Unternehmen CORE
Vierzig Jahre früher wäre er ohne zu überlegen hinaufgeklettert. Steif, wie er war, stellte er nur eine unüberwindliche Barriere dar.
Er hatte andere Canyons untersucht, andere Routen. Mit dem Essen und Wasser, das er zu tragen hatte – sollte er wirklich die Flucht versuchen –, würde er nicht zwei Tage durchhalten. Er hätte genausogut bei seinem Golfwagen bleiben können.
Er warf Kiesel in den Teich, zwei und drei gleichzeitig, und störte die Frösche auf.
Wenn er sich wirklich in dem Gebiet befand, in dem er zu sein glaubte, dann reichten zwei Tage nicht. Das war ein Land, das berüchtigt war für die alten Männer, die es durchwandert hatten und dabei starben.
Vierzig Kilometer östlich von Cyrus krochen dreizehn gepanzerte Kettenfahrzeuge mit Kanonentürmen aus ihrem Versteck eines felsigen Wadis und bewegten sich über eine zerklüftete Landschaft aus Lehm und Kiesel. Die Männer in den Fahrzeugen strichen mit ihren Ferngläsern über den Horizont und suchten nervös Himmel und Erde ab.
Die Luke des Führungsfahrzeuges war geöffnet, der Kopf des Kompaniechefs schaute heraus; aufmerksam starrte er auf die Berge zu seiner Linken, die sich nun im verfinsternden Zwielicht von Dunkelblau zu Purpurrot färbten. In den letzten drei Tagen hatte er nur eine Nacht geschlafen – auf seinen vollen Wangen machten sich Bartstoppel breit – und er hatte seit dem Morgen nichts gegessen. Noch einmal befragte er seinen Kompaß und versuchte die Richtung zu halten, während das Fahrzeug durch eine sandige Auswaschung schlingerte.
Seit drei Uhr nachmittags – als er, während er sich vor der Luftaufklärung zu verbergen suchte, den Sichtkontakt zu der Einheit, die er begleiten sollte, verloren hatte und die Funkverbindung mit dem Divisionshauptquartier zusammenbrach – besaß er nur eine vage Vorstellung, wo er sich in diesen nackten Bergen und trockenen Tälern befand. Trotzdem hielt er seine Einheit in Bewegung.
Der Kommandant zog sich zurück und ließ die Stahlluke über seinem Kopf zufallen. Zusammengekauert in dem vollgepackten und dröhnenden Rumpf, riß er eine ölbeschmierte Karte auf. Im fahlen gelben Licht waren die Konturen kaum zu erkennen. »Hier«, sagte er zum Fahrer und deutete mit dem Finger auf die Karte. »Wir sind hier. Dieser Gipfel links von uns sollte … ist die Erhebung sieben-drei-sieben. Ich bin mir sicher.«
»Gute Arbeit, Sir.« Der Fahrer machte sich nicht die Mühe, einen Blick darauf zu werfen. Das Fahrzeug wurde langsamer. »Keine Eile, dann.«
»Was meinen Sie? Wir müssen über den Paß kommen, solange noch Licht ist. So schnell wie möglich.«
»Erlaubnis, die Scheinwerfer einzuschalten?« fragte der Fahrer.
»Nein, keine Lichter.«
Die Fahrzeuge erreichten die offene Wüste und beschleunigten; eines nach dem anderen folgte dem Führungsfahrzeug, mit dreißig Kilometern die Stunde wirbelten sie dünne Staubwolken und Dieselrauch auf. Im schwächer werdenden Licht waren sie viel zu schnell.
»Wer sind diese Idioten?« Eine Saltville-Wache saß am Steuer seines Wagens und spähte durch ein Fernglas. Visitenkarten der Wüste – aufsteigende Staubwolken – kräuselten sich im dämmrigen Licht des Sonnenuntergangs, als die gepanzerte Kolonne in Sichtweite des Beobachtungspostens am Paß kam. Die Fahrzeuge waren seit zehn Minuten auf dem Radar zu sehen. »Wissen die nicht, daß Krieg ist?«
»Die Zentrale hat Kontakt mit den Einheimischen aufgenommen«, sagte der Mann daneben, ein Captain, der das Handstück seines Funkgeräts an sein Ohr hielt. »Sie haben eine Division dort draußen …«
»Dem verirrten Kompaniechef wird man den Arsch aufreißen.«
Der Captain verstummte und horchte auf das Funkgerät. »Sie können nicht zu den Jungs durchkommen. Sie sind nicht im Netz.«
»Sollen wir etwas unternehmen?«
»Wir fahren vor zum Zaun. Sie kommen dort vorbei und sagen ihnen, daß sie verschwinden sollen.«
»Wer übersetzt?«
»Die Zentrale schickt jemanden heraus.«
»Im Wagen oder Hubschrauber?«
»Habe ich nicht gefragt. Wir sollten runter zur Straße.«
»Verdammter Job. Warum warten wir nicht hier?«
»Vergiß es. Du kennst die Wege«, sagte der Captain.
»Es ist finster!«
»Willst du das später der Zentrale erklären oder jetzt gleich alles im Keim ersticken?«
»Wir haben keinen von den verfluchten Dolmetschern«, sagte der Fahrer nervös.
»Ich werde ein paar Worte in ihrem Kauderwelsch reden«, sagte der Captain. »Genug, um ihnen zu
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