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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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erzählen, was sie wissen sollten.«
     
    Der Kompaniechef steckte seinen Kopf wieder aus dem Führungsfahrzeug. Im purpurnen Nachthimmel glühten noch die Kondensstreifen von Flugzeugen – ob Jagdbomber oder Aufklärer vermochte er nicht zu sagen. Er wußte nur, daß es feindliche Maschinen waren.
    Ohne Scheinwerfer war es schwer, etwas zu sehen; der fast volle Mond jedoch erhellte die enge leere Straße vor ihnen, die sich den steilen Bergpaß hochzog. Fauchend schlugen die Panzerfahrzeuge ihre Klauen in die Felsen, die von den steilen Klippen niedergegangen waren, und waren nur wenige Zentimeter von den senkrechten Abhängen an der anderen Straßenseite entfernt.
    Mondlicht und dunkle Schatten erhellten die parallelen, mit Ketten verschlossenen Zäune, die über die Straße gespannt waren. Der Fahrer des Führungsfahrzeugs stoppte kurz vor dem mit Ketten und einem Vorhängeschloß gesicherten Tor. Ein rechteckiges Metallschild war mit Draht an das Tor gebunden, Wind und Sand allerdings hatten die Schrift weggescheuert.
    Der Kommandant war entschlossen, Selbstsicherheit an den Tag zu legen, das Auftauchen der Zäune allerdings verunsicherte ihn – nirgendwo auf seinen Karten waren sie eingezeichnet. Die Karten enthielten große Gebiete, die als »gesperrt« markiert waren, aber diese Bereiche waren weit von dem Ort entfernt, wo er sich zu befinden glaubte. Selbst um umzudrehen, hätten er und seine Gruppe einen Boden benötigt, der breiter und flacher war als dieser hier. »Fahr weiter«, schrie er seinem Fahrer zu.
    Der Motor heulte auf, der Führungspanzer kroch langsam in den ersten Zaun und legte ihn flach. Unter den Ketten verbogen sich die Zaunsegmente. Der Fahrer näherte sich dem zweiten Zaun vorsichtiger. Die Ketten des Panzers kletterten einige Zentimeter den Zaun hoch, bevor er nachgab und nach unten wegsackte. Dann fiel der Lärm des Motors in sich zusammen.
    »Ich sagte, fahr weiter!«
    »Sir, da vorne ist ein Wagen. Männer winken.«
     
    »Was, zum Teufel …« Der Fahrer stellte den Jeep der Wache quer auf die Straße, vor den sich nähernden Panzer. Auf der einen Seite erhoben sich blanke Felsen, auf der anderen fiel ein steiler Abhang ab. Der Wagen blockierte die Straße, seine Scheinwerfer leuchteten über Sand und Gestein. Der Captain stand auf, winkte mit seinem Arm und schrie »Stop«, sowohl in den einheimischen arabischen Dialekten wie auch auf Englisch.
    Das Fahrzeug hielt an, sein Dieselmotor klopfte. Einige Sekunden lang bewegte sich nichts.
    »Herrgott«, sagte der Fahrer. »Genau in ein Minenfeld. Können die keine Schilder lesen?«
    Der Captain schrie etwas in Richtung Panzer, das, wie er hoffte, als »Zugang verboten – Hier nichts Gutes – Kehrt um« verstanden wurde.
    »Wo bleibt der Dolmetscher?« murmelte der Fahrer.
    In der Zwischenzeit hatte der Rest der Kolonne hinter dem unbeweglichen Führungsfahrzeug aufgeschlossen; sie standen dichtgedrängt, Bug an Heck, hintereinander.
    »Schau dir das an«, sagte der Captain voller Abscheu. »Eine ganze Kompanie voller Arschlöcher, wie Hühner auf der Stange. Einige Leute oben in den Bergen mit AT-Röhren könnten sie alle abknallen. Die Russen geben ihnen das Zeug, und sie wissen nichts damit anzufangen.«
    Das Führungsfahrzeug bewegte sich noch immer nicht. Es waren keine Lichter zu sehen. Keine offenen Luken. Der Turm justierte sich nicht. Schließlich klappte, für die beiden Wachen nicht einsehbar, eine Luke auf.
    »Heckklappe ging auf«, sagte der Fahrer.
    »Okay, ich denke, jemand will mit uns reden«, sagte der Captain. »Bleib lieber unten, für alle Fälle.« Er öffnete die Tür und glitt aus dem Wagen. Langsam ging er im schwachen gelben Schein der eigenen Scheinwerfer auf den Führungspanzer zu, seine Waffe wies gegen den Himmel, die linke Hand hatte er erhoben, die Handfläche geöffnet. »Zugang verboten«, wiederholte er und schrie es so laut und ruhig, wie er nur konnte. »Kehrt um.« Er wußte nicht das Wort für »Minen«, also sagte er es in Englisch.
    Er hatte die Hälfte der Distanz zum Panzer zurückgelegt, als sich ein Soldat hinter dem Fahrzeug vorbeugte und ihn mit einer auf Einzelfeuer eingestellten AK-47 zweimal durch die Brust schoß. Auf der anderen Seite des Panzers schickte ein zweiter Soldat eine Salve aus einer Automatik gegen den Jeep, die die Windschutzscheibe zerschmetterte und den Fahrer tötete, der zu neugierig war, um sich zu ducken.
     
    Im Panzer wartete der Kommandant, bis seine

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