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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Und fünfmal, dann geh zum vorherigen Schritt zurück.« Es war der einfachste Code, den Cyrus sich in der Eile ausdenken konnte. Zu spät, um ihn zu erweitern. »Du schläfst hoffentlich nicht darüber ein?«
    Düsenjets donnerten über ihren Köpfen hinweg und verschluckten alle Geräusche. Eine Bombe erschütterte den Boden und fuhr in das einige hundert Meter entfernte Kraftwerk. Einige Sekunden vergingen; in den durchlöcherten Wänden loderte ein noch hellerer Feuerschein, ein Dröhnen war zu hören, ein rollendes tosendes Krachen wie das eines entgleisenden Zuges. Eine getroffene Maschine pflügte durch die Wüste.
    Edward grinste ein geisterhaft wehmütiges Grinsen. »Unmöglich zu schlafen, selbst wenn ich wollte.«
    »Laß es uns ausprobieren. Die erste Sequenz fädelt den Flaschenzug ein. Mal sehen, wie du dich anstellst. Ich zische – ssss – so imitiere ich den Kurzschluß.« Cyrus lächelte angestrengt; er tat sein Bestes, um amüsant zu sein. Er hoffte, Edward verlor nicht das Interesse, sobald er hier verschwunden war.
    »Okay, ssss, ssss, ssss.«
    Edward drückte die Funktionstaste. Das Kommando erschien auf der Prompt-Liste. Der Bildschirm zeigte Hudderitkabel, die vom Gießwerk auf den Flaschenzug aufgezogen wurden und einrasteten – standardisierte, automatische Prozeduren. Die Kabel und Flaschenzüge hingen im Freien, funktionierten allerdings ohne ersichtliche Probleme.
    »Ssss, ssss.«
    In diesem Augenblick gaben die an der Decke verlegten Kabel ein anderes Zischen von sich. Die Hälfte der oben angebrachten Lichter, die noch immer gebrannt hatten, gingen aus. Aber Edward war bei der Sache. Er löste die entsprechende Funktion aus …
    Sie machten Fortschritte, bis Cyrus beschloß, daß alles, was sie gemeinsam tun konnten, getan war. Es war Zeit zu gehen.
     
    Leidy hatte die Schlüssel vom toten Wachmann; sie paßten zu einem Jeep vor dem Bungalow. Leidy fuhr zum Bohrturm, der in der Ferne deutlich sichtbar war – er war wie eine Ölraffinerie beleuchtet. Sollte man nicht die Scheinwerfer abstellen, wenn man mit Bomben beworfen wird?
    Es hatte etwas Irreales, Düsenjäger zu beobachten, die einen hellen Lichterberg in einer flachen Wüste angriffen, etwas, das verteufelt einem Videospiel glich, nur hundertmal langsamer und unendlichmal tödlicher. Die Jäger waren heulende Banshees, so blaß wie Eulen im reflektierten Bodenlicht; sie ließen ihre Bomben und Raketen los, drehten ab und bohrten Lärmtunnel in die warme Luft; hinter ihnen erschienen täuschend sauber aussehende gelbe Phosphor- und weiße Magnesiumblüten … schmutzige rotschwarze Bögen verbrannten Treibstoffs … und hohe transparente Granatenglocken, die ebenso schnell verschwanden, wie sie explodierten.
    Aus der Ferne, in der Dunkelheit, zeigte das Gebäude kaum Schäden, nur einige zerbrochene Glühbirnen. Das war sicherlich eine Täuschung.
    Während er fuhr, versuchte er das Funkgerät in seiner Hemdtasche zu verstauen, wo es schnell zu finden war. Die Leute, die ihn hier abgesetzt hatten, benutzten ihn – aber das zählte nicht; er wollte seinen Vater finden, sorgte sich um ihn und vielleicht weniger, als er sollte, um diese verdammte seismische ›Bombe‹. Er hielt sich nicht damit auf, darüber nachzudenken, wie fremd es ihm vor einem Jahr, noch vor einer Woche vorgekommen wäre, sein Leben zu riskieren, um das seines Vaters zu retten.
    Er näherte sich dem hoch aufragenden Bohrkomplex; er lag noch immer mehr als eine Meile entfernt, über dem schimmernden Salz. In der Dunkelheit erkannte er Silhouetten, die ihm entgegenkamen. Er riß den Jeep zur Seite, entkam einem vorwärts rasenden Truppentransporter und vermied die Kollision mit der Fahrzeugkolonne, bevor ihn eine Staub- und beißende Salzwolke einhüllte. Sie fuhren mit fünfundfünfzig Stundenkilometern an ihm vorbei, eine Schlange metallener Kisten auf Ketten und mindestens ein massiver Panzer; Silhouetten im Staub. Er hörte die A 4-Batterien feuern, sah Leuchtspurmunition den Himmel erhellen – die verzweifelten Versuche, den nächsten Angriff der Jäger zu stoppen.
    Sekunden später begann die Wüste um ihn zu erzittern. Staubwolken leuchteten in unirdischer Helligkeit auf. Unsichtbare Kräfte zerrten an seinen Ohren. Ganz in seiner Nähe ruckte ein Fahrzeug und zischte auf, ein weiteres brach in die Playa aus, eine weiße Feuerfontäne sprudelte aus ihm heraus. Gefräßige gelbe Hitzeexplosionen unter dem einzigen Panzer; er saß im Salz fest und

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