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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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eine noch das andere.«
    Er verließ ihr Haus und ging über den feuchten Rasen. Sie hatten oft solche Auseinandersetzungen. Sie passierten. So war sie nun mal. Und so war er. Immer entfernte sich dann der eine oder andere.
    Niemals war er sich sicher, ob es diesmal, jedesmal, das letzte Mal war. Heute abend war er zu müde, um sich darüber Gedanken zu machen. Der weite Himmel war voller Sterne. Er wünschte, er wäre auf einem von ihnen. Irgendwo anders.

 
ABREISE AUS HOUSTON, TEXAS, 1990
     
    Sie schafften Cyrus vom Firmenjet zu einem Transportflugzeug auf der anderen Seite des Hangars; die Turbopropmotoren röhrten bereits. Es war eine alte C-130 Hercules, grau bemalt, mit einem runden, Yin-Yang-ähnlichen Logo auf dem Leitwerk. Cyrus grinste, als er es erblickte – das Logo bestand aus einen S in einem Kreis, S für die in Houston ansässige Shellabarger, die größte Bohrgesellschaft der Welt: Vor Jahren, als er noch unter den Lebenden weilte, hatten sie sein Hudderit-Angebot abgelehnt.
    Der Laderaum besaß entlang den Seiten Leinwandsitze, keine Fenster. Sie wickelten ihn in eine Fliegermontur, die so dick wie ein Bärenfell war, und ließen ihn dort. Der ganze Rumpf vibrierte, als die Propeller ansprangen. Der Lärm blieb auch in der Luft unverändert hoch; im zweiten Weltkrieg war er bequemer gereist. Aber seit dem zweiten Weltkrieg hatte er nicht mehr mit dieser Erwartung eine Reise angetreten.
    Der Laderaum war mit großen Geräten vollgestellt, die in glänzend blauen Plastikfolien gewickelt waren; mit gelben Leinen waren sie vertäut. Einige erkannte er; es waren Hudderit-Maschinen, die er entworfen hatte. Cyrus saß lange Zeit alleine zwischen ihnen; auf seinem Schoß tätschelte er seine Ledermappe.
    Dann besuchte ihn Edward und brachte schlechten Kaffee in Plastikbechern. Er entschuldigte sich für die versiegelte Kabine, dafür, daß Cyrus nicht in den Besatzungsraum konnte. »Und ich fürchte, ich muß dich um deine Armbanduhr bitten …«
    Nachdem Edward gegangen war, döste Cyrus. Er tat sich schwer, die Zeit zu schätzen. Er war fünf Stunden im Firmenjet gewesen; und nun waren sie sechs oder mehr Stunden in der Turbopropmaschine. Er wußte nicht, wo er das Flugzeug gewechselt hatte – es war ein heißer Ort. Vielleicht waren sie bereits lange genug in der Luft, um nach Australien oder Sibirien oder die Philippinen zu fliegen, vielleicht auch nicht. Vielleicht umrundeten sie auch nur die Erde, um ihn zu verwirren. Als Müdigkeit schließlich seine Aufregung und Unbequemlichkeit überwand, schlief er ein.
     
    Das schwere Flugzeug setzte hart auf. Cyrus erwachte vom Schlagen und Röhren der Propeller, die ihre Laufrichtung umkehrten; er konnte spüren, wie der Pilot auf die Bremsen trat.
    Einer der Bodenmannschaft ließ die Laderampe herab. Einströmendes Licht blendete Cyrus. Edward half ihm aus dem Sitz, die Rampe hinab und unter dem hinteren Leitwerk hinaus. Cyrus stolperte und stand dann sprachlos vor einer weiten und leeren Landschaft. Sie befanden sich am Rande einer weiten Playa, einem trockenen Seebett, das so weiß war wie die Salzflächen Bonnevilles; Landebahn und Zu- und Abfahrtswege waren mit Plastikdreiecken markiert, gepunktete Linien, die sich gegen den Horizont verloren. Der Himmel war strahlend weiß unter einer hohen weißen Sonne.
    Cyrus wandte sich von der Sonne ab; er dachte, das ist der Süden. Vielleicht auch nicht, vielleicht befanden sie sich in Australien. Oder Südamerika.
    Zwei oder drei Meilen östlich oder westlich – er mußte warten, bis die Sonne weiterwanderte, um die Richtung bestimmen zu können – zogen sich weite Fächer alluvialen Gesteins, tief von alten Zuflüssen durchschnitten und mit bronzefarbener Wüstenfirnis überzogen, über die vertikalen Klippen aus schwarzem Basalt und rotem Sandstein. Das trockene Tal und die trockenen Klippen zogen sich ohne Ende hin und verschwanden dann im Dunst. Sie hätten auf dem Mars sein können.
    »Wo sind wir?« fragte er.
    »Tut mir leid.«
    »Weißt du, ich habe nicht vor, wegzulaufen.«
    Laster und Gabelstapler kamen heran, um ungeduldig die Ladung aufzunehmen. Edward zog ihn zur Seite. »Hier entlang. Nur ein paar Minuten, dann stehen dir ein Bad und ein Bett zur Verfügung.«
    Im Schatten der grauen Tragfläche wartete ein Jeep; der Fahrer war ein großer Mann mit schwarzem Haar und Schnurrbart. Er trug khakifarbene Wüstenkleidung, ohne Abzeichen, bis auf seine Garnisonsmütze, auf der eine runde

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