Unternehmen CORE
Süden sah er Raketenfeuer vom Himmel auf die Erde niedergehen; zwischen den sandigen Hügeln erhob sich ein Explosionskegel. Leuchtspurmunition, helle Perforierungen vor dem Sternenfeld, wurde vom Boden losgesandt und besprühte die Dunkelheit wie ein Gartenschlauch.
Aus dem nächtlichen Himmel kam eine weitere Rakete. Dieses Mal war der Bodenkegel heller, heißer und wich langsam ausdauernden öligroten Flammen.
Aus dem Bohrturmkomplex im Süden raste ein halbes Dutzend kaum sichtbarer Panzerfahrzeuge entlang des Wüstenrands, staubähnlicher Rauch erhob sich über dem im Mondlicht schimmerndem Salz. Aus Norden, direkt über das Seebett, kam eine zweite, von einem Hubschrauber angetriebene Kolonne.
Eine weitere Rakete strich vom Himmel zum Boden. Ein Panzerfahrzeug kam zum Stehen und loderte so hell auf, daß selbst aus dieser Entfernung Cyrus’ Augen schmerzten; eine gewalttätige Eruption von Phosphor, Dieselöl und magnesiumlegierter Panzerung.
Cyrus beobachtete die Geschehnisse vom Fuße der Klippen. Die Verteidiger – ein Panzer und einige gepanzerte Mannschaftstransporter der Saltville-Wachen – befanden sich direkt vor ihm, als sie sich plötzlich aus der Kolonne lösten und innerhalb weniger Minuten aus seinem Gesichtsfeld verschwanden. Er verstand. Die Einheiten der Wache versteckten sich in den Wadis, die den alluvialen Fächer unter ihm durchschnitten.
Der erste Helikopter drehte ab, nachdem er seine Raketen verschossen hatte. Ein zweiter erschien, tauchte hinab und belegte die Eindringlinge mit Kanonenfeuer. Kurz darauf war das nördliche Ende der Playa mit Wracks übersät. Drei ausgebrannte Wracks, nun vier … ein Panzer wurde von Querschlägern getroffen und holperte, außer Kontrolle geraten, über die Salzfläche hinweg; Cyrus konnte ihn wie ein verwundetes Tier kreischen hören, bevor er in einem hellen Feuerschwall zum Stehen kam.
Die Eindringlinge, die Schutz suchten, flüchteten über die offene Playa und von dort in die steilen Wadis, die wie riesige Kratzer von Katzenkrallen zum trockenen Seebett liefen. Einige der Panzer kamen Arroyos hoch, wo die Verteidiger bereits auf sie warteten.
Cyrus sah weitere Lichter in den tiefen Schluchten der Wüste aufflackern. Er hörte schnelles Klappern und dumpfe Schläge. Auftürmende Rauch- und Feuerbälle stiegen wie Heißluftballone über den Arroyos auf.
Im Inneren des Führungsfahrzeugs der Eindringlinge geriet der Schütze in Panik und versuchte einen Schuß, während ihr russischer BMP den sich verengenden Wadi hochraste. Er hatte Glück. Sein Ziel stellte einer der amerikanischen M 113 APCs der Saltville-Wache dar, der vor ihnen zu weit in den Wadi gefahren war, um noch umzudrehen. Die 73-mm-Kanone des BMP schlug durch den Spalt der sich gerade schließenden Hecktür des M 113. Ergebnis war einer der aufsteigenden Feuerbälle, die Cyrus beobachtet hatte.
»Raus aus diesem Kanal, bevor wir in der Falle sitzen«, befahl der Kommandant des BMP. »Richtung Norden.«
Der Fahrer, der nun laut betete, warf das Fahrzeug zur Seite und kletterte die weiche Sandbank hoch.
Die Infanterie der Saltville-Wache, die ausgestiegen war, hatte die Zerstörung ihres APC überlebt; sie waren lediglich mit M-16s bewaffnet, einer von ihnen allerdings besaß einen Granatwerfer, mit dem er den angreifenden BMP beschoß, als dieser über die Bank kam. Die Granate zerfetzte die Kette und zerstörte das Kettenführungsrad des BMP; er krabbelte wie eine verwundete Schildkröte und saß dann fest – gestrandet, sein Bauch lag offen da, die Kanonen zeigten in den Himmel.
Die Männer im Führungsfahrzeug hatten ein weiteres Mal Glück; sie waren von der Infanterie außer Gefecht gesetzt worden. Andere BMPs, die den Feuerlinien der Wadis zu entkommen versuchten, wurden für die mit Lasersichtgeräten ausgestatteten M 60 amerikanischer Bauart, die oben auf sie warteten, zu leichten Zielscheiben.
Weitere Explosionen stiegen in den nächtlichen Himmel.
Die Saltville-Wachen lagen in der Zwischenzeit flach auf den Kieseln und warteten darauf, daß die Angreifer aus der Heckluke ausstiegen. Wer immer auch an Bord sein mochte, sie weigerten sich, herauszukommen. Schließlich öffnete sich die vordere Luke um einige Millimeter. Die Geduld der Wachen wurde mächtig beansprucht, aber sie unterließen es, das Feuer zu eröffnen. Sie verstanden die Schreie, die aus dem Inneren des zerstörten Fahrzeugs drangen, als Angebot, sich zu ergeben.
Die Wüstennacht um ihn
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