Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
Salzformation war mit feinen Rissen durchzogen, in denen Methan eingelagert war; Hitze und Druck verflüssigten es. Im Bohrloch stand eine Säule aus heißem Bohrschlamm, wobei der Druck von oben gleich dem Druck war, der von unten auf den Bohrer wirkte.
    Cyrus mußte daran denken, daß der legendäre Tommy Gold vielleicht doch recht hatte. Sie waren bereits jetzt auf Gas gestoßen, Gas, das aus den Eingeweiden des Planeten nach oben geblubbert war. Das andere, woran er dachte, war, daß er ein Fischwerkzeug erfinden sollte, das die Funktionen durchführte, die die Mannschaft Speer, Mühle und Tragekorb nannte.
    In der Zwischenzeit … »Mr. McGhees Idee ist nicht schlecht, aber wir sollten nicht den Bohrlochverschluß aufs Spiel setzen«, sagte er. »Wir verschließen das Loch mit einem Verkleider, der alle Greifer ausgefahren hat, irgendwo im Bohrloch. Damit kontrollieren wir den Schlag. Wir pumpen Bohrschlamm heraus und lassen den Unterdruck das Bohraggregat nach oben schieben. Und bevor der Schlag die Oberfläche erreicht, verschließen wir den Choke im Verkleider.« Zwei Stunden vorher hatte er nicht gewußt, was ein Fisch war, nun redete er, als würde er seit zwanzig Jahren fischen gehen. Er liebte diese Art des Redens und Denkens. Selbst wenn man kurz vor der Lösung steht, war dieser Prozeß des Denkens und Redens – Oppenheimer hatte es beinahe zu gut ausgedrückt – von exakter Süße.
    »Wir sollten zwei Verkleider in das Loch stecken«, sagte der Schichtführer. »Falls wir den ersten Choke nicht rechtzeitig schließen können.«
    »Gut«, sagte Cyrus. »Zwischen ihnen mildern wir den Stoß, modulieren ihn. Und entgehen so den Risiken des Verschlusses.«
    »Dann verbrauchen wir alle Verkleider, die wir haben«, warf jemand ein.
    »Nun, ich denke nicht, daß die Gesellschaft das hier aus Profitgründen unternimmt«, sagte McGhee.
    Cyrus schaute ihn an. Stillschweigend stimmten sie überein.
     
    Der Kontrollraum glich den Kontrollräumen der größten wissenschaftlichen Einrichtungen der Erde, den Großpartikelbeschleunigern wie Fermilab oder CERN. Auf den Grafikmonitoren der großen Beschleuniger waren unsichtbare Quarks und Bosonen zu sehen, die durch riesige Detektoren huschten. Hier allerdings konnte man – wenn alles wie geplant ablief – einen unsichtbaren Kristallkorken sehen, der aus einem fünfundsiebzig Kilometer tiefen Flaschenhals geblasen wurde. Wo auf der Welt konnte man ein solches Spektakel auf dem Fernsehgerät empfangen? Welcher andere Bohrturm besaß on-line-geschaltete Supercomputer, die von blinden Datenpunkten Echtzeitbilder erstellten?
    Die Saltville-Crew – es gab nun einen weiteren Grund für ihren Spitznamen – setzte den ersten Verkleider auf eine Tiefe von fünfunddreißig Kilometer und fuhr die Greifer aus. Darüber wurde in der Stahlführungsröhre, die durch die Sedimente des alten Seebetts führte, der zweite Verkleider plaziert. Das gab ihnen genug vertikale Distanz, um durch die Hudderitfaser vom Bohrgrund ein lichtschnelles Signal zu empfangen, es zu verarbeiten und wieder nach unten zu schicken, um die Chokes einzustellen. Der Bohrlochverschluß stellte die letzte Sicherheitsvorkehrung dar.
    Sie schlossen die Chokes im Bohrer und dem kaputten Verkleider. Die Chokes der oben plazierten Verkleider öffneten sie. Dann pumpten sie Bohrschlamm aus dem Loch. Der Druckunterschied erhöhte sich zwei Stunden lang, bis der Korken sprang.
    Auf den Monitoren beobachteten Cyrus und die Mannschaft den Kick-Start, sahen den Bohrer und den aufgesetzten Verkleider das Bohrloch hochschießen und beschleunigen. Ausdrucke neben den Monitoren zeigten Druck und Geschwindigkeit an. Innerhalb von Sekunden raste das beschädigte Aggregat dem Himmel zu.
    Das Programm analysierte die Signale und setzte die Chokes. Als der Stoß das Loch hochkam, wurden die Chokes geöffnet und ließen ihn auf die Abfallhalden an der Oberfläche ausströmen. Die Röhren spien Lava, »Bohrschlamm«, der kirschrot glühte. Das Bohraggregat verlangsamte seine Geschwindigkeit und kam schließlich zum Halt; oben wurde brennender Schlamm ausgeworfen.
    Die Fiberkabel, die durch den Chokes gezogen waren, befanden sich noch an Ort und Stelle; durch ferngesteuerte Winden wurden sie den Schacht hochgezogen und standen nun bereit, das beschädigte Aggregat herauszuziehen.
    Stück für Stück holten sie den Fisch heraus.
    Innerhalb von Stunden hatten sie neue Geräte eingesetzt.
     
    »Gut gemacht, Cyrus.« Dichte

Weitere Kostenlose Bücher