Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
aufzuschließen.
„Was war los, Sabrina“, wollte Neil wissen. „Hast du geschlafen?“
„Ich war in Gedanken“, sagte sie kurz.
„Verdammt nochmal, das kannst du dir im Flugzeug nicht leisten. Du sitzt auf keinem Gaul, der dich auch nach Hause bringt, wenn du schläfst. Hier drin kostet es dein Leben.“
Sie verdrehte die Augen und sagte: „Ja, du hast ja Recht. Nun mach aber nur kein Drama daraus.“
Neil war ruhig, es gab nichts mehr dazu zu sagen. Und Sabrina konzentrierte sich bis Alice Springs.
Kurz bevor sie nach Alice Springs kamen, flog Neil ein Stück westwärts. Er überflog den Ayers Rock, dabei kamen ihm seltsame Erinnerungen. „Ob es die Anangu wieder gibt? Hat Mandaway eine Frau gefunden und wieder einen Stamm gegründet? Wie gern wüsste ich das.“
Schweißgebadet stiegen sie aus ihren Flugzeugen, um sich ein Hotel zu suchen. Sie konnten nicht weiterfliegen, durch die Hitze waren sie zu sehr ermüdet.
Ausgeschlafen und gestärkt flogen sie gleich nach dem Sonnenaufgang weiter.
Am Nachmittag setzte Sabrina die Cessna sanft auf der heimischen Landebahn auf.
„Die Landung war sauber“, lobte Neil.
Bradley hatte mit seinen jungen kräftigen Helfern das alte Kutschenhaus ausgeräumt. Dort sollte die Cessna untergestellt werden.
Kevin kam mit einem strahlenden Gesicht und einem Zettel in der Hand zu Neil. „Wo ist Sabrina?“, fragte er diesen.
Neil wollte eigentlich gleich unter die Dusche, aber die Neugierde war doch stärker. „Dort kommt sie“, sagte er. „Du freust dich so, was ist der Grund dafür.“
„Gleich, Neil, gleich wirst du es erfahren.“
Sabrina kam herein. „Hallo, Kevin, ist was?“, fragte sie ihn.
„Und ob. Ich habe tolle Neuigkeiten für euch.“ Er gab Sabrina den Zettel.
„Da stehen die ersten zwei Familien drauf, die auf unserer Farm gebucht haben“, berichtete Kevin stolz.
„Was?“, rief Sabrina erfreut. „So schnell geht das? Wann kommen sie an?“
„Steht alles drauf“, meinte Kevin.
Sabrina las die Daten laut vor.
Franziska, die soeben auf die Veranda trat, sagte: „Da staunt ihr. Stimmt’s? Ein Glück, dass alles fertig ist. Wir haben uns schon erkundigt.“ Franziska hatte ebenfalls einen Zettel und zeigte darauf. „Die hier kommen mit dem Auto. Sie sind aus Bendigo.“
„Wo liegt denn das“, unterbrach Sabrina.
Franziska wusste es zuerst auch nicht, aber sie hatte es auf der Karte gefunden. „Das ist eine mittelgroße Stadt in Viktoria. Aber diese“, Franziska zeigte auf den Namen, „die werdet ihr abholen müssen. Sie kommen aus Launceston, das liegt auf Tasmanien. Sie fliegen bis Brisbane, und von dort kommen sie nicht weiter. Ich habe bereits zugesagt, dass ihr sie abholt. Das geht doch in Ordnung, oder?“
„Natürlich“, rief Neil begeistert, und Sabrina nickte eifrig.
„Oh, Mum, ich bin schon ganz aufgeregt.“
Franziska nahm Sabrinas Hand und drückte diese. „Es wird schon alles gut gehen und nun erzähle, wie war es in Darwin, und wie war der Flug allein.“
Sabrina trank mit ihrer Mum Tee, während die Männer noch einmal zur Cessna gingen.
Maggi kam aus ihrem Zimmer und setzte sich zu den beiden Frauen. Sabrina holte ihr eine Tasse und schenkte ein.
„Willst du auch mal mitfliegen?“, fragte Sabrina sie.
Aber Maggi hob die Hände und gestikulierte damit in der Luft. „Lasst mich mit eurem Teufelskram in Ruhe.“
Sabrina legte ihre Hand auf ihre Schulter. „Es war doch nur gut gemeint. Was hast du nur, du bist in letzter Zeit immer so schnell erregt?“
Maggi schaute Sabrina wie hypnotisiert in die Augen.
„Was hast du nur“, lachte Sabrina verlegen.
Ohne den Blick von ihr zu lassen, sagte Maggi: „Etwas stimmt nicht.“
Sabrina lief im Gesicht rot an. Hatte sie ein schlechtes Gewissen? Nein, und wenn, dann nur in ihren Gedanken.
Wut im Bauch
Neil brachte die Urlauber mit der Cessna zur Farm, und in der Zwischenzeit kümmerte sich Sabrina um das Wohl der anderen Urlauber, die bereits am frühen Morgen eingetroffen waren. Es waren nette Leute. Die Kinder interessierten sich vor allem für die Tiere, während ihre Eltern die Koffer auspackten und sich die nähere Umgebung anschauten.
Als Neil am Abend endlich das Licht löschte, sagte er: „Ich möchte jetzt deine Gedanken lesen können!“
Sie lachte. „Wieso, ich kann dir sagen, worüber ich nachdachte.“
Er schaute sie mit einem fragenden Lächeln an.
„Mir ging soeben durch den Kopf, dass es wahrscheinlich doch eine gute
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