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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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gefährliche Situationen zu bringen, erzählte er seiner Mutter Schreckensgeschichten. Etwas in ihm freute sich, wenn er sah, daß sie sich Sorgen machte.
    Sie hatte gelernt, ihm nicht den Gefallen zu erweisen.
    Sie aßen auf der großen Veranda. In den durchbrochenen Fensterscheiben spiegelten die späten Strahlen der Sonne die neuen Blätter der Birken und das durchscheinende Grün der Wellen. Während sie sich unterhielten, zerpflückten sie Artischocken und tauchten die Blätter in selbstgemachte Mayonnaise.
    »Dink hat mir wieder Unterlagen geschickt«, sagte sie.
    »Ja?«
    »Etwas über die Patente. Eine Eingabe oder ähnliches. Er sagte, du hast ihn darauf angesetzt.«
    »Ja.«
    Sie sah mit verzweifelter Miene auf. »Gut, ich kann natürlich mit Dink darüber reden, zu den Preisen, die er für die Stunde nimmt«, sagte sie. »Oder damit unsere Freunde am Chemischen Institut belästigen. Oder vielleicht könntest du mir es auch einfach erklären.«
    »Sicher, ich versuche es.« Ein Jahr zuvor war Leidy über einen wissenschaftlichen Bericht in Science gestolpert, betitelt war er mit »Stöchiometrischer Niederschlag und Kristallisierung einer metastabilen Beryllium-Karbon-Verbindung im Vakuumbogen«, er stammte von einer gewissen Marta Cellini-Sanchez McDougal samt ihren Kollegen vom Brookhaven National Laboratory auf Long Island.
    Greta unterbrach ihn, noch bevor er anfangen konnte. »›Stöchiometrisch‹?«
    »Alle Atome, die in der Verbindung vorhanden sein müssen, sind in den richtigen Verhältnissen da. Und sonst keine.«
    »Behauptet sie, sie habe Hudderit erfunden«, fragte seine Mutter. Sie konzentrierte sich auf die Artischocke.
    »Nicht so schnell, Mom. Sie zitiert die relevanten Artikel. Was sie sagt – jedenfalls indirekt suggeriert – ist, daß es vielleicht mit ihrem Verfahren in großen Mengen hergestellt werden kann.«
    »Was ist daran so schlimm?« fragte Greta, die ihn mit glänzenden Augen anschaute. »Wenn sie aus den nutzlosen Patenten einigen Nutzen zieht …«
    »Zum einen wären, wenn sie wirklich ein Verfahren gefunden hätte, um es in großen Mengen herzustellen, Industriediamanten nahezu wertlos …«
    »Dein Vater hatte immer gesagt, daß eines Tages Diamanten …«
    »In den letzten zwei Jahren basierte mein Geschäft zu sechzig Prozent darauf, Diamanten zu finden, nach denen vorher keiner gesucht hatte«, antwortete Leidy ungeduldig.
    »Was zählt das denn, wenn die Patente deines Vaters schließlich doch noch etwas wert wären? Vielleicht würdest du dann sogar davon ablassen, mich mit der Heizkostenrechnung zu nerven.«
    »Es sind verschiedene Patente betroffen.« Leidy setzte die Gabel ab, die er zum Mund führen wollte. »Das Patent auf die grundlegende Verbindung kann nicht angefochten werden. Allerdings läuft es nur noch ein paar Jahre, außerdem ist es kaum was wert.«
    »Nein?«
    »Das Zeug an sich ist wertlos, wenn man es nicht in großen Mengen herstellen kann. Billig.«
    »Dein Vater hatte auch Herstellungsverfahren patentieren lassen, oder?« Sie lächelte. Ihr Lächeln war eine Herausforderung.
    »Er patentierte Druckwellen. Ionenstrahlen – winzige Mengen. Eine ineffiziente Methode, die auf chemischen Niederschlag beruht. Nichts, das außerhalb des Labors wirklich zu gebrauchen wäre.«
    »Und du glaubst, diese Frau hat ein Verfahren entdeckt, das dein Vater nicht vorausgesehen hat?«
    »Genau das möchte ich herausfinden.«
    »Falls es so ist, hast du dann vor, sie vom Gebrauch ihrer Erfindung abzuhalten?«
    »Ich …« Leidy wischte sich den Mund mit der Papierserviette ab und gab vor, den Faden verloren zu haben. Seine Mutter allerdings wartete und ließ ihn nicht entkommen. »Nein, natürlich nicht, nicht sie davon abhalten«, sagte er. »Sie arbeitet für die Regierung. Wenn es eine kommerzielle Verwendung gibt, dann, glaube ich, ist das auch zu unserem Vorteil …« Er verstummte.
    Greta zeigte ein dünnes Lächeln. War ihr Sohn daran interessiert, seinen Lebensunterhalt zu sichern, oder wollte er, daß die Arbeit seines Vaters weiterhin im dunkeln blieb? »Was sagt Dink zu dem allen?«
    »Er hat einige Untersuchungen angestellt, einige Briefwechsel …«
    »Daran zweifle ich nicht. Dink war schon immer ein fleißiger Briefeschreiber.«
    »Ja. Er sagt, McDougal würdigt Dad auf … angemessene Weise.« Er spürte, daß seine Mutter ihn beobachtete. Manchmal wußte sie nicht im geringsten, was in seinem Kopf vorging, und dann gab es Zeitpunkte, Zeitpunkte

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