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Unternehmen CORE

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Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Stahlplakette angebracht war – das gleiche Shellabarger-Logo wie auf dem Flugzeug. »Willkommen in Saltville, Professor«, sagte der Fahrer. Unter seinem Bart zeigte er weiße Zähne. »Es wird Ihnen hier gefallen.«
    Nachdem Cyrus und Edward eingestiegen waren, startete er den Wagen mit einem Ruck. Als sie sich aus dem Schatten der Tragfläche lösten und vom Flugzeug entfernten, erblickte Cyrus den Bohrturm. Er erhob sich dreißig Stockwerke hoch über das trockene Bett und war mit Wellblech verkleidet. Das gewundene Shellabarger-Logo war auf allen vier Seiten der Turmspitze gemalt.
    Lange Hallen erstreckten sich um seine Basis. Stahlzylinder und fünfzehn Meter hohe Tanks in der Form von Hühnereiern standen neben dem Turm aufgereiht; davor riesige grünlackierte Dieselmotoren, wie Artilleriegeschütze in der Linie. Mineralhalden, einige weißer als Salz, andere glänzend schwarz wie Steinkohle, bildeten eine Pyramidenlinie, den Hintergrund des Metallturms.
    »Das Ding funktioniert?« fragte Cyrus. Es war ein eigenartiges Gefühl, das, was er bislang nur auf Computermonitoren, auf Plänen und als Pappmodelle gekannt hatte, nun in Stahl und Aluminium vor sich zu sehen.
    Der Fahrer lachte, und Edward sagte: »Du wirst uns das sagen. Die Inspektion ist das erste, was morgen in der Früh auf dem Plan steht.«
    Der staubige Playa-Boden war von zahllosen Luft- und Windströmen wellenartig gekämmt; sie fegten darüber hinweg und trieben weiße Staubfedern vor sich her. Sie passierten die Kühltürme eines ölgetriebenen Kraftwerks, dessen schlanke Kamine beinahe so hoch wie der Bohrturm waren. Sie passierten Betonbauten, in denen Werkstätten, Warenlager, Schlafsäle, Speisesäle, ein Kino und ein Geschäft untergebracht waren. Sie passierten einen Block mit kleinen identischen Häusern, die in der nackten Wüste standen; von ihren Dächern erhoben sich die Paneelen und Trommeln der solaren Heizanlagen.
    »Sieht aus wie die Stadt einer amerikanischen Firma.«
    »Wir tun unser Bestes«, sagte Edward. »Alles bis auf eine Kirche – aber es gibt Gottesdienste in der Freizeithalle.«
    »Ich denke, ich werde die Kirche nicht vermissen.« Sie passierten einen Fahrzeugpark, der rechts von ihnen, am Rand des ausgetrockneten Sees lag. Kettenfahrzeuge und gepanzerte Wagen, die hinter hohen Zäunen standen.
    »Der firmeneigene Sicherheitsdienst. Unsere Polizeistreitkräfte«, sagte Edward.
    »Braucht die Polizei hier Panzer?«
    Edward lachte. »Wir hoffen nicht. Aber du wirst es selbst erfahren, es ist ein wildes Land.«
    Wildes Land und eine millionenschwere Anlage. Diese sich ständig ändernde Gruppe von Männern am Konferenztisch in Houston, gesichtslose Masken in seiner Erinnerung, hatte ihn all die Jahre über ernst genommen, dachte Cyrus. Ihn und die Versprechungen, die er gemacht hatte.
    Die Straße führte sie zu den zwischen niedrigen Lehmhügeln gelegenen Klippen. Er verlor den Bohrturm aus den Augen. Sie kamen an eine mit Tamarisken, Oleander und Dattelpalmen bestandene Oase. Kleine braune Vögel flatterten zwitschernd von Baum zu Baum. Ein Dutzend Stuckbungalows lagen verstreut unter den Bäumen; der Wagen hielt vor dem schönsten, mit zartem Blau bemalten Haus.
    Der Fahrer trug Cyrus’ Tasche nach drinnen. Edward zeigte ihm die Räumlichkeiten – die Küche, das Bad, die Lichtschalter. »Im Fernsehen sind etwa ein Dutzend Kanäle zu empfangen – einige amerikanische, einige von der BBC – alles Konserven, muß ich zugeben, und alle sind editiert.«
    »Du meinst, zensiert.«
    »Du bekommst die Weltnachrichten – nur mit einem oder zwei Tagen Verspätung. In der Küche ist ein Telefon. Du kannst mich überall erreichen. Oder den Kontrollraum der Bohranlage. Oder die Feuerwehr oder die Klinik. Das ist alles. Die Bar, natürlich. Ich sollte erwähnen, daß wir viele Moslems hier haben, gute Arbeiter aus der Gegend. Wir raten von öffentlichem Alkoholkonsum ab.«
    »Ich will jetzt nur ein Bad und ein Bett.«
    »Du wirst Hunger haben, wenn du aufwachst. Ruf mich an, und ich bringe dich zum Kasino. Im Kühlschrank findest du genügend zu essen, daneben Konserven.«
    »Was ist, wenn ich einen kleinen Spaziergang machen möchte?«
    Edward schüttelte den Kopf. »Ich würde es dir momentan nicht empfehlen. Die Männer kennen dich noch nicht. Jemand im Lager könnte auf dumme Gedanken kommen bei der Ausübung seines Jobs.«
    »Und die Panzer auf mich loshetzen?«
    Edward lachte. »Nein, aber wir haben ein Gefängnis.

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