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Unternehmen CORE

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Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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vielbeschäftigte Menschen.«
    Alaoui verlor nicht seine Fassung. Er war nur neugierig. »Wer sollte Ihnen sonst die Karten abkaufen, wenn nicht unsere Gesellschaft, Dr. Hudder?«
    »Mir fallen mehrere Parteien ein, die eine Öffnung des Wettbewerbs in dieser Region willkommen heißen würden.«
    »Parteien. Politische Parteien?«
    »Es ist nicht meine Aufgabe, sie hier zu beschreiben«, sagte Leidy. »Ich möchte nur feststellen, daß ich dazu neige, diesen Leuten das Geschäft anzubieten, das ich Ihnen vorgeschlagen habe.«
    »Das ist sehr idealistisch gedacht.«
    »Ich mag es nicht, wenn man mich beraubt.«
    »Das kann ich gut nachempfinden.« Der Colonel nickte unmerklich. »Reden wir also über das Geschäft, so, als würden wir ganz von vorne anfangen.«
    Sie waren für Stunden beschäftigt.
     
    Leidy amüsierte, daß Alaoui die Verhandlungszeit so weit ausdehnen konnte, wie er es tat; er versuchte, von dem Stapel schwarzer Kiesel auf das enthaltene Karat zu schließen. Sicherlich war den Experten, denen er die Rohdiamanten gezeigt hatte, sofort deren Qualität aufgefallen. Ein lebhaftes Ritual, doch schließlich war das Feilschen vorüber.
    Sie drängelten sich kurz um Alaouis Fax und nahmen Kontakt mit dem Hauptquartier der Gesellschaft in Casablanca auf. Die Maschine spuckte einen an Leiden Hudder, Ph.D., beratender Geologe, adressierten Brief aus, der dem Geschäft die Zustimmung erteilte und die zu leistende technische Unterstützung und die finanziellen Modalitäten skizzierte.
    Alaoui behielt Leidy beinahe drei Stunden beim Abendessen; sie saßen über Pastilla und Tagine. Sie redeten über viele Themen, allerdings nicht über das Geschäft. Der Colonel verstand es, eloquent sein Mitgefühl für die Armen auszudrücken, die Opfer der Sonnenstrahlung geworden waren. Nach Beendigung des Essens konnte Leidy kaum vom Tisch aufstehen.
    »Aber Sie haben ja gar nichts gegessen«, protestierte der Colonel.
    »Ich habe heute besser gespeist als das ganze vergangene Jahr.« Es gehörte ebenfalls zum Ritual; sie trennten sich feierlich wie die besten Freunde.
     
    Als Leidy um Mitternacht in sein Hotel zurückkehrte, kündigte der Portier aufgeregt an, daß es ihm soeben gelungen sei, eine Verbindung nach Kalifornien herzustellen.
    Leidy nahm das Gespräch in der Kabine in der Lobby entgegen. »Alles okay, Josie?«
    »Jaah.« Die Stimme seines Sohnes war verzerrt, weniger durch die Entfernung, als durch den Rotz in seiner Nase.
    »Geh während des Tages nicht nach draußen, okay?«
    »Warum?«
    »Wegen der …« Das Kind hatte recht, es war dumm. Er lebte an der Küste, nicht in den Bergen. »Vergiß es. Ich liebe dich, weißt du das?«
    »Jaah, okay.«
    »Ich werde dich bald besuchen.«
    »Okay.«
    »Ich bringe dir einige Steine aus Marokko mit. Ich glaube, sie werden dir gefallen. Sie sind ziemlich außergewöhnlich.«
    »Warum?«
    »Nun, sie besitzen interessante Fossilien, und …«
    »Jaah. Bye, Dad.« Die Leitung machte ein knackendes Geräusch – »Mom, kann ich jetzt fernsehen …?« – und Jane nahm den baumelnden Hörer.
    »Leidy? Schön, daß du anrufst.«
    »Ja. Paßt auf euch beide auf.«
     
    Früh am nächsten Morgen ging er im europäischen Teil der Stadt einkaufen. Er kaufte Lebensmittel in Dosen und nützliche Medikamente – Alkohol zum Einreiben, Jod, antibiotische Salben, nicht mehr; die Apotheken waren geplündert – und Rasseln, Puppen und hölzerne Kreisel. Dann fuhr er in den Hohen Atlas zu dem Dorf, in dem er die Nacht verbracht hatte. Er ließ alles im Land Rover, während er mit dem Scheich Tee trank.
    Der alte Mann freute sich, ihn wieder zu sehen. Sie sprachen über dieses und jenes, so gut sie es vermochten. Den Kranken ging es schlechter. Die Regierung hatte sich nicht um sie gekümmert. Für den nächsten Tag war eine Beerdigung vorgesehen. Der Hirtenjunge war während der Nacht gestorben.
    Leidy überreichte dem Scheich die Dinge, die er mitgebracht hatte, und verschwand so schnell, wie es ihm unter Wahrung des Anstands möglich war.
    Bevor er das La Mamounia verließ, suchte er im Laden in der Lobby nach Postkarten. Eine zeigte einen Mann in wallendem Gewand und einer Djellaba, der vor einer Wüstenlandschaft über einen Bewässerungskanal sprang; er trug teure weiße Turnschuhe und einen Aktenkoffer aus Leder. Er glich Alaoui, obwohl der Colonel wohl niemals in einer solch unwürdigen Position anzutreffen wäre. Josie würde sie vielleicht witzig finden. Die einzigen

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