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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Bartstoppel legten sich um Edwards Kinn, sein Haar war – untypisch für ihn – in wilder Auflösung. »Das hat hervorragend geklappt.« Furcht verbarg sich in seinem Blick. »Ich dachte, ich finde dich im Kontrollraum, vielleicht auf der Bohrplattform.«
    Cyrus starrte durch die dualen Augenstücke eines Mikroskops, als Edward seine Gratulation vorbrachte. Er drehte an den Einstellungen. »Warum bohren wir weiter?«
    »Warum nicht? Es ist doch wieder alles in Ordnung, dank deiner Hilfe.«
    Cyrus blickte von der außergewöhnlichen Ansammlung bunter Kristalle, die unter dem Mikroskop zu sehen waren, nicht auf. Er hantierte an den Arretierungsknöpfen. »Wir sind auf ein erstaunliches Reservoir von Petrochemikalien gestoßen, Edward.« Er sah nun auf und rieb sich die blassen Augen. »Scheint, daß dein verehrter Tommy Gold doch recht behalten sollte. Dein Glaube an ihn ist mehr als gerechtfertigt. Das sollten wir feiern. Und wollen deine Leute diese Entdeckung nicht ausbeuten?«
    Edward sah mitgenommen aus. »Natürlich beabsichtigen wir …«
    »Wir bohren weiter!«
    Edward raffte sich zu dem kläglichen Versuch auf, Erregung vorzutäuschen. »Das bestätigt nur unsere Vermutungen. Ein sehr viel größeres Reservoir …«
    »Auf den Seismogrammen? Auf den Dingern, die Jerken uns in Houston gezeigt hat?« Cyrus schüttelte den Kopf. »Ich hoffe nur, es hat nicht allzu viel Arbeit gemacht, sie für mich zu fälschen.«
    »Ich bin diese Auseinandersetzungen so leid.« Edwards Klage klang vollkommen glaubwürdig.
    »Das bin ich auch. Wir sollten den Tag freinehmen.« Cyrus stand schnell auf.
    »Warte, bitte«, sagte Edward. »Ich wollte das sowieso vorschlagen, selbst wenn der Bohrer nicht …«
    Cyrus hielt in der Bewegung inne und sah über seine Schulter zu Edward. »Was willst du?«
    »Wie würde dir eine Reise nach Frankreich gefallen?« sagte Edward.
    »Was?«
    »Du bist nun seit einiger Zeit hier. Jeder freut sich, daß dir die Wüste so wenig ausmacht, aber wir sind Realisten – zumindest ich. Einen Urlaub. Eine Reise nach Paris. Als Belohnung für die gute Arbeit.«
    »Paris? Schön. Wie sieht es mit anderen Orten aus, Nevada, vielleicht?«
    »Tut mir leid.«
    »Alleine?«
    Edward schüttelte den Kopf. »Demnächst. Dieses Mal werde ich dich begleiten. Ich werde mich nicht in deine Angelegenheiten mischen. Es ist nur, daß ich alles – was immer du auch tun willst – mit dir zusammen tun werde.«
    »Ich möchte nur die kleinen Buchläden am linken Ufer der Seine besuchen«, sagte Cyrus. »Entlang den Quais.«
    »Klingt aufregend.«
    Cyrus rang sich ein Lächeln ab. »In meinem Alter, Edward …«
    »Ich kann dich vielleicht für ein oder zwei Stunden alleinelassen, hin und wieder.« Edward rieb sich die müden Augen. »Gut, laß es mich wissen.«
    »Ich werde es dich wissen lassen. Wann soll es losgehen?«

 
CORE CITY, 1993
     
    Queenie Tobou akzeptierte das Angebot, obwohl ihr CORE ein Haus zuwies, das ihr nicht gefiel. Marta sagte, sie könne überall schlafen, aber das Haus bekomme sie mit dem Job. Es spielte kaum eine Rolle; Queenie schlief nicht viel.
    Ihre Aufgabe war es, die Geräte zu bauen, die in den flüssigen Kern eindrangen. Dabei gab es nicht nur Druck- und Temperaturprobleme. Nichts hatte auf die Gefahren hingewiesen, die ihnen während der ersten siebenhundert Kilometer begegnet waren; nichts würde auf das hinweisen, was in der Zukunft auf sie zukommen sollte. Queenie benötigte eine Vorstellung von der Bandbreite des Unvorhersehbaren. Sie verbrachte viel Zeit im Kontrollraum, ebenso viel Zeit verbrachte sie mit den Monstern von Id.
    Zieht man die unerwarteten geologischen Strukturen in Betracht, dann kam CORE schnell voran. Üble Überraschungen machten die Arbeit interessanter. Als sie durch die Lithosphäre stießen, trafen sie auf geschmolzenen Schwefel, Adern mit flüssigen Metallen und bohrten durch Schichten mit wassergetränktem Gestein. Der Bohrer löste oftmals gewalttätige Änderungen des Aggregatzustands von Gestein aus, das sowieso bereits kurz davor stand.
    Jede Diskontinuität war durch die Seismogramme vorhersehbar, man bereitete sich vor, bohrte durch, verkleidete. Bohrkronen und andere Geräte gingen kaputt; Unzulänglichkeiten, die in ihrem Ausmaß nur einige Moleküle umfaßten, die abgeblätterte Kante einer Kristalloberfläche, brachten andere, ansonsten perfekt arbeitende Teile zum Explodieren oder führten zur Zerstörung einer vollkommenen Verkleidung. Dann

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