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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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zerschmetterten.
    Cyrus wurde auf die Knie geworfen. Er landete hart neben einem Generatorgehäuse; er sah Kabel zu glasigen Schneeflocken zersplittern, die von der Höhe des Turms auf ihn niederrieselten. Er bedeckte die Augen und duckte sich gerade rechtzeitig.
    Als er seinen vom zerschmetterten Hudderit blutigen Kopf wieder hob und am Wrack empor, dachte er, daß es bereits zu spät war. Wenn das Kühlkabel beschädigt war, dann würde die Bombe in wenigen Sekunden implodieren. Vielleicht würden die Bohrlochverschlüsse funktionieren, vielleicht auch nicht. Er hatte noch Zeit, Edward und sich aus der Gefahrenzone zu bringen – aus einer Zone, die sich in eine Lavafontäne verwandeln konnte .
    Er kam auf die Beine und sah, daß der Radiator, die flache und glühende koaxiale Röhre, die das Ding unten kühlte, noch intakt war; noch immer lief ein Kabel von der Plattform zu den unbeschädigten unteren Winden, die sich unterhalb der eingeknickten Konstruktion befanden. Die zwei Stockwerke hohe Kühltrommel hatte aufgehört, sich zu drehen, aber es floß noch Kühlflüssigkeit durch die sie umgebende Röhre, und Hitze floß zu den Hitzetauschern und Kühlwasserspeicher, die draußen lagen.
    Ein schmaler Hoffnungsschimmer, aber er war ein ausgemergelter alter Mann. Er hinkte so schnell er konnte zum Kontrollraum zurück.
     
    »Edward? Bist du wach, Junge? Wie geht es dir?« Cyrus verband Edwards Wunden an den Beinen mit Streifen, die er von den Uniformen der Toten riß. Außer der Bandage, die er anlegte, konnte er nicht viel für die Schußwunde an Edwards Schulter tun und nichts für die inneren Verletzungen.
    Edward bewegte sich. »Cyrus?«
    »Wir wollen ein Angelgerät in das Loch einlassen.«
    »Ja?«
    »Du hörst mich also?« Der Wind wurde stärker und heulte durch die Löcher in den Wänden und der Decke. Draußen war die Nacht mit Gefechtslärm erfüllt.
    »Ja, ich höre dich.«
    »Ich brauche deine Hilfe.« Er verknotete die letzte blutdurchtränkte Bandage. Er hatte einen Pappbecher mit Wasser gefüllt und auf der Konsole abgestellt; nun hielt er ihn an Edwards blasse Lippen.
    Edward trank die Hälfte, dann wischte er sich mit seiner unverletzten Hand über das Kinn. »Danke.«
    »Wirst du mir helfen?«
    Edward blinzelte. »So gut ich kann.«
    »Gut. Ruh dich aus. Ich bin sobald als möglich zurück.«
     
    Drei Angelgeräte lagen in der Halle auf Stahlloren, die sie auf die Bohrplattform transportierten – Yarivs Ersatzbomben, aber einsatzbereit; sie hätten die UN-Inspektoren oder jeden anderen überzeugt, der wissen wollte, was sie waren. Ihre Öffnungen oben waren unversiegelt. Cyrus löste die Klemmen und lockerte die Steuermodule, die den Innenraum ausfüllten; mit einer elektrischen Winde holte er die Module heraus; mit seinem Daumen drückte er die dicken Knöpfe des Handsteuerkastens der Winde.
    Er war ein zäher alter Mann, aber ihm fehlte die Kraft. Alles, was er tat, brauchte Zeit und die Hilfe von langsamen Maschinen. Zehn Minuten vergingen, bis er die elektronischen Eingeweide aus der Kapsel gezogen hatte; er ließ sie wie Abfall auf den Boden fallen.
    In der Schweißerwerkstatt fand er große stählerne Sauerstofflaschen, mit einem Gabelstapler brachte er sie auf die Werkbank. Im Gerät befand sich bereits eine Stickstofflasche; sie war Teil der Aircondition. Mit der Winde hob er die Sauerstofflasche hinein.
     
    Edward war noch wach. Er hatte Farbe gewonnen, seine Kleidung jedoch war blutdurchtränkt; Cyrus wußte nicht, ob es ihm gelungen war, die Blutung wirklich zu stoppen. Er nahm Edward an seinem unverletzten Arm und half ihm in einen Stuhl. Die Hälfte der elektronischen Einrichtung war zerstört, weggeblasen, verbrannt. Der nächtliche Wind heulte durch die Wände. »Hier, siehst du? Diese Liste auf dem Prompter-Monitor – die Funktionen sind voreingestellt. Du hast sie nur zu aktivieren, wenn ich es dir sage.«
    »Und wo bist du?«
    »Ich bin im Inneren des Angelgeräts.«
    Edward war verwirrt, seine Frage allerdings war rein praktischer Natur. »Wie wirst du … keine Kommunikation … wie werde ich erfahren, was ich zu tun habe?«
    »Die Stromschiene. Wenn ich mit dir reden möchte, schließe ich kurz – zweimal, damit du wartest, dreimal um fortzufahren, viermal um zu wiederholen, fünfmal um zurückzugehen.«
    »Kurzschließen.«
    »Ja. Hörst du mich zweimal, dann tust du nichts. Dreimal, dann fahre mit dem nächsten Schritt fort. Viermal, dann wiederhole denselben Schritt.

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