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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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seine Gestalt war nach vorne gebeugt und verdreht. Er ignorierte Cyrus und Edward, als sie den Kontrollraum betraten. Er beobachtete die großen Farbmonitore.
    Auf dem Schirm war ein Gerät zu sehen, das sich langsam durch den geschmolzenen Bohrschlamm nach unten, zum Grund des tiefen Bohrlochs bewegte. Auf einem anderen zeigten Daten von Instrumenten, die sich an Bord befanden, ein Bild des Gerätes selbst – eines Zylinders aus ineinandergeschachtelten Kristallschalen. Kleinere Monitore zeigten Satellitenbilder von TV-Stationen – Amman, Jerusalem, Athen, Rom.
    Nur ein kurzer Blick genügte für Cyrus, um eines seiner Angelgeräte zu erkennen. Das Bild bestätigte, was er vermutet und befürchtet hatte: Die Mitte des Geräts enthielt eine dunkle Masse, eine Sprengladung, die gekühlt war und nicht unter Druck stand, bis es die vorgesehene Tiefe erreichte. Wenn sich das Gerät an seinem Ort befand, würde die Ladung hochgehen – man mußte dazu nicht mehr tun, als die Ventile im umschließenden Mantel zu öffnen und das umliegende Felsgestein würde in den flüssig-gefüllten Zylinder eindringen und implodieren. Innerhalb einer Mikrosekunde würde sich eine Phasenverschiebung durch den in sich instabilen Mantel auf der Vierhundert-Kilometer-Schicht fortpflanzen.
    Yariv hatte Edward lange genug den Rücken zugewandt; schwerfällig drehte er sich um. »Warum haben Sie ihn mitgebracht?«
    »Als ich ihm erklärte, was wir machen«, sagte Edward ausdruckslos, »zeigte Dr. Hudder seine Zustimmung, ja, Enthusiasmus.«
    Yarivs Blick wanderte zu Cyrus.
    »Ich interessiere mich nicht für politische Angelegenheiten«, sagte Cyrus heiter. »Mich interessiert, was ihr mit der Technologie anstellt.«
    »Das werden Sie bald sehen. Stehen Sie nicht im Weg rum.« Yariv signalisierte den Wachen etwas, dann drehte er sich wieder zu den Monitoren um.
    Nur wenig später hörten sie alle die Geräusche; sie zogen langsam hinter ihnen herauf, aber sie konnten nicht ignoriert werden. In der nächtlichen Luft war das Heulen der Düsentriebwerke klar und deutlich zu hören.
    Ein Maschinengewehr feuerte, dann kamen die dumpfen Einschläge der Bomben über das trockene Seebett, wie die Schläge eines Metronoms, das endlos weitertickte, sehr viel länger als die sieben oder zehn Sekunden, die es dauerte, bevor das hohle Donnern der Maschinen anzeigte, daß sie wieder abdrehten. Das Knattern der Flugabwehrkanonen schien lächerlich spät zu kommen.
    Die Maschinen hatten mit intelligenten Bomben auf den Bohrturm und den Kontrollraum gezielt, die Piloten allerdings hatten beim ersten Anflug die Peilung der Laserstrahlen verfehlt. Das hier war nicht der Golfkrieg, in dem Tarnkappenjäger über den Zielen, deren Radar bereits ausgeschaltet war, in der Luft hängen und in aller Ruhe ihre Bomben in die Luftschächte Bagdads plazieren konnten; das hier war nicht Luke Skywalker, der sich tastend einen Weg in die Innereien eines Schaumstoff-Todessterns bahnte. Diese alten F-16 waren voller Treibstoff und mit Bewaffnung überladen; sie kamen mit achthundert Stundenkilometern und verfehlten das Deck um etwa zwanzig Meter. Ihre Elektronik kreiselte wie die Tonköpfe von ausgeleierten Videokassettenrecorder, die versuchten, verschrumpelte Bänder abzuspielen.
    Zwei Lenkraketen gingen durch das Gebäude des Hauptquartiers – gingen ganz durch, rissen Löcher in die verrosteten Wände – und explodierten zwanzig Meter dahinter.
    Halbintelligente Bomben. Vielleicht schlechte Zünder. Einige Wachleute wurden getötet, die Architektur verändert, aber die Menschen im Kontrollraum wurden nicht getroffen, nur von ihren Sitzen geschleudert; sie robbten zu ihren Konsolen zurück, wo die Datenmonitore unverändert funktionierten. Sechs Sekunden später ging eine weitere halbintelligente Bombe frühzeitig vor dem Bohrturm hoch. Sie verbog einige Träger. Die Maschinerie drinnen bekam keinen Kratzer ab.
    Im Kontrollraum rappelte sich Yariv wieder auf. »Lösen Sie jetzt aus«, sagte er. »Bevor sie zurückkommen.«
    »Noch nicht.« McGhee, der Mann von der Gesellschaft, war offiziell noch immer Chef des Kontrollraums. »Das verdammte Ding ist noch fünfzehn Kilometer vom Grund des Bohrlochs entfernt.«
    Cyrus und der Wachmann neben ihm waren zu Boden geworfen worden. Die Wache war bewußtlos und blutete. Cyrus hatte seit einem halben Jahrhundert keine Waffe mehr abgefeuert, aber als Kind in Nevada hatte er damit umzugehen verstanden und Hasen geschossen.

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