Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss

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wenn du mir sagen würdest, wer du bist. In der Zwischenzeit könnte ich einen Martini vertragen. Willst du auch einen?«
    »Du hast die Geschichte meines Lebens schon so oft gehört.«
    »Ich habe sie niemals geglaubt. Wir werden doch nicht beobachtet, oder?«
    Edward zeigte ein gezwungenes Lächeln. »Ja, bring mir auch einen.«
    »Lehn dich zurück. Entspann dich. Ich bin gleich wieder da.« Cyrus ging in die Küche und kam anschließend mit einem Tablett zurück – Servietten, Gläser, eine Flasche Gin, eine Flasche Vermouth, ein Glas mit grünen Oliven. Er stellte es auf den Verandatisch und zog seinen Stuhl näher. »Warum tust du es nicht?«
    Edward blickte auf die Oliven. »Keine Zahnstocher?«
    »Das letzte Mal, als ich da war, gab es in der Verpflegungsstelle keine.«
    »Ich werde mich darum kümmern.«
    »Erzähle mir, wo liegt das Problem?«
    »Ich sagte dir bereits, der Bohrer sitzt fest. Rosafarbene Fragmente sind im Schlamm mit hoch gekommen. Phasenverschobenes Halit, so scheint es. Zusammengepreßtes Salz.«
    Cyrus grinste. »Ich verstehe; weißglühendes Natriumchlorid ist eine Verbindung, auf der die Verkleider keine Verkleidung anbringen können.« Er beobachtete, wie Edward Vermouth in die zwei Gläser schüttete, sie kreisen ließ und dann Gin einschenkte. »Ich bin kein Geologe, aber ich nehme an, daß niemand in der Mannschaft erwartet hatte, daß im Schlamm aus neunzehn Kilometer Tiefe Schiefer nach oben kommen würde. Niemand hatte erwartet, im Schlamm aus dreißig Kilometer Tiefe Marmor zu sehen. Die Tiefengeologie dieser Region – wo sie auch sein mag – scheint voller Überraschungen zu sein.«
    »Du erinnerst dich, daß wir in Houston …«
    »Komm mir jetzt nicht mit Jerken …«
    »Er heißt Gerken.« Edward reichte Cyrus ein Glas und hob dabei sein eigenes. Sie tranken und zuckten gleichzeitig zusammen. Edward hatte schon immer lausige Martinis gemixt.
    Mit vorsätzlicher Offenheit sagte Cyrus. »Übrigens, du weißt, daß ich über die Zentrumsabweichung des Bohrlochs Bescheid weiß.«
    »Zentrumsabweichung?« sagte Edward vergnügt.
    »Horizontalbohrung, nennt man es. Keine ganz exakte Bezeichnung, aber es trifft den Punkt ganz gut.«
    »Niemand hat hier etwas zu verbergen.«
    »Wir sind bereits auf einer Tiefe von über siebzig Kilometern und über dreißig Kilometern südwestlich unserer Position an der Oberfläche. Wenn wir so weiter machen, wird das Bohrloch, wenn es die Tiefe von vierhundert Kilometern erreicht, über zweihundert Kilometer südwestlich unserer Oberflächenposition sein. Wo immer das auch ist.«
    »Cyrus, ich habe vorhin bereits gesagt … Bitte, wirf einen Blick auf die Seismogramme. Die werden alles erklären. Man erkennt die Gaslagerstätte – wie wir annehmen – sehr deutlich.«
    Cyrus blickte zu seinem jungen Freund – der so jung nicht mehr war, oder täuschte ihn nur seine Wahrnehmung? – und hob sich dieses Thema für einen anderen Tag auf. Er lehnte sich in seinen Gartenstuhl zurück. »Am HRI tat ich noch anderes als Hudderit anzupreisen«, sagte er. »Es gibt andere Verbindungen, die in dieser Tiefe den Job erledigen. Es gibt ein Quarz-Analog, eine Art keramisches Metall. Die Technologie muß nicht entscheidend geändert werden.« Er starrte hinaus in die Schatten der Wüste. »Den Schutt wieder aus dem Loch herauszubekommen dürfte eine knifflige Angelegenheit werden.«
    »Den Fisch«, sagte Edward.
    »Was?«
    »Im Ölgeschäft nennt man Schutt, der sich im Bohrloch befindet, ›Fisch‹.« Er nippte an seinem Drink. Seine Lippen verzogen sich zu einer Geste, die Anerkennung ausdrücken sollte.
    »Dann laß uns fischen gehen«, sagte Cyrus.

    Im Kontrollraum fragte Cyrus den angewiderten Schichtführer, ob er erstaunt war, daß sie in fünfundsiebzig Kilometer Tiefe, nach plutonischem und metamorphem Gestein, auf Salz gestoßen waren. »Das einzige, was mich an dieser Operation überrascht, ist das Geld, das sie in das Loch stopfen.«
    Gesprochen wie ein texanischer Ölmann, dachte Cyrus.
    Er studierte die Situation, wie sie auf den Grafikmonitoren rekonstruiert wurde. Der Verkleider, der auf sich abwechselnd aus- und einziehenden Greifern wie eine Raupe nach unten krabbelte, steckte im offenen Loch bei vierundzwanzig Kilobar fest – das entsprach 24.000 Mal dem atmosphärischen Druck auf Meereshöhe. Alle Greifer waren geborsten.
    Der Bohrer unter dem Verkleider war nach wie vor intakt und einsatzfähig, saß allerdings in der Falle. Die