Unternehmen CORE
Zeitumstellung – vergessen Sie es. Was wissen Sie?«
Der Polizeibeamte war ein Latino in seinen späten Zwanzigern, ausstaffiert aber wie ein Teenager. Sein glattes schwarzes Haar war über den Ohren ausrasiert, er trug dicke schwarze Basketballschuhe, ausgebeulte schwarze Hosen, die am Knöchel eng zusammenliefen, und eine weite schwarze Jacke, wie sie in diesem Jahr Mode war und die verdeckte, was er darunter zu verstecken hatte. Er besah sich Dink sorgfältig, bevor er ihm einen transparenten Plastikumschlag reichte, der ein weißes Blatt enthielt. »Habe das auf dem Fahrersitz des Wagens gefunden. Ist das die Handschrift Ihres Klienten?«
Dink nahm den Umschlag und sah auf die fahrige Kugelschreiberschrift, die auf dem billigen Papier stand.
Geliebte Frau, geliebter Sohn, meine Freunde,
ich konnte nicht sagen, was ich fühle. Ich habe mehr Versprechen gemacht, wörtliche und in Andeutungen, als ich halten kann. Das tun die meisten, nehme ich an, das alleine ist also nicht der Grund …
Wo einige Worte dick durchgestrichen waren, zerknüllten tintige Flecken das Papier.
Aber ihr sollt wissen, daß ich niemanden für meine Verzweiflung verantwortlich mache, sicherlich nicht euch. Nicht einmal mich selbst.
Es lief nicht gut. Zum Teil war das mein Fehler. Falsche Entscheidungen, Energien, die in die falschen Richtungen geleitet wurden. Aber ich hoffe, ich bin Realist. Ich weiß, daß Glück eine wichtige Rolle im Leben spielt und daß das Glück nicht auf meiner Seite war. Ich meine nicht das Schicksal oder Gott, nur das Glück. Es ist die Energie, die nötig ist, um weiterzumachen, und die mir fehlt, nicht die Hoffnung. Irgendwie bin ich immer ohne Hoffnung zurechtgekommen. Ich denke, ich hinterlasse die rechtlichen Dinge wohlgeordnet, zumindest nicht in hoffnungsloser Unordnung. Ich möchte mich aufrichtig für die notwendigen, aber kurzzeitigen Unbequemlichkeiten entschuldigen, die mein Tod verursachen wird.
Seid frei von mir.
Cyrus Hudder
»Es sieht wie seine Handschrift aus«, sagte Dink. »Klingt aber nicht nach ihm.«
»Was meinen Sie?«
»Er sprach nicht in dieser Art. Er sagte nicht solche Sachen.«
»Im Kofferraum befand sich ein Koffer, eine Schultertasche, sein Name und seine Adresse waren auf den Anhängern. Meinen Sie, Sie könnten sie identifizieren? Oder einige seiner persönlichen Dinge? Seine Kleidung?«
»Vielleicht. Sie fanden nicht zufällig eine alte Aktenmappe aus Leder? Die würde ich erkennen.«
»Andere Sachen tauchen vielleicht noch auf, das kommt darauf an«, sagte der Beamte. Er holte ein Notizbuch heraus und schrieb etwas hinein. »Wir haben letzte Nacht damit erst angefangen. Könnten Sie uns eine neuere Fotografie von Mr. Hudder geben? Proben seiner Handschrift? Namen und Adressen – von seiner Frau, seinem Büro und so weiter.«
»Sie müssen sich mit dem Bild in seinem Führerschein zufriedengeben«, sagte Dink. »Sagen Sie mir, was Sie haben.«
Der Beamte breitete es vor ihm aus, die kurze, bürokratische Version. Cyrus oder jemand mit seiner American Express-Karte und seinem Führerschein aus Nevada und einer Unterschrift, die seiner glich, hatte den Wagen gemietet und war wahrscheinlich in den Presidio in der Nähe der Golden Gate-Brücke gefahren, hatte dort den Wagen schlecht geparkt und ihn mit seinem Gepäck und dem Brief stehen lassen. SFPD hatte Nevada um Fingerabdrücke gebeten.
»Vielleicht dachte er, er sei schlau«, sagte der Beamte. »Wenn ein Typ seinen Wagen am Parkplatz bei der Brücke abstellt und dann auf die Brücke geht, glaubt er vielleicht, daß sie ihn auf den TV-Monitoren beobachten. Und wenn er sich komisch benimmt, könnten sie ihn vielleicht aufhalten. Nicht wahrscheinlich, aber das könnte er sich gedacht haben. Also ließ er den Wagen im Presidio. Er hatte Glück mit dem Nebel. Wenn Sie es als Glück bezeichnen wollen.«
»Sie haben niemanden gesehen, der gesprungen ist?«
»Sie haben seit sechs Wochen keinen mehr springen sehen.«
»Kann ich telefonieren?«
»Wir haben diese Kosten-Richtlinie …«
»Ich zahle es.«
Es war bereits nach elf, als Dink Greta erreichte. »Es gibt ein Problem – vielleicht ist es ein Problem –; es ist noch zu früh, um das sagen zu können.«
»Hast du ihn gefunden? Ist er okay?«
»Greta, laß mich erzählen, was ich weiß.«
Er gab ihr eine verkürzte Fassung dessen, was er wußte, was mehr war, als er zu wissen wünschte. Noch in der Woche waren sie sich sicher, so
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