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Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Röbel
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warst du?“. Es hatte den Anschein, als sei es das normalste von der Welt das er wieder da war. Sie wusste, dass es Wochen dauern würde, bis er ein Wort sprach. Es war ihr sogar Recht so, früher ärgerte sie sich sehr über sein stures und trotziges Verhalten. Aber sie wusste, dass es eine Zeit war, in der nicht gestritten oder geschrieen wurde. Sie stand aus ihrem Schaukelstuhl auf und ging zu Franziska.
    Auch sie saß auf der Veranda und schrieb Briefe.
    „Oh, ich störe wohl?“, fragte Alina.
    „Nein, bleib nur. Ich bin gleich fertig.“
    „An wen schreibst du, oder ist das ein Geheimnis?“, fragte Alina etwas zu neugierig, wie Franziska fand.
    Aber sie antwortete: „Ich habe endlich meine Briefversprechen eingelöst. Der hier ...“, Franziska nahm einen Brief in die Hand „ist an den Kapitän der Marie-Ann , und dieser an den Matrosen Rainer. Das war ein netter Mann. Er wollte zurück nach Deutschland zu Frau und Kind.“
    „Wird seine Frau nicht eifersüchtig sein, wenn er Post aus Australien von einer anderen erhält?“
    „Nein, sie hat keinen Grund zur Eifersucht, außerdem hatte er ihr von mir geschrieben. Eben nur ein guter Freund.“
    „Verstehe!“ Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: „Er ist wieder da!“
    Franziska verstand nicht gleich. „Wer?!“
    „Robin – gerade eben ist er gekommen. Ohne ein Wort zu sagen. So als wäre das ganz normal.“
    „Wie hältst du das nur aus?“
    „Gewohnheit.“
    „Das glaube ich dir nicht. Daran kann man sich doch nicht gewöhnen! Hast du dir dein Leben nicht besser vorgestellt?“
    „Doch, du hast Recht, aber es war schon anders. Früher meine ich, sonst hätte ich ihn ja wohl kaum geheiratet!“
    „Anders?“, rief Franziska zweifelnd.
    „Ja, das kannst du mir glauben. Als meine Eltern krank waren, sah er nur den Wert der Farm und hat sich darum wie der perfekte Liebhaber und später Ehemann benommen. Ich sagte dir ja bereits, dass er nur dass Geld sah, was mir beim Tod meiner Eltern zustand. Erst als meine Eltern tot waren, zeigte er sein wahres Gesicht. Da war es für mich zu spät.“
    Franziska legte tröstend ihren Arm um Alinas Schulter. Sie tat ihr unsagbar leid: „Arme Alina und dabei kann eine Ehe etwas ganz Wunderbares sein!“

    Nacht über Deutschland

    1937
    Es klopfte, das war ein vereinbartes Zeichen – dreimal kurz hintereinander – an die Tür. Trotzdem öffnete Peter ganz langsam.
    „Pst – ich bin es“, flüsterte Pfarrer Thörel „löschen Sie das Licht!“ Als er in der Wohnung war, sprach er weiter. „Heute Nacht ist die Gestapo unterwegs. Sie machen Hauskontrollen und stöbern Juden auf. Aber vor allem in der Stadt. Jedoch ist es nicht sehr weit bis hierher. Ich habe in Erfahrung gebracht, dass es in den nächsten Tagen noch schlimmer kommen soll.“
    „Pfarrer, was soll ich nur tun? Es wird mir allmählich zu heiß unter den Füssen. Ich dachte immer, so schlimm wird es nicht werden, ich meine hier auf dem Dorf. Aber die Welle der Gewalt schwappt nun wohl über.“
    „Sie haben sich schon sicherlich Gedanken über eine Auswanderung gemacht?“
    „Ja natürlich, aber es wäre besser gewesen, wenn ich damals mit den Winters mitgefahren wäre. Aber da war es noch nicht so schlimm wie heute.“
    „Wie wahr, wie wahr“, sprach nachdenklich der Pfarrer. „Inzwischen wurde schon einige Male Ihre Praxis verwüstet. Wie oft war es bereits, dreimal oder schon viermal?“
    „Fünfmal, Herr Pfarrer, fünfmal!“ dabei legte er seufzend sein Gesicht in die Handflächen. Es war ein Ausdruck der Verzweiflung.
    „Genau“, meinte der Pfarrer „und dabei haben Sie kaum Patienten. Keiner traut sich am Tag zu Ihnen. Ich frage mich wirklich, was Sie noch hier hält? Ist es der Stolz oder der Eid des Hippokrates? Aber darauf, entschuldigen Sie bitte meinen Ausdruck“, mit der rechten Hand bekreuzigte er sich „scheißt die Gestapo. Wenn Sie denen in die Hände fallen, sind Sie ein Nichts, ein Niemand. Meine Katze würde in deren Augen mehr Wert sein als Sie, Doktor!“
    „Kann ich’s ändern? Nein! Also, muss ich harren auf die Dinge, die da kommen.“
    „Falsch, diese Einstellung ist grundlegend falsch. Wieso wollen Sie warten, bis etwas Vorhersehbares passiert? Ich mache mir Sorgen um Ihr Leben.“
    „Das ehrt mich sehr, Pfarrer Thörel, aber wollen Sie mir etwa Schutz in Ihrer Kirche anbieten? Diese Zeiten sind schon lange vorbei, wo das geklappt hat.“
    „Machen Sie sich nur lustig über mich alten Herrn,

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