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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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so überrascht war.
    »Dieser sogenannte seismische Alarm, den du meintest, veröffentlichen zu müssen, ohne mich … Du weißt – ich will nicht sagen, daß du alles mit mir absprechen sollst …« Sie zog gierig an ihrer Zigarette. »Aber du solltest dich wenigstens bemühen, die politische Landschaft zu berücksichtigen, in der wir operiert haben und noch immer operieren.«
    »Ich denke, das mußt du mir erklären.«
    »Wir versprachen diesen Leuten, daß wir ihre Kinder retten! Daß wir die Kinder ihrer Wähler retten werden!«
    »Ja, genau diese Worte könnte ich dir in den Mund gelegt haben.« Sie war sauer, nun gut.
    »Diese Worte sind einige der wenigen Dinge, die die Dollars und D-Marks und Yens fließen lassen, angesichts all dessen, was dort draußen das Geld auffrißt.« Sie zog an ihrer Zigarette. »Dieser Erdbeben- Alarm! Wir sollen die Dinge sicherer machen, und nicht gefährlicher.«
    »Kann ich ein weiteres Feuerwehrauto kaufen, ohne deine Zustimmung; wir brauchen eines. Hast du wirklich Probleme mit Vorsichtsmaßnahmen gegen Erdbeben? Ich bin dein Angestellter, Marta. Mußt du wirklich jede einfache Entscheidung selbst treffen?«
    »Herablassung hilft ihr nicht weiter.« Sie atmete schwer. »Wir haben die Grüne Partei vor unseren Toren. Sie haben auf den Anlaß, den du ihnen gegeben hast, geradezu gewartet, Leidy. Sonst wären sie mit ihren idiotischen Plakaten nicht in diese gottverlassene Öde gekommen.«
    »Hey, das sind nicht alles Idioten«, sagte er. »Nicht einmal die professionellen Hexen. Das kleine Camp draußen an der 285 …«
    »Ah, halt den Mund. Ich dachte, du wärst kein Idiot!«
    »Die Grünen können auf sich selber aufpassen, das wollte ich damit sagen. Worum es mir geht, ist die Gesundheit und Sicherheit unserer Leute, die Sicherheit unserer Anlage. Wir hatten ein kleines, nicht unbedeutendes Erdbeben, als wir die Fünfundsiebzig-Kilometer-Diskontinuität durchbrochen haben. Du erinnerst dich vielleicht – wir haben darüber eine Konferenz einberufen. Ein Zufall, so lautete der Konsens, und nichts ging wirklich kaputt. Dann hatten wir ein kleines Erdbeben, als wir die Vierhundert-Kilometer-Diskontinuität durchschritten. Und wir hatten letzte Nacht ein Erdbeben.«
    »Diese Rede mußt du nicht mir halten …«
    »Ich will aber, daß du es hörst.«
    »Du hättest es mit mir absprechen sollen, das ist alles.« Sie starrte auf ihre Zigarette, als wäre sie ein außerirdisches Objekt. »Wir hätten es anders handhaben können. Bevor die Zeitungen und Medien und alle anderen davon Wind bekamen. TV-Laster parkten vor dem Rathaus. Und überall landeten diese verdammten Helikopter.«
    Er verstummte für einen Augenblick. »Gut. Ich denke, ich hätte es mit dir absprechen sollen«, sagte er. »Hast du ein Bier?« Er ging in die Küche und öffnete den vollgestopften Kühlschrank; er wühlte sich durch Tüten mit verfaulendem Salat und fand eine Flasche Pearl. Er drehte den Verschluß auf und leerte sie zu einem Drittel, bevor er zu ihr zurückkehrte.
    Ihre Zigarette war ein rauchender Stummel, an den sie sich noch immer klammerte. Sie starrte ihn wütend an. »Das funktioniert nicht«, sagte sie.
    »Ich sagte, es tut mir leid.«
    »Du sagtest, du denkst, daß du es mit mir hättest absprechen sollen. Du wolltest dich aus der Affäre ziehen. Was du meintest, war nicht: ›Es tut mir leid‹, was du meintest, war: ›Dieses Weibstück ist heute abend wieder mal irrational drauf‹. Nun mach ich ein wenig herum, und dann läßt sie mich vielleicht wieder in Ruhe.«
    Er brachte ein leidlich aufgesetztes Grinsen zustande. »Kein Entkommen für mich?«
    »Du bist so blasiert, daß es mich krank macht. Es gibt für dich immer ein Entkommen. Du mußt nur hier raus und über den Rasen gehen.«
    »Nun, das muß ich sowieso. Josie ist hier. Du erinnerst dich? Ich bin es nicht gewohnt, ihn hier bei mir zu haben. Ich habe vergessen zu kochen.« Er stellte die Bierflasche auf den Kaffeetisch. »Ich denke, ich sollte jetzt mit dem Kochen anfangen.«
    Sie drückte die Zigarette aus, bevor sie sich die Finger verbrannte. »Du könntest versuchen, etwas mehr zu sagen als nur ›whoops‹.«
    Er dachte nach, was er ihr sagen könnte. Was ihm einfiel, hätte ihnen beiden nicht geholfen. Ihm wurde bewußt, daß er sich von ihr entfernte.
    Als er an der Eingangstür stand, sagte Marta: »Du glaubst, CORE ist das gleiche Wort wie Cœur, Leidy?«
    »Ich verstehe nichts von Etymologie.«
    »Du hast weder das

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