Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
funktionieren?“ staunte Franziska.
„Tja, es geht eben. Warum und weshalb, das weiß man nicht genau. Aber man vermutet, dass dieses Verhalten in langen Trockenzeiten der Erhaltung der Art dient! Denn bei extremer Trockenheit, wenn das Futter knapp wird, kann das Muttertier das befruchtete Ei so lange zurückhalten, bis die klimatischen Bedingungen günstiger sind und die Mutter den Milchvorrat durch ausreichende Nahrung gewährleisten kann.“
„Das ist ja wirklich eigenartig, denn ich habe noch nie von einer Tierart gehört, die ihren Fortbestand so beeinflussen kann“, erwiderte Franziska auf den äußerst interessanten Bericht.
Alina stand auf, klatschte fröhlich in die Hände und sagte: „So, genug gefaulenzt für heute. Der Wind hat die Wäsche getrocknet, und wir haben noch mit dem Bügeln zu tun.“
Kevin nahm Sabrina an die Hand. „Komm, wir lassen die Frauen mit ihrer Wäsche alleine.“
Franziska schaute den beiden nach. Kevin hielt die kleine Kinderhand fest. Es ist ein angenehmes Gefühl, dachte er. Eigentlich wollte ich nie eine feste Beziehung eingehen. – Mum und Dad, wieso ich gerade jetzt daran denken muss? Ja, es war furchtbar mit den beiden. Sie haben nur gestritten und sich gegenseitig verprügelt. Er war ständig besoffen, und sie verdiente das Geld im Puff, das er für den Alkohol brauchte. Ich trage zwar den Namen Goodman, aber wer weiß, ob Dad wirklich mein Vater ist. Zuzutrauen wäre es ja Mum. Eigentlich war ich schon als Kind zu clever, um Dads Sohn zu sein. Denn clever war weder er noch sie, also müsste doch diese Eigenschaft von einer ganz anderen Linie kommen. Aber das werde ich wohl nie erfahren, denn beide haben sich gegenseitig umgebracht. Hoffentlich vertragen sie sich im gemeinsamen Grab besser. Es war wirklich ein großes Glück für mich, dass ich nach ihrem Tod auf diese Farm kam. Ich schwor mir, immer allein zu bleiben, vor allem, weil ich sah, dass es Alina mit ihrem Mann nicht viel besser getroffen hatte, als Mum und Dad. Aber nun, ich glaube, es gibt tatsächlich so etwas wie Liebe. Wenn ich Franziska ansehe oder berühre, da spüre ich eine unbekannte Erregung in mir. Ob es ihr auch so geht? Und diese Kleine hier, ist sie nicht goldig? Ich könnte sie mit Sicherheit lieben, wie meine eigene Tochter.
Als konnte Sabrina seine Gedanken verstehen, schaute diese zu ihm auf und strahlte ihn an.
Als beide um die Baracken kamen, sahen sie Maggi auf einer Decke, im Schatten eines Baumes liegen. Neben ihr lag der kleine Neil und schlief.
Kevin brachte Sabrina zu den beiden und ging wieder an seine Arbeit.
Alina ist im Unglück nicht allein
Seit dem großen Buschfeuer hatte sich Robin verkrochen. Keiner wusste, wo er war, aber dass er lebte, wusste Alina genau, denn über Nacht verschwanden Lebensmittel und vor allem Schnaps.
„Mich, den Boss von der Farm an die Feuerfront schicken. Wo sie doch ganz genau weiß, was ich für eine Angst vor Feuer habe“, brüllte Robin vor Wut. Er hatte sich unter einem Felsvorsprung versteckt. Dort wartete er das Ende des Brandes ab. Er konnte von seiner Position aus alles gut beobachten. Als er zwei Tage später feststellte, dass ihn niemand suchte, schlich er sich nachts zur Farm, um sich mit Nahrungsmitteln und Schnaps zu versorgen. Es ärgerte ihn, dass man ihn nicht vermisst hatte. Er war von sich so sehr eingenommen, dass er nicht bemerkte, wie alle wegen seiner Abwesenheit aufgeatmet hatten. Er war sicher, dass er jeden gerecht behandelte. Auch Maggi bekam nur das, was ihr zustand. Sie konnte doch froh sein, dass ein liebeserfahrener weißer Mann ihr die Ehre gab, sie zu entjungfern. Und dass sie natürlich gleich davon schwanger wurde, war ihr Pech nicht seins. Er bemerkte natürlich nicht, dass er dabei Alinas Gefühle verletzte. Es war in seinen Augen nur Recht so, denn schließlich hatte Alina ihn für Tage allein gelassen, als sie in Brisbane war. Ist doch klar, dass er sich da anderweitig seine Befriedigung suchen musste. Robin war tatsächlich der Meinung, dass er noch nie einen Fehler gemacht hatte und er sich für nichts und bei niemand zu entschuldigen hatte. Inzwischen war er der Meinung, dass es Zeit würde, zur Farm zurückzugehen. Sollte einer etwas zu ihm sagen, wollte er so tun, als habe er es überhört. Mit dieser Entschlossenheit ritt er zur Mozzie-Farm zurück.
Als die Sonne unterging, kam er an. Alina saß auf der Veranda und hörte ihn kommen. Sie sagte nichts zu ihm. Kein „Hallo“ oder „wo
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