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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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einer Brücke zu springen.«
    »Hast du davon meiner Mutter erzählt?«
    Dink schüttelte den Kopf. »Nichts von den Drohungen. Nur, daß ich einige Rechte ins reine brachte.«
    »Und du wolltest auch mir nichts davon erzählen?«
    »Ich habe es soeben getan. Das sind alles Spekulationen, Junge.«
    »Nicht, wenn sie versuchen, ihre sogenannten Rechte in Anspruch zu nehmen.«
    »Keine Chance.« Dink schüttelte den Kopf.
    Leidy, der mit seinem von der Wüstensonne gebräunten Gesicht älter als seine dreißig Jahre aussah, betrachtete Dink; dessen Segelbräune stammte von den täglichen Besuchen des Sonnenstudios in seinem Manhattan Health Club. Warum glaubte Dink, er mache Witze?
    »Verschwende damit nicht deine Zeit«, sagte Dink, der Leidys Stimmung erfaßt hatte. »Ich habe der Polizei in San Francisco alles gesagt, was ich wußte. Ich habe mit dem FBI geredet.«
    »Bring keine Entschuldigungen vor, die ich mir selber gebe.«
    »Nun, wie auch immer. Komm mit hinüber ins Büro; ich gehe die Papiere durch, die deine Mutter braucht. Diese Leute legen Wert darauf, was wem gehört, und es wird mir eine Freude sein, ihnen die Patente deines Vaters persönlich in den Hals zu stopfen.«
    »Ja, Dink.«
     
    An einem Freitag nachmittag, in der Woche, die auf Cyrus’ Verschwinden folgte, fuhr Greta nach Sparks, versammelte die Angestellten von Hudder Research und erzählte ihnen in einer kurzen Ansprache, in der sie ihr Mitgefühl mit ihnen ausdrückte, daß Cyrus anscheinend gestorben war – das waren zu diesem Zeitpunkt keine Neuigkeiten mehr –, und daß sie am Montag nicht mehr zur Arbeit zu kommen brauchten, sondern ihre persönlichen Dinge mitnehmen sollten, wenn sie heute Abend die Firma verließen. Der Anwalt der Firma, Mr. Fortnam Pearce, würde in Kürze verfügbar sein, um die Einzelheiten zu klären.
    Eine weitere halbe Stunde lang beantwortete sie ihre Fragen. Sie erzählte ihnen nicht, daß ihre Abfindungen großzügiger seien, als sich das die marode Firma leisten konnte – daß sie den Differenzbetrag aus ihrem eigenen Vermögen begleichen werde.
    Am Montag war das Gebäude so leer wie ein gesunkenes Schiff. Leidy half seiner Mutter beim Ordnen der Akten und beim Etikettieren der beweglichen Güter für die Auktion.
    Sie arbeiteten in Cyrus’ Büro und stießen auf Erinnerungsplaketten, Füllersets und signierte Fotografien – Fermi, Oppenheimer, Seaborg, Abelson. Es gab keine Fotografien, die Cyrus mit diesen berühmten Männern zeigten, oder von Cyrus, wie er über seinen Labortisch gebeugt war. Es gab von Cyrus überhaupt keine Fotografien.
    Leidy war schlechter Laune; seine Mutter versuchte, fröhlich zu sein, arbeitete sich schnell und gründlich durch die Papiere, die aufgehoben werden sollten, und warf den Abfall in Körbe. Sie schätzte die Gesellschaft ihres Sohnes, obwohl sie es in Wahrheit vorgezogen hätte, allein zu sein. Aber sie verstand seine unausgesprochene Neugierde über seinen Vater, der sich niemals zu erkennen gegeben hatte und auf den er in gleicher Weise reagierte.
    Es kam ihr zugute, daß sie Cyrus dabei geholfen hatte, in einem ungenutzten Schlafzimmer seine erste Ein-Mann-Firma einzurichten. Sie wußte mit den Computern von HRI umzugehen; sie erstellte von den Dateien Back-Ups und nahm alle Kopien an sich, bevor sie alles löschte und gelbe Auktionsetiketten an die Hardware heftete. Sie ging in das Büro der Sekretärin und tat dort das gleiche. Als sie zurückkam, fand sie Leidy auf dem Boden; vor ihm aufgeschlagen lag ein großes ledergebundenes Fotoalbum.
    »Ich fand es unten in einer Schublade, unter alten Blaupausen, als hätte er es versteckt.«
    »Vielleicht hat er vergessen, daß es da war«, sagte Greta. Sie jedenfalls hatte es vergessen, da es Jahre her war, daß Cyrus es ihr gezeigt hatte.
    »Hast du es schon mal gesehen?«
    »Das ist lange her.« Sie setzte sich neben ihren Sohn auf den Teppich und betrachtete das alte Familienalbum.
    Auf den schweren Seiten befanden sich alte fotografische Drucke, professionell komponiert und mit Polsterstoffresten gerahmt.
    »Wo ist das?«
    Ein junger Mann und eine junge Frau waren auf einem Bürgersteig im elektrischen Blitzlicht gebannt, der langsame Verschluß der Kamera ließ die nächtliche Menge um sie herum verwischt erscheinen. Er sieht unternehmungslustig aus; alle beide wurden von kolossalen Gips-Statuen grotesker Tiere überragt.
    »Das ist die Panama Pacific Exposition«, sagte Greta. »In San Francisco, 1915. Das

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