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Unternehmen CORE

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Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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voll.
    Ein Gedanke überkam Leidy – ähnlich wie eine Stechmücke, die einen anfällt –, daß er niemals die moslemische Kultur verstehen würde. Und stechmückengleich taumelte der Gedanke wieder fort; die sich ergebende Schlußfolgerung erreichte ihn nicht: daß er den Glauben nicht verstehen konnte. Er verstand Geometrie und Trigonometrie, schön und gut; von Anfang an war sein Verständnis der Mathematik das Verständnis eines Kindes, das dieses von seiner Muttersprache hat.
    Was er neben Steinen noch verstand, war Geld.
     
    »Ihre Freunde hatten die Möglichkeit, die Diamanten zu untersuchen?«
    »Ihre Qualität kam der Beschreibung, die Sie gaben, ziemlich nahe«, sagte der Colonel, der sich über das Tee-Service beugte, einem Korb Minzblätter entnahm und sie in die Kanne stopfte.
    »Es tut mir leid, daß Sie mein Angebot nicht befriedigt«, sagte Leidy. »Sie hätten mir das sagen sollen.«
    Alaoui sah von seiner Beschäftigung auf. »Ich habe nicht auf Ihr Angebot geantwortet, Dr. Hudder.«
    »Mir Leute hinterher zu schicken, die sich meine Karten aneignen, stellt mindestens eine halbe Antwort dar, denke ich.« Der Ledertasche entnahm Leidy den Briefbogen der Royal Moroccan Mineral Corporation, an der sein Paßbild geheftet war; er hielt es hoch. »Das habe ich in ihrem Laster gefunden.«
    »Erlauben Sie?« Alaoui griff nach dem Blatt und studierte es. »Es enthält zweifellos Informationen über Sie. Doch nichts deutet darauf hin, daß Sie belästigt oder Dinge Ihnen entwendet werden sollten.«
    »Ich ließ es übersetzen.«
    »Dann wissen Sie, daß ich die Wahrheit sage.« Alaoui legte das Blatt auf den Tisch und schob Leidy ein mit algenfarbenen Minzblättern gefülltes Glas Tee hin.
    Leidy ließ das Blatt und sein daran befestigtes Bild auf dem Tisch liegen. »Wissen Sie etwas über diese Männer? Wissen Sie, was mit Ihnen geschah?«
    »Das liegt außerhalb meines direkten Verantwortungsbereichs.«
    »Ich denke, einige dieser Männer leiden an schwerwiegenden Strahlungsschäden. Wenn sie nicht bereits tot sind.«
    »Ein Desaster von internationalen Ausmaßen. Unsere Regierung tut ihr möglichstes. Ich fürchte allerdings, wir sind überfordert.« Die Worte des Colonels kamen ohne Zögern und schienen getragen von Mitgefühl. »Ich glaube, nicht einmal die westlichen Regierungen können uns helfen. Sie müssen mit ihren eigenen Problemen zurechtkommen.«
    »Ich sage Ihnen, wo Sie diese Männer finden.«
    Alaoui betrachtete ihn eisig. »Sie wollen freiwillig solch wertvolle Informationen preisgeben?«
    »Ich sage Ihnen, wo Sie sie finden.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen.« Alaoui lehnte sich in die Kissen zurück. »Die Männer wurden gestern geborgen. Einem von ihnen gelang es, uns eine Nachricht zu senden.«
    »Ich verstehe.«
    »Unser Unternehmen besitzt eigene Kliniken; für die Männer wird gesorgt. Es ist noch zu früh, um Aussagen über ihr weiteres Schicksal zu machen.« Der Colonel machte eine Pause. »Sie können sich meine Erleichterung vorstellen, als ich hörte, daß sie sicher in Ihr Hotel zurückgekehrt sind.«
    »Ach ja.« Leidy schlürfte gedankenverloren seinen Tee. »Sehr erfrischend«, sagte er und versuchte, ironisch zu klingen.
    »Verlief Ihr Ausflug ansonsten glatt? Sie hatten keine persönlichen Probleme?«
    »Die letzte Nacht verbrachte ich in einem Dorf. Es gab dort einen Jungen … ich wünschte, ich könnte ihm helfen.«
    »Ja.«
    Leidy schlürfte wieder am Tee. Die Diskussion ärgerte und verwirrte ihn auf dunkle Weise. Er wechselte das Thema. »Die Karten zu erhalten wird wohl teurer, als wir das früher besprochen haben. Zuzüglich zu meinen Ausgaben verlange ich einen Vorschuß auf die zu erwartenden Einnahmen, plus gewissen Garantien.«
    »Wirklich?« Alaoui bedachte ihn mit einem sauren Lächeln. »Sie müssen sich natürlich darüber im klaren sein, daß wir genügend Informationen haben, um die Karten selbst zu rekonstruieren.«
    »Was Sie haben, ist unvollständig und – Sie zwingen mich dazu, es zuzugeben – irreführend.«
    »Irreführend …?«
    »Mit anderen Worten, ich habe Sie belogen. Ich wußte, Ihre Leute folgten mir. Sie verhielten sich nicht besonders geschickt. Ich führte sie auf einen falschen Pfad.«
    »Ein falscher …?«
    »Mit dem, was Sie wissen, wären Sie selbst nach mehreren Jahren aufwendiger Arbeit nicht in der Lage, die Karten zu rekonstruieren. Wenn Sie es allerdings versuchen wollen, dann sagen Sie es mir. Jetzt. Wir sind beide

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