Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
bin ich noch lange nicht, ich gehöre zu Martin!“
„Franziska, nun sei nicht schrullig, dein Mann ist fast ein und einhalbes Jahr tot. Heiraten bedeutet doch nicht Treue über den Tod hinaus. Du hast ein Recht auf dein eigenes Leben. Denk auch an Sabrina, sie mag Kevin. Das sind Ausgangsbedingungen, die sich manch einer wünscht.“
„Du meinst also, ich soll ihn nicht abweisen?“
„Kommt darauf an, was du unter abweisen verstehst. Ich meine natürlich nicht, dass du gleich mit ihm ins Bett steigen sollst.“
„Alina!“, meinte Franziska entrüstet.
Sie gingen wieder zu den anderen.
Die Köchin Sally brachte für alle erfrischende Limonade, die im Schatten des großen Jacarandabaums jedem gut tat. „Erinnerst du dich an unseren Ritt nach Lightning Ridge? Da hatte ich doch versprochen, dir bei Gelegenheit etwas über Kängurus zu erzählen.“
Franziska nickte, während sie einen Schluck von der kühlen Limonade trank.
„Wir sitzen hier gemütlich unter dem Baum, es weht ein angenehmes Lüftchen, und den Rest der Arbeit erledigt der Wind. Vorerst können wir sowieso nichts tun. Wie wäre es mit einer kleinen Unterrichtsstunde in australischer Tierkunde? Spezielles Tier, das Känguru.“
„Toll, ich würde nur gern Sabrina dazu holen. Es wird sicher auch für sie interessant.“
„Gute Idee. Hole sie, und ich werde für noch mehr Limonade sorgen.“
Sabrina war gerade dabei zu lernen, wie ein Baby gewickelt wird. Doch als sie erfuhr, warum ihre Mum sie holen wollte, ging sie natürlich gern mit. Sabrina fand die eigenartigen Tiere Australiens hochinteressant.
„Darf ich mich der Frauenrunde anschließen?“, hörte Franziska hinter sich Kevin sagen.
„Natürlich, Alina will etwas über Kängurus erzählen.“
„Störe ich als einziger Mann auch nicht?“
„Quatsch, du störst doch nicht. Komm nur mit. Bitte.“ Franziska staunte, dass sie so locker reden konnte. In Kevins Nähe ist sie sonst immer befangen.
Kevin setzte sich mit zu den Frauen und hörte zu.
„Als James Cook diesen Kontinent betrat, sah er diese eigenartigen Tiere, die auf zwei Hinterbeinen gewaltige Sprünge machten, und deren Jungtiere aus dem Bauch der Mutter schauten. Er fragte ihm freundlich gesonnene Aborigines, was das für Tiere seien und sie antworteten, – Känguru –. So wurden diese Tiere seit dieser Zeit als Känguru bezeichnet. Aber in der Stammessprache heißt Känguru – ich verstehe dich nicht –, aber das konnte James Cook ja nicht wissen. So, nun wisst ihr erst einmal, wie das Tier zu seinem Namen kam. Sie gehören zu der Familie der Beuteltiere, und es gibt sehr viele verschiedene Känguruarten.“
„Kennst du sie alle mit Namen?“, unterbrach Sabrina.
„Na, alle nicht, aber einige schon. Es gibt sie in ganz unterschiedlichen Größen. Angefangen beim Roten Riesenkänguru, über das Rotnackenwallaby ...“
„Aber das ist kein Känguru“, schwatzte Sabrina dazwischen.
„Da hast du aber gut aufgepasst und trotzdem hast du Unrecht. Auch ein Wallaby ist ein Känguru, aber nur eine viel kleinere Rasse. Es gibt aber auch ganz kleine Kängurus, wie zum Beispiel das Hasenkänguru oder das Bürstenrattenkänguru. Man lernt das alles in der Schule, aber mit der Zeit vergisst man es eben wieder. Aber du“, Alina schaute zu Franziska „du wolltest etwas über die Kängurus wissen, die man bei uns beobachten kann.“
Franziska nickte zustimmend.
„Die großen roten Riesenkängurus können mit einem einzigen Sprung bis zu neun Meter überwinden. Von denen ist das neugeborene Känguru nur etwa drei Zentimeter groß. Es sucht sich ohne Hilfe der Mutter den Weg in den Beutel, wo es je nach Art fünf bis neun Monate bleibt. Das Neugeborene saugt sich an den Zitzen fest. Wenn das Jungtier groß genug ist, verlässt es immer öfter den Beutel und springt dann, wenn es genug hat, mit dem Kopf zuerst selbstständig wieder hinein. Nach ungefähr sechs bis zehn Monaten ist es zu groß für den Beutel und verlässt diesen für immer. Aber es bleibt dennoch bei der Mutter, bis es ungefähr zwölf bis achtzehn Monate alt ist. Es saugt aber trotzdem noch in dieser Zeit, indem es den Kopf in den Beutel steckt. Das eigenartige an diesen Tieren ist, dass sie nie Zwillinge großziehen. Sind zwei Eier befruchtet, bleibt das eine Ei zurück, während das andere wächst. Verlässt das Jungtier die Mutter, wird das zurückgebliebene Ei aus der Reserve geholt und wächst nun heran.“
„Wie soll denn das
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