Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
aufgehört zu regnen.
Wenn Franziska aus ihrem Schlafzimmer geschaut hatte, waren da grüne Weiden gewesen. In der letzten Zeit waren sie gelb, aber heute Morgen war alles verkohlt.
Alina klopfte: „Na, da hatten wir wieder einmal Glück gehabt!“, sagte sie strahlend. Als sie Franziskas entsetzten Blick sah, fragte sie: „Was hast du?“
Franziskas Blick wanderte zum Fenster, und als Alina sah, was sie meinte, lachte sie. „Franziska, uns konnte nichts Besseres passieren, in ein paar Tagen wächst hier das saftigste Gras durch die Brandnarbe. Viele brennen mit Absicht ihre Weiden ab, damit sie wieder saftig werden.“
Kevin erschien in der offenen Tür. „Guten Morgen, die Damen.“ Zu Franziska sagte er: „Ich wollte zu den Mackenzies reiten, willst du mitkommen?“
„Ich möchte gern, aber ich kann Alina nicht mit der ganzen Arbeit allein lassen!“
„Quatsch“, erwiderte Alina „die Arbeit reißt doch nicht aus. Haut schon ab, ihr zwei.“ Dabei stieß sie Franziska augenzwinkernd am Arm. Franziska staunte nicht schlecht, als Mona schon gesattelt vor der Tür stand. Sie streichelt Mona über die Blesse und holte ein Stück Zucker aus der Tasche und hielt es mit der flachen Hand hin, und Mona ließ es sich schmecken.
Franziska ritt neben Kevin. Aus den Augenwinkeln heraus schaute sie Kevin an. Mir ist noch gar nicht aufgefallen, wie hübsch er ist, dachte Franziska. Sie wusste, dass Kevin nicht vergeben war. Bei diesem Gedanken ging ihr wieder so ein eigenartiges Kribbeln durch den Körper, wie damals, als Kevin plötzlich vor ihr stand, wo sie die Betten bezogen hatte. Ihre Gedanken beunruhigten sie.
Ich gehöre doch für immer und ewig Martin, es darf nicht sein, sagte eine innere Stimme.
Kevin spürte, dass sie leicht errötete. „Ist was?“, fragte er.
„Nein, nichts“, Franziska fühlte sich ertappt.
Sie machten einen kleinen Umweg über den Hügel. Als sie oben angekommen waren, stieg er vom Pferd und half auch ihr herunter. Er hielt sie etwas länger als nötig an der Taille fest. Ihre Augen ruhten für einen Moment aufeinander.
„Warum halten wir?“
„Von hier kann man gut sehen, wie knapp wir einer Katastrophe entgangen sind.“
Franziska fühlte, wie sein Blick auf ihr ruhte. Als sie ins Tal schaute, stellte sie fest, dass nur einige Meter vor den Stallungen das Gras verbrannt war. „Oh ja, das war wirklich knapp.“
Er legte seinen Arm um ihre Schulter. Sie spürte die Wärme, die von ihm ausging. Franziska konnte sich natürlich denken, was Kevin wollte. Mal sehen, wie weit er noch geht, dachte Franziska.
Doch er sagte: „Komm, reiten wir weiter. Dein kleiner Liebling wird schon auf dich warten.“
Als sie bei den Mackenzies ankamen, waren alle in Aufbruchstimmung. Maggi wurde auf den Wagen gebettet und hielt ihren Sohn in den Armen.
Sabrina kam aus dem Haus gerannt. „Mum – endlich – geht es dir gut? Hallo, Onkel Kevin.“
„Langsam, Sabrina, wenn du so schnell redest, kann ich dich nicht richtig verstehen.“
Mrs. Mackenzie kam heraus. „Na da habt ihr aber noch einmal Glück gehabt“, sagte sie zu Kevin.
Er nickte und meinte: „Darf ich dir Franziska vorstellen? Sie ist Sabrinas Mutter.“
„Ich freue mich sehr, dich endlich kennen zu lernen, obwohl du schon solange hier draußen wohnst. Ich heiße Virginee. Kommt herein und trinkt eine Tasse Tee mit uns.“
Franziska spürte, dass diese nette Frau keinen Widerspruch duldete.
Kevin ging zu Sabrina. „Möchtest du mit dem Wagen mitfahren oder etwas später mit uns zurückreiten?“
„Ich komme lieber mit euch mit. Mamdy ist doch bei Maggi und dem Baby.“ Sie ging zum Wagen und band Floh ab. „Ich lass euch jetzt alleine, weil ich mit meiner Mum zurückreiten möchte. Bye.“
Der Pferdekarren setzte sich in Bewegung. Sabrina schwang sich auf Floh und hielt sich an der Mähne fest. Sie drehte mit Floh auf dem Hof einige Runden und übersprang dabei alle möglichen Hindernisse. Währenddessen lernte Franziska die Familie Mackenzie kennen. Sie hatten außer dem Sohn Pascal, den Franziska bereits kannte, noch eine Tochter, Sharon. Sie musste ungefähr in Franziskas Alter sein. Auf dem Heimweg erfuhr sie von Kevin, dass Sharon bereits zweimal verheiratet war, und beide Männer waren tödlich verunglückt.
„Was muss die arme Frau schon durchgemacht haben!“
„Ja“, sagte Kevin, „und von jedem Mann erwartete sie ein Kind, es waren alles Fehlgeburten. Nun will sie verständlicherweise nichts
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