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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Vielleicht war es ähnlich wie Fahrradfahren, eine Fähigkeit, die man nicht verlernen konnte. Er nahm die kleine Maschinenpistole der Wache – er wußte nicht einmal, wie sie genannt wurde. Das Magazin, das im rechten Winkel abstand, war länger als der Lauf, aber er hatte gesehen, wie der Mann sie entsichert hatte, als er von Yariv den Befehl dazu bekommen hatte.
    Yariv stand nun auf, schwankte, gewann sein Gleichgewicht und stützte sich mit beiden Händen auf die nächste Konsole. »Sie hörten, was ich gesagt habe«, schrie er zu McGhee. »Tun Sie es.«
    Cyrus zielte auf Yariv. Bevor sein Finger den Abzug durchziehen konnte, kam es neben ihm zu einer Reihe von scharfen Knallen. Cyrus, abgelenkt von den Explosionen, zögerte. Der Lärm war so aggressiv und laut, daß er dachte, er sei möglicherweise selbst getroffen worden.
    Nein, der Schütze war Edward, der sich auf seine Knie gesetzt hatte und nun vor Cyrus zur Seite fiel. »Tu es, alter Mann«, keuchte er. Er hielt eine Pistole in seiner Hand; er hatte damit zwei Wachen erschossen, darunter den Mann neben Cyrus.
    »Tun Sie es! Tun Sie es!« Yariv schrie auf die Controller ein; er war zu abgelenkt, um dem, was hinter seinem Rücken vor sich ging, Beachtung zu schenken.
    Cyrus zog den Abzug durch; die Waffe gab ein schnelles explosives Kreischen von sich und versuchte, sich seiner Hand zu entwinden. Sie stieß Löcher in Yarivs Rücken, in seinen Nacken; sie riß Furchen in seinen Kopf. Die Kugeln gingen in die Wand hinter ihm und zerschmetterten die Deckenverkleidung darüber.
    McGhee und die Controller waren von ihren Sitzen aufgesprungen und hielten ihre Arme weit ausgestreckt. »Nicht töten! Nicht töten!«
    Cyrus hörte das metallische Klicken der leeren Patronenkammer. Überall war Blut, auf dem Boden, den Wänden, den Konsolen. Das meiste stammte von Yariv, einiges von den Wachen.
    Und einiges von Edward. Er lag auf der Seite. »Steck das rein, bevor die Ungläubigen auf dumme Gedanken kommen.« Edward reichte ihm ein volles Magazin, das er vom Gürtel des toten Wachmanns zog.
    »Warum hast du das getan«, krächzte Cyrus, während er das Magazin in die Pistole schob. Er blickte lange genug auf, um die Controller zu sehen, die um ihr Leben rannten und den Kontrollraum verließen. Die Luft war mit dickem Rauch von den Bränden erfüllt, die ausgebrochenen waren; der Rauch nahm zu.
    »Was ich vermutet hatte. Der Bastard hätte sie unter Amman gezündet. Was kümmert es ihn?« Edward lag zusammengerollt, in einer Position, die er eingenommen hatte, bevor er geboren war.
    »Ich bin nicht auf deiner Seite, Junge«, sagte Cyrus.
    Edward versuchte zu lächeln; es gelang nicht. »Du denkst, du hast mich hinters Licht geführt, alter Mann? Töte noch einen Palästinenser, und meine Seele wird dich verfolgen.« Dann schloß er die Augen und schien einzuschlafen.
    Cyrus stand auf – er schlitterte durch Edwards Blut, das Blut der Wachen, das sich auf dem Linoleumboden vermischt hatte. Er wunderte sich, daß er den Schmerz in seinem Rücken und den Beinen spüren konnte und sich nicht darum kümmerte. Vorsichtig ging er zur Konsole. Er wußte, wie diese Maschinen funktionierten, kannte die Software und die Struktur der Hardware. Er drückte einige Tasten und beobachtete auf den Grafikmonitoren die Druck- und Temperaturkurven. Er begann einzugeben. Die Sequenz war lang, aber wenn sie erst einmal eingegeben war, dann konnte er die Winden umkehren und die Apparatur wieder herausziehen.
    Er horchte auf das ferne Donnern der Jets, die sich zu einem zweiten Angriff formierten, und auf die Geräusche der Flugabwehrkanonen. Er beendete die Eingabesequenz und entfernte die Hülle des Kippschalters an der Konsole. Dann legte er die T-Sperre um. Vom Bohrturm, eine Tür weiter erklang metallisches Scheppern. Er stand auf und ging durch die ungewohnt unbewachten Portale hinab zur Bohrebene.
    Er sah hinauf in das beleuchtete Innere des Bohrturms, als eine weitere intelligente Bombe, die sich weniger idiotisch anstellte als ihr Vorgänger, durch das Gebäude schlug. Diese ging weiter, aber nicht weit genug. Sie explodierte außerhalb der äußeren Mauer des Bohrturmgehäuses, hatte aber genug Kraft, um alle Stahlplatten an der Außenseite des Turms wie dünne Glasscheiben wegzublasen. Die Träger und Halterungen des Bohrturms verbogen sich, bis die obere Hälfte des Turms wegknickte. Die Windenverankerung und der Flaschenzug wurden weggerissen; die Kristallkabel

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