Unternehmen CORE
Bevölkerung terrorisierten. Das Beste für Gregor wäre, sagte Vasily, wenn er in die Vereinigten Staaten zurückkehrte. Wenn die Unruhen vorbei wären, würde Vasily arrangieren, daß Gregor mit seiner Familie wieder Kontakt aufnehmen konnte; dann könnten sie entscheiden, was als nächstes geschehen sollte.
Gregor tat, was Vasily ihm vorgeschlagen hatte, und alles lief ausgezeichnet. Seine Familie blieb in Georgien; sie überlebten den Untergang der Sowjetunion, und mit seinen regelmäßigen Schecks schufen sie sogar etwas Wohlstand.
Vasily kam nach New York und lud Gregor zum Essen ein. Gregor wollte zahlen, Vasily allerdings erlaubte es nicht. Sie hatten sich seit einigen Jahren nicht mehr gesehen, und jeder wollte alles vom anderen erfahren. Die beiden alten Freunde hatten vieles zu bereden; Gregor war glücklich, sich jemanden mitteilen zu können. Vasily mochte mit seinem Enthusiasmus für die idiosynkratischen Theorien eines Tommy Gold einer der verrückten Wissenschaftler sein, wie sie in den amerikanischen oder deutschen Science-Fiction-Filmen ihrer Kindheit vorkamen, aber er war auf eine harmlose Art verrückt.
Daß Vasily über andere Dinge als tiefe Gasvorkommen reden wollte, wurde nach dem Golfkrieg klar. Nun wollte Vasily über Phasenverschiebungen im inneren Mantel reden. Als er das erste Mal von Queenie Tobous Floatern hörte, bestand er darauf, alles über sie zu erfahren. Bei Gregor nisteten sich Zweifel ein, unerfreuliche Gefühle über seinen Freund und Wohltäter. Er tat alles, um sie zu unterdrücken.
Als ein Erdbeben Tel Aviv, Jerusalem und Amman erschütterte, wurden auch Gregors rosarote Illusionen erschüttert. Zu diesem Zeitpunkt wußte er mehr über Vasily Sergejewitsch Roginsky, als er gegenüber Marta, Leidy und dem jungen Fragesteller, der behauptete, vom State Departement zu sein, zugegeben hatte.
Gregor liebte seine Freunde bei CORE – liebte sie ohne Bedingung, ohne Kompromiß, ohne etwas dafür bekommen zu wollen. Er liebte Leidy Hudder, diesen harten vernarbten Mann, der mit den Dämonen im Erdinneren rang, der die Liebe einer Frau verdiente, die er liebte, auf die er aber nicht zugehen konnte. Gregor liebte Marta, die sicherlich nicht Gregor liebte oder ihn mochte, die aber Leidy liebte und ihn auch akzeptieren würde, wäre da nicht ihre noch größere Liebe, ihr Sinn dafür, wie die Dinge sein sollten. Gregor liebte sie für ihren Mut und ihre Integrität, und aus denselben Gründen liebte er Leidy. Er hatte erwartet, dabei sein zu können, wenn die beiden zueinanderfanden.
Einem anderen Freund zuliebe, der ihn verraten hatte, hatte er sie beide verraten.
Gregor saß im Dunkeln und starrte auf die Winchester an der Wand. Nach langen Minuten des Brütens stand er auf und löste die Waffe aus den Befestigungsklammern. Er hatte sie niemals gereinigt; sie war wahrscheinlich irreparabel verrostet.
Er besaß Munition für sie, eine Schachtel mit Patronen, die wahrscheinlich mindestens vierzig Jahre alt war – ein wirklich dekoratives Stück, das er auf seinem Kaffeetisch aus knorrigem Föhrenholz plaziert hatte. Manchmal waren die jungen Männer, die er in den Bars, die zu seiner Welt gehörten, getroffen und zu sich nach Hause eingeladen hatte, von seiner Artillerie beeindruckt. Schußwaffen waren ein Gesprächsthema.
Er öffnete den öligen Pappkarton, nahm eine der Patronen heraus und schob sie in die Kammer des Karabiners.
Er war ein Fan von The Rifleman – Chuck Connors hatte dieses lange Ding immer gezogen –, seitdem er als Kind die raubkopierten Wiederholungen im russischen Fernsehen gesehen hatte. Er liebte diese abgegriffene Winchester, die er einmal gekauft hatte; er hatte sogar geübt, sie aus einem nicht vorhandenen Halfter zu ziehen, sie in der Luft herumwirbeln zu lassen und zu zielen … immer ungeladen, natürlich; anders wäre es gefährlich gewesen.
Gregor sah durch das Fenster am nahen Horizont die orangefarbene Feuerfontäne, den Vulkan, der das Herz von Core City bedrohte. Es war nicht sein Fehler gewesen. Und Jerusalem auch nicht.
Er wirbelte die Winchester, ließ sie am Abzug um seinen Zeigefinger rotierten, der Lauf streifte seine Achsel. Dann brachte er sie in Anschlag und zielte durch das Fenster. »Peng«, sagte er. Genau wie Chuck Connors.
Er ließ sie wieder rotieren. Dieses Mal kam der Lauf genau unter seinem rosaroten runden Kinn zum Halt. Er seufzte und betätigte den Abzug.
»Wenn du mich nicht umbringen willst, dann sperre
Weitere Kostenlose Bücher