesen wurde.

    Die Täter, die Sarin freigesetzt hatten:

    Ikuo Hayashi: lebenslänglich
    Masato Yokoyama: Todesstrafet
    Yasuo Hayashi: Todesstrafe
    Toru Toyoda: Todesstrafe
    Ken’ichi Hirose: Todesstrafe

    Fahrer der Täter:

    Koichi Kitamura: lebenslänglich
    Kiyotaka Tonozaki: lebenslänglich
    Shigeo Sugimoto: lebenslänglich
    Tomomitsu Niimi: Todesstrafe

    Weitere Mitglieder der Führungsspitze von Aum:

    Yoshihiro Inoue: lebenslänglich
    Kazuaki Okazaki: Todesstrafe
    Kiyohide Hayakawa: Todesstrafe
    Satoru Hashimoto: Todesstrafe
    Tomoko Matsumoto (Asaharas Frau): sechs Jahre Gefängnis
    Hisako Ishii: drei Jahre und acht Monate Gefängnis, im November 2000 entlassen
    Fumihiro Joyu: drei Jahre Gefängnis. Nach seiner Entlassung im Jahr 1999 änderte die Sekte Aum Shinrikyo unter seiner Leitung ihren Namen in Aleph. In 2006 kam es zu einer Spaltung, aus der die Gruppe Hikari no wa »Ring aus Licht« hervorging. Beide Gruppen haben sich zwar offiziell von Asahara und jeglicher Gewalt losgesagt, werden jedoch von den japanischen Behörden als unberechenbar eingestuft und überwacht.
    Yoshinobu Aoyama: zwölf Jahre Gefängnis
    Seiichi Endo: Todesstrafe
    Tomomasa Nakagawa: Todesstrafe

Nachwort
Der unsichtbare Alptraum – seine Folgen und seine Lehren
1  Was geschah am 20. März 1995 wirklich?
    Den Morgen des 20. März 1995 verbrachte ich in meinem Haus in Oiso in der Präfektur Kanagawa. Eigentlich lebte ich damals in Massachusetts, war aber während der Semesterferien für zwei Wochen nach Hause gekommen. Ohne Fernsehapparat und Radio hatte ich keine Ahnung von der Katastrophe, die sich zur gleichen Zeit in der Innenstadt abspielte. Ich hörte Musik und sortierte meine Bücher. Keine Wolke stand am Himmel. Es war ein strahlender, wunderschöner Morgen.
    Gegen zehn rief mich ein Bekannter an, ein Journalist. »In der U-Bahn ist etwas Schreckliches passiert«, erklärte er mir mit aufgeregter Stimme. »Es hat eine Menge Opfer gegeben. Giftgas. Das war die Aum-Sekte, da gehe ich jede Wette ein. Am sichersten wäre es, die Stadt für eine Weile zu verlassen. Die Typen sind gefährlich.«
    Zuerst begriff ich gar nicht, worum es überhaupt ging. Giftgas in der U-Bahn? Aum? Kaum zu glauben. Da ich schon seit längerer Zeit nicht in Japan lebte, war ich nicht auf dem Laufenden. Außerdem hatte ich den sensationellen Exklusivbericht der Zeitung Yomiuri am Neujahrstag verpasst, in der sie über ihre Entdeckung von Sarin-Rückständen im Hauptquartier der Sekte in Kamikuishiki berichtete und die Sekte mit dem Giftgasanschlag in Matsumoto in Verbindung brachte. Auch von den zahlreichen Verbrechen, derer die Aum-Sekte verdächtigt wurde, hatte ich nicht viel mitbekommen. Anscheinend ging es um ein heißes, viel diskutiertes Thema.
    Aus heutiger Sicht war es natürlich überhaupt nicht weit hergeholt, Aum mit einem

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