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Unternehmen CORE

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Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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herum war durchzogen von Schnarren, Grollen und rötlichen Eruptionen; Cyrus ging den Weg zurück, durch die Umfassungszäune und hinab in die Wadis.
    Er versuchte, verborgen zu bleiben, duckte sich, bewegte sich manchmal auf allen vieren voran, lag manchmal im Dreck. Niemand schoß auf ihn oder bedrohte ihn. Niemand sah ihn, außer vielleicht auf dem Radar, wo er ein zweifelhaftes und flüchtiges Ziel abgegeben haben würde. Er kannte die Landschaft besser als alle Wachen; die Wachen hatten die Eindringlinge weit vor seiner Route gestoppt, oben auf dem alluvialen Fächer.
    Aber er nahm sich Zeit und kam spät nach Hause; er war müde, dreckig und steif. Schmerzhaft krümmte er sich, als er sich durch die Palmen und Tamarisken von der Rückseite her seinem Haus näherte. Er blieb stehen.
    Seine Rolläden waren hochgezogen, alle Lichter waren ausgeschaltet; er konnte in das Innere seines Hauses sehen. Eine Wache mit einem M-16 Gewehr stöberte im Schlafzimmer herum. Edward befand sich in der Küche, er hatte den Kopf voller Wut in Schräglage und brüllte jemanden an, den er nicht sehen konnte.
    Der bislang Unsichtbare trat ins Blickfeld. Er trug Khakis, eine Art Uniform ohne Abzeichen, aber trotz der Entfernung erkannte Cyrus sein Gesicht – er, der mit dem russischen Akzent und den verschwommenen Seismogrammen, Jerken. Gerken.
    Gerken schrie Edward an, lebhaft genug für Cyrus, um dessen Wut zu erkennen, wenngleich er nichts hörte. Dann brüllte Gerken die Wachen an. Cyrus sah deren prompte Antwort, er las von ihren Lippen ab: »Sir! Jasir.«
    Gerken und die Wachen gingen. Cyrus hörte ihre Wagen vor dem Haus anspringen und dann wegfahren. Edward blieb ihm Haus, lief von Zimmer zu Zimmer und schaltete die Lichter aus.
    Cyrus wartete hinter den Palmen auf versteckte Wachen, wartete darauf, daß sie Zigaretten anzündeten oder in das Mondlicht traten und sich so verrieten. Doch nichts geschah. Edward kam auf die Veranda, rückte einen Stuhl zurecht und setzte sich. Er schien den Mond und die Sterne zu beobachten.
    »Edward«, flüsterte Cyrus aus dem Schatten heraus.
    »Hier bist du.«
    Cyrus kam hinter den Blättern hervor.
    Edward starrte ihn an. »Ich gebe zu, ich kann dich im Mondlicht nur schlecht erkennen. Aber du siehst, nach der Kleidung zu urteilen, schlecht aus.«
    »Mir geht es gut.«
    »Schön für dich. Es gibt Skorpione oben im Canyon, mußt du wissen.«
    Cyrus holte sich einen Stuhl und ließ sich darauf fallen. Er fragte Edward nicht, welchen Canyon er meinte. »Was hatte er in meinem Haus verloren?«
    »Cyrus, hör mir zu. General Yariv möchte mir dir reden. Es ist wichtig, er weiß nicht, daß ich von diesen Löchern im Zaun weiß.«
    »Yariv, also? Du meinst Gerken?«
    »Er heißt Yariv. Versuche ihn nicht unnötig zu beleidigen.« Edward zögerte. »Eine unglückliche Reihe von Zufällen. Was die militärischen Manöver angeht, die du beobachtet hast … nun, es sind schwierige Zeiten. Das Problem des Generals, Gott sei Dank, und nicht meins.« In seinem Überdruß klang er beinahe überzeugend.
    »Ich bin beeindruckt vom Realismus eurer Manöver. Bis hin zum Geruch von brennenden Menschen.«
    Edward schüttelte den Kopf. »Wir haben dich schlecht behandelt. Du hast einen längeren Urlaub verdient.«
    »Nevada wäre schön.«
    »Oh, Cyrus. Wie ich dir versprochen habe. Wenn wir unser Ziel erreicht haben.«
    »Ich bin müde«, sagte Cyrus. »Ich gehe ins Bett.«
    »Ich werde den Zaun reparieren lassen müssen«, sagte Edward, während er aufstand. »Es tut mir leid. Und ich muß dich bitten, das Haus nicht zu verlassen, bis du wieder von mir hörst.«
    Wortlos wies Cyrus Edward den Weg zum Ausgang.
    In seinem dunklen und stillen Haus dachte Cyrus über die Schlacht nach, die kein simples Manöver gewesen war. Über einen Geologen namens Gerken, der einen russischen Akzent besaß und außerdem ein General namens Yariv war.
     
    Edward gab niemals zu, daß die Schlacht auf dem trockenen Flußbett mehr war als eine militärische Übung. Doch nachher änderten sich manche Dinge im Saltville-Reservat. Cyrus’ Wachen wurden verdoppelt; er durfte nicht in die Nähe des Ortes, wo sich die »Übung« abgespielt hatte, und später, als die Aufmerksamkeit der Wachen nachließ, gab es nichts mehr, was dort zu inspizieren gewesen wäre.
    In den Wochen vor der »Übung« hatte es ungewöhnlich viele Flugbewegungen gegeben; einige Tage danach donnerten Düsenflugzeuge in niedriger Höhe über den Bohrturm

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