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Unternehmen CORE

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Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Hätte die Täuschung gelingen können? Cyrus glaubte es nicht. Er wollte darauf wetten, daß gläubige Moslems auf Reisen auf solche Dinge genau achteten.
    Also wußte er, wo Norden lag, und er glaubte zu wissen, wo Mekka lag. Es stellte sich heraus, daß sich Mekka, soweit dies Cyrus erkennen konnte, in ziemlich genau südlicher Richtung befand.
    Was er nun brauchte, war ein Globus oder eine Weltkarte. Nach einigen Tagen, die er mit, wie er hoffte, beiläufigem Suchen verbrachte, mußte er feststellen, daß nirgends in Saltville – nirgends, wo er Zutritt hatte – ein Globus oder ein Atlas aufzutreiben waren.
    So gut er konnte – er hatte sich niemals mit solchen Dingen besonders beschäftigt – versuchte er, sich einen Globus vorzustellen. Recht weit kam er damit nicht. Was er vor seinem geistigen Auge zu rekonstruieren in der Lage war und was er von seinem Sextanten wußte, sagte ihm, daß er sich etwa ein Drittel des Weges zwischen Äquator und Nordpol befand; also war er nicht in Rußland oder im tropischen Afrika. Von den betenden Moslems wußte er, daß er nicht in der Sahara oder in Indien oder Pakistan war. Was er in jener zweiten Nacht zu Edward gesagt hatte, eine Vermutung, die ihm gerade in den Kopf kam, stimmte also annäherungsweise. Er war irgendwo im Nahen Osten, in einem der arabischen Staaten, vielleicht auch in der Türkei oder im Iran. Oder in Israel. Um dies herauszufinden, bräuchte er eine Karte und eine zuverlässige Uhr.
     
    Zu diesem Zeitpunkt war die Bohrkrone in Saltville fünfundsiebzig Kilometer unter der Oberfläche und fraß sich gerade in ein neues Stratum. Ionisierter Metalldampf des Bohrlochverkleiders kam mit dem Mantelgestein in Berührung; plötzlich kam es zu einer Eruption des überhitzen Gases, die die Membranen der Greifer durchbrannte. Die Wände des Bohrlochs kollabierten, und das gesamte Bohrgestänge saß im Loch fest.
    John McGhee war vom Aufsichtsführenden der Nachtschicht geweckt worden. Er kam zum Bohrloch; nachdem er die Mannschaft ausgefragt hatte, sagte er: »Ich denke, wir pumpen einigen Schlamm aus dem Loch und lösen den Bohrkopf durch den freiwerdenden Druck nach oben.«
    »Ein Schlag, der alles nach oben blasen könnte«, sagte der Schichtleiter. »Die ganze Scheiße kommt uns ins Gesicht geflogen, und der Bohrturm ist ein Wrack.«
    »Billy, du hast darin Erfahrung.«
    Der Mann zögerte. »Man könnte vielleicht mit einem Speer reingehen …«
    »Wir sollten erst den Verkleider freilegen, um dann zu den Greifern vorzustoßen«, sagte ein anderer der Crew.
    »Okay, dann harpuniert den Fisch.«
    »Freisprengen wäre besser«, warf ein anderer ein. »Es gibt keine Rohrleitung, über die wir uns hier Gedanken machen müssen; wir müssen uns nicht um den Rückstoß sorgen. Die Verkleidung – das weiß ich nicht.«
    »Bringt die Brocken mit einem Korb nach oben.«
    »Okay«, seufzte McGhee. »Wir wissen alle, daß das nicht funktioniert. Welche Werkzeuge sollen wir dafür nehmen? Die Verkleidung oder das Bohraggregat sind selbst mit Tungsten-Karbid oder einem Diamanten nicht zu durchtrennen. Das Zeug ist härter als alles in der Welt.«
    Sie verstummten, während McGhee den Hörer des Telefons abnahm. Er mußte mehrere Male wählen, bis er die gewünschte Person an der Leitung hatte. »Samarri? Ed, wir haben hier ein Problem, und es sieht so aus, als ob wir einige Ratschläge vom Professor gebrauchen könnten … Nein, ohne ihn scheint es nicht zu gehen.«
     
    Unter den leuchtenden Sternen kam Cyrus vorsichtig zwischen den duftenden Tamarisken, die in seinem sandigen Hinterhof standen, zurück. Im Haus brannte Licht. Er wußte, daß er es nicht angelassen hatte. Jemand saß im Schatten seiner Terrasse.
    »Einen schönen Abend, Cyrus. Einen Spaziergang gemacht?«
    »Eine wunderschöne Nacht. Wie immer.« Cyrus kam zwischen den weichen Zweigen näher. Er sah zu Edward, der angespannt auf der Kante des Gartenstuhls saß. »Darf ich dir einen Drink anbieten?«
    Edward schien ihn nicht zu hören. »Entschuldige, daß ich dich störe. Der Bohrer sitzt fest. McGhee will deinen Rat.«
    »Dinge gehen kaputt«, sagte Cyrus blasiert.
    »Deswegen bin ich hier, um dich zu bequatschen«, sagte Edward.
    »Hast du wirklich geglaubt, daß das vorhersehbar war?«
    »Wenn du mich besser kennen würdest, wüßtest du, wie lächerlich …« Edward hielt inne. Er hatte damit zu tun, seine Fassung zu wahren.
    »Ich würde dich gerne besser kennen, Edward. Es würde mich freuen,

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