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Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Röbel
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dafür geliefert.
    Ja, Neil war eifersüchtig, sehr sogar. Mehr als er sich eingestehen würde.

    Erster Flug nach Darwin

    Der Montag kam schneller als erwartet. Sabrina und Neil holten sich aus dem Hangar die reservierte Piper, die sie für den Flug nach Darwin bestellt hatten.
    Auf der Karte wurde ihnen die Route erklärt.
    Von einem Buschpiloten, der sich im Outback hervorragend auskannte, erhielten sie nochmals praktische Tipps für die Strecke.
    „Die Piper hat keine so große Reichweite wie die Cessna, die Sie abholen. Sie müssen unbedingt in Alice Springs zwischenlanden um aufzutanken. Und noch etwas, lassen Sie im Outback auf keinen Fall den Kompass aus dem Auge.“
    Neil nickte und übernahm die Begleitpapiere.
    Als sie in der Luft waren, konzentrierte sich Neil sehr auf den Flug. Es ist schon ein Unterschied, ob man allein fliegt oder der Fluglehrer neben einem sitzt.
    „Von Alice Springs aus fliegst du, Schatz“, bestimmte Neil.
    „Willst du mit der Maschine zurückfliegen oder mit unserer?“, fragte er.
    Sabrina schaute aus dem Fenster und überhörte fast die Frage. Als Neil schon gar nicht mehr damit rechnete, sagte sie: „Ich weiß es noch nicht. Ist hier etwas anders als bei dem Flugzeug, auf dem wir lernten?“
    „Nein, im Grunde ist es genau so. Nur der Steuerknüppel reagiert hier ein bisschen leichter.“
    Die Frage ließ sie unbeantwortet im Raum stehen. Sie wollte sich jetzt noch nicht entscheiden, mit welcher Maschine sie zurückfliegen wollte.
    Sie hatten einen ruhigen und schweigsamen Flug. Sabrina brannte ein Thema auf der Zunge. Neil ahnte es, wollte aber von alledem nichts hören. Wie gern hätte sie sich mit ihm über das geplante Klassentreffen unterhalten.
    Eine noch nie da gewesene Eifersucht plagte ihn. Neil ärgerte sich selbst darüber, konnte es aber nicht ändern.
    Am Abend kamen sie in Darwin an und nahmen sich eine Suite im ‚Victoria Hotel’.
    „Wollen wir hier ein paar Tage bleiben“, fragte Neil.
    Sabrina, die bemüht war die Stimmung zu entspannen, war damit einverstanden.
    Ausgeruht fuhren sie am nächsten Morgen als erstes zum Flughafen, um ihre Cessna zu bewundern. Danach besichtigten sie Darwin.
    So erfuhren sie, dass 1897 und 1937 Wirbelstürme den Ort beinahe dem Erdboden gleich gemacht hatten. Danach hatten Flieger des kaiserlichen Japans versucht, es der Natur gleichzutun und griffen Darwin aus der Luft sechzig Mal an. Aber die Unverwüstlichkeit der Stadt ist bewundernswert. Nach jeder Zerstörung kehrte die evakuierte Bevölkerung zurück, um Darwin von neuem wieder aufzubauen.
    Sabrina fand auch den Vergleich interessant, dass es nach Singapur näher ist als nach Sydney.
    Da Sabrina eine gebürtige Deutsche ist, interessierte sie sich natürlich für das Leichhardt Memorial. Von diesem deutschen Forschungsreisenden erfuhr sie das erste Mal etwas in ihrer Schulzeit und konnte Neil einiges Wissenswertes über ihn erzählen. Natürlich gefiel Neil das Ende der Geschichte nicht. Sagt man doch, dass Leichhardt bei dem Versuch der Ost-West-Durchquerung des Kontinents zu Fuß von den Aborigines getötet und verspeist worden sein soll.
    Zwei Tage blieben sie in Darwin, dann flogen sie wieder nach Hause.
    „Ich nehme lieber die Piper“, sagte Sabrina kurz vor dem Abflug, „die fliegt sich leichter. Wenn wir von Toowoomba zur Farm fliegen, würde ich es gern mit unserer probieren. Da sitzt du neben mir, und ich fühle mich dann sicherer.“
    Neil war einverstanden mit der Lösung, hatte er es sich doch insgeheim so gewünscht. Neil flog voraus und Sabrina mit einem Sicherheitsabstand hinterher.
    Ihr ging einiges durch den Kopf, vor allem Jeremy. Was war anders an ihm, dachte sie. Sie fand darauf keine Erklärung. Warum kann ich mit Neil nicht über alles reden? Er schweigt lieber über Probleme und das erdrückt mich. Mir kommt es vor, als nimmt er mir die Luft zum Atmen. Aber warum ist mir das in den sechzehn Jahre Ehe kein einziges Mal aufgefallen. Wie war das vorher? Eigentlich liebten sie sich schon fünfundzwanzig Jahre. Wie viel Freud und Leid haben wir gemeinsam durchgestanden. Und trotzdem geht mir Jeremy nicht aus dem Kopf.
    „Sabrina, Sabrina, was ist los mit dir“, hörte sie plötzlich Neils Stimme durch den Sprechfunk.
    Sabrina erschrak und stellte fest, dass Neil nicht mehr vor ihr war. Er flog eine lang gezogene Linkskurve, und sie flog gerade aus. Sie ließ die Piper über die linke Tragfläche abkippen, um wieder hinter Neil

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