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Unternehmen CORE

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Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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zog Leidy in eine Ecke des Korridors. »Sie haben noch nichts davon gehört? Sie sind nicht auf dem laufenden, Sir? Dieses Phänomen ist sehr verbreitet, müssen Sie wissen. Es ist keine Krankheit, nicht im gewöhnlichen Sinn. Diese Leute, die Leute in den Bergen, sind Opfer der Sonneneinstrahlung.«
    »Der was?«
    »Der Sonneneinwirkung. Fühlen Sie sich wohl, Sir? Kein Fieber, kein Schwindel?«
    »Mir geht es gut.«
    »Sie müssen sich von den Bergen fernhalten, Sir. Zum Glück ist die Sonnenstrahlung momentan nicht so schlimm. Ich muß nun gehen, ich habe keine Zeit.«
    »Bitte. Was ist passiert?«
    »In den Zeitungen finden Sie die Einzelheiten. Es tut mir leid, ich muß gehen. Das Magnetfeld, verstehen Sie? Aber es passiert Ihnen nichts, solange Sie sich in der Stadt aufhalten.«
    Leidy fuhr zum La Mamounia. »Ich brauche Zeitungen, Zeitschriften«, sagte er zum Portier an der Rezeption.
    »Oui, Monsieur. Wollen Sie die International Herald Tribune? Die Londoner Times? Das Time-Magazine, die internationale Ausgabe? Newsweek? Le Figaro, oder vielleicht …?«
    »Die englischsprachigen. Und ich möchte ein Telefongespräch nach Kalifornien anmelden.«
    »Wie Sie wünschen, sicher.«
    »Wann können Sie die Verbindung herstellen?« Es über das Hotel zu machen war der einzig sichere Weg. Das hatte Leidy gelernt, auch wenn es dreimal soviel kostete.
    »Wir werden es sofort versuchen, Monsieur. Vielleicht einige Minuten.«
    »Ich hoffe, Sie meinen nicht morgen.«
    Das Zucken des Portiers war kaum wahrzunehmen. »Wir tun sicherlich unser Bestes, Sir.«
    Leidy dachte an den Jungen im Dorf. Der Arzt hatte gesagt, die Regierung tue alles, was in ihrer Macht stünde. »Ich bin auf meinem Zimmer«, sagte er und folgte dem Portier zum Aufzug.
     
    In seinem Zimmer schaltete Leidy den Fernsehapparat an; während er auf das Bild wartete, nahm er die New York Times vom Stapel der Zeitungen. Keine schreienden Schlagzeilen – die Ausgabe war bereits drei Tage alt – doch es gab eine einspaltige Meldung auf der ersten Seite.
     
    WISSENSCHAFTLER VERFOLGEN DIE WANDERUNG DER MAGNETPOLE
    In den letzten 24 Stunden hat sich die Position des nördlichen Magnetpols um beinahe 300 Kilometer in süd-östliche Richtung verschoben und nähert sich nun Kap Farvel in Grönland, wie Professor Gregor Mattasow vom Lamont-Doherty Observatorium der Columbia University mitteilte. Die Wissenschaftler haben keine Erklärung für die plötzliche Änderung.
    »Veränderungen der Stärke und Richtung des geomagnetischen Feldes lassen sich nachweisen, solange es geschichtliche Aufzeichnungen gibt«, sagte Professor Mattasow, der als Beispiel die 35 Grad-Verschiebung der Kompaßnadel anführte, die in London zwischen den Jahren 1580 und 1820 gemessen wurde. Doch mußte auch er zugeben, daß »der gegenwärtige Verschiebungsgrad – beinahe drei Breitengrade pro Tag – bislang einzigartig in der Geschichte ist.«
     
    Leidy legte die New York Times zur Seite und schlug die zwei Tage alte London Times auf.
     
    SONNENERUPTION BEDROHT MILLIONEN
    Wegen des kürzlichen Zusammenbruchs des Magnetfelds der Erde stellen die Sonneneruptionen, die laut Beobachtungen früher als erwartet heute begonnen haben, eine große Gefahr dar. Von den Strahlenschäden sind vor allem Personen betroffen, die sich in großen Höhen dem Sonnenlicht aussetzen, teilten offizielle Sprecher der Weltgesundheitsorganisation WHO mit. Man rechnet damit, daß bis zu fünf Prozent der Weltbevölkerung betroffen sind.
    »In Höhen über 2000 Meter besteht während des Tages die Gefahr schwerer Verbrennungen«, sagte Dr. Erika Zuiderweg vom Hauptquartier der WHO in Genf. »Personen in Höhenlagen wird empfohlen, während des Tages im Haus zu bleiben, bis die Eruptionen abklingen.« Der Aufenthalt im Schatten genüge nicht, betonte Dr. Zuiderweg. »Die Menschen sollten, wenn möglich, unter mehreren Meter dicken Stein- oder Betonbehausungen Schutz suchen.«
    Weltweit berichteten Observatorien vom Beginn der Eruptionen, die um 5 Uhr 17 Greenwich-Zeit einsetzten. Man nimmt an, daß sie die Erde mit hochenergetischen subatomaren Teilchen überschwemmen …
     
    Aus dem Fernsehapparat war nun ein klares Bild zu empfangen, und Leidy schaltete die Kanäle durch; eine synchronisierte amerikanische Soap-Opera, ein Naturfilm – und auf dem letzten der einheimischen Kanäle die Nachrichten in Arabisch. Leidy sah Bilder von Leuten, die in Krankenhäuser eingeliefert wurden. Er versuchte die Karten und

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