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Unternehmen CORE

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Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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hier auf der Cerf-Ranch, nicht weit von hier, etwa zehntausend Meter tief gebohrt. Hat drei Jahre gedauert und brachte ihnen einige hundert Diamantsplitter ein.«
    »Wir bohren schneller als sie.«
    »Das möchte ich sehen«, sagte Love.
    Leidy sah über die endlosen Kalksteinhügel und die Bohrbrunnen, die sie wie Punkte überzogen. Er stellte sich ein Straßennetz und Parkplätze vor. Er sah Fabriken und Kraftwerke, Schulen, Häuser, Kirchen und Supermärkte. Er sah einen dreißig Stockwerke hohen Bohrturm.
    »Das meiste, was sie hier sehen, ist Garrett-Land«, sagte Love. »Auf dieser kleinen Anhöhe befinden sich das alte Ranch-Haus und die Ställe. Der Ort ist schon seit geraumer Zeit verlassen. Die Erben werden froh sein, wenn Sie einziehen. Sie erzählen viel von Ihrer neuen Stadt. Die Brunnen hier sind schnell erschöpft und Rechte sind billig zu erlangen. Wenn wir es richtig anstellen, natürlich.«
    »Das liegt vor allem an Ihnen, Mr. Love«, sagte Leidy. »Ich gebe Ihnen den Auftrag, es zu kaufen.«
     
    Während der langen Fahrt zurück ließ Leidy seine Gedanken über den leeren, weiten Horizont schweifen. Seit Jahren war er nun schon unterwegs, zahlte Miete, lebte aber meistens aus dem Koffer. Auf Long Island hatte er sich niemals heimisch gefühlt, auch nicht mit Marta – das lag zum Teil daran, wie sie miteinander umgingen, vor allem aber wußten sie, daß sie umziehen mußten, wenn ihr Plan gelingen sollte.
    Nun eröffnete sich Leidy die Aussicht, wieder an einem Ort zu wohnen, in einer Stadt, die er als Zuhause bezeichnen konnte, eine Stadt, die er für sich bauen sollte. Ein seltsames Gefühl. Er hatte bislang keinen Grund, einen Ort sein Zuhause zu nennen, seitdem sein Vater in den Nebel hinausgegangen war.

 
NEW YORK CITY, 1983
     
    Wenn die achtziger Jahre für jemanden gut begannen, dann für Dink. Aber noch immer hatte er für seine Freunde Zeit – nicht viel, aber immerhin. Er setzte das Telefon an sein Ohr, drehte sich mit dem Stuhl und starrte auf die dunstige Skyline Manhattans. »Greta. Was kann ich für dich tun?«
    »Hast du was von Cyrus gehört?« fragte sie.
    Die Verbindung war gut; sie hätte genausogut ein Stockwerk tiefer sitzen können, und nicht einen halben Kontinent entfernt in Nevada. »Nein«, sagte Dink. »Ich habe daran gedacht, dich anzurufen.« Es klang entschuldigend, er hörte es selbst; vielleicht hatte er sogar Schuldgefühle. Wahrscheinlich ein Jahr her, daß sie miteinander gesprochen hatten.
    »Er wollte vor zwei Tagen aus San Francisco zurückkommen, aber ich habe von ihm noch nichts gehört«, sagte Greta. Sie versuchte, ihre Stimme zu kontrollieren, so, als könnte dies hin und wieder vorkommen, eine kleinere Verständigungsschwierigkeit. »Ich dachte, vielleicht hättest du …«
    »Was machte er dort?«
    »Traf sich mit Leuten aus Hongkong, Investmentleuten, ich bin mir aber nicht sicher. Er erzählte dir nichts davon?«
    Gemäß Dinks Akten war Hudder Research in den letzten ein, zwei Jahren mit viel Arbeit und Aufwand verbunden, hatte allerdings wenig Profit abgeworfen, aber das brauchte er Greta nicht zu erzählen. »Wo wohnte er in San Francisco?«
    »Das habe ich ihn nicht gefragt.«
    Er verstand. Greta war nicht die Frau, die der Sekretärin ihres Ehemannes sagte, sie wüßte nicht, wann ihr Mann nach Hause komme. »Ich werde selber anrufen. Mach dir keine Sorgen.«
    »Danke, Dink.« Greta zögerte, dann sagte sie es noch einmal, »danke.«
     
    Cyrus’ Sekretärin sagte, sie hätten ihn gestern zurückerwartet, aber er änderte oft kurzfristig seine Pläne – niemandem war es eingefallen, sich Sorgen zu machen. Dink wollte sie nicht beunruhigen, er wollte von ihr nur den Namen des Hotels und die Namen der Leute, mit denen sich Cyrus angeblich in San Francisco getroffen hatte.
    Dink versuchte es zuerst mit den Investoren aus Hongkong. Unter der Nummer, die die Sekretärin ihm gegeben hatte, meldete sich niemand. Die Firma war im Telefonverzeichnis Hongkongs nicht aufgeführt. Doch das besagte nichts.
    Das am Hafen liegende Hotel hatte eine Liste mit den Reservierungen, Cyrus allerdings war dort niemals angekommen; um elf Uhr dreißig vergaben sie an diesem Abend sein Zimmer an jemand anderen.
    Dinks Zeit war mindestens einige hundert Dollar in der Stunde wert, das hatte ihm der Rechnungsprüfer der Firma gesagt, aber er wußte, wenn etwas sein persönliches Engagement brauchte. Er blieb am Telefon, wählte die Reiseagentur, die das Ticket

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