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sind seine Eltern, deine Großeltern.«
»Max und Lily?«
»Es muß um die Zeit herum aufgenommen worden sein, als sie sich kennenlernten.«
Die nächste Fotografie stammte vom gleichen Ort und zur selben Zeit: eine Ausstellungshalle – ein von elektrischen Lampen an eisernen Pfählen beleuchteter Hangar –, wo das Paar unter einem enormen hydraulischen Turbinenrad posiert, das auf einem glänzenden Kugellager ruht, ein gigantischer Gemüsezerstampfer, dessen gerundete Stahlblätter groß genug sind, einen Zeppelin zu zerhäckseln.
»Das sind schöne Bilder. Sie mußten teuer gewesen sein.«
»Dein Vater sagte, Max tat alles im großen Stil.«
Leidy blätterte langsam die Seite um.
Im palmenbestandenen Wintergarten des Palace Hotels in San Francisco sind der grinsende Bräutigam und die Braut zu sehen, umgeben von einem halben Dutzend Paaren in Zylinder und Abendkleid, wie sie mit Champagnerflöten anstoßen, um ihre Hochzeit zu feiern. Im diffusen Licht der Glaskuppel, die sich über ihnen wölbt, erscheinen sie so jung wie Engel.
Auf der nächsten Seite war Cyrus dazugekommen; in einem langen weißen Seidenkleid und Rüschenhaube ist er auf dem Schoß seiner Mutter arrangiert. Lily Hudder, ausdruckslos, gleicht einer schwarzen Pyramide. Durch die zusammengezogenen Vorhänge der Fenster konnte man die staubzerfransten Palmen auf dem Höcker des Nob Hills erkennen.
»Sie sieht nicht glücklich aus«, sagte Leidy.
»Ich glaube, Lily war niemals glücklich.«
»Hat es Dad von ihr?«
»Oh, er war nicht immer dieser traurige Sack.«
Eine spätere Fotografie: Der kleine Cyrus ist gewachsen, ein fünfjähriger Junge, der auf einem Pinto-Pony hockt, dahinter die weite Landschaft der Granitfelsen der Sierra. Sein kleines Gesicht mit den dicken Augenbrauen scheint besorgt; er trägt Reithosen und Stiefel und einen kleinen Zehn-Gallonen-Hut, der ihm zu groß ist und über seine Ohren rutscht – alles in allem das Outfit eines kleinen Mineningenieurs, nagelneu und steif.
Leidy blätterte um.
Der achtjährige Cyrus in einem wollenen Anzug, die Hosen unterhalb der Knie mit Schnallen zusammengezogen, in der Hand ein Bündel mit Schulbüchern; mit feierlicher Aufmerksamkeit blickt er in die Kamera, hinter ihm ein gemalter Hintergrund, der schlaffe Ulmen zeigt, wie sie nur selten in Kalifornien zu finden sind. Es war das letzte der großformatigen Fotografien.
Nach ihm – es folgten nur noch wenige, die die nächsten Jahre dokumentierten – kamen nur noch Kodak-Schnappschüsse, die mit schwarzen Klebeecken auf die Seiten geheftet waren; im harten Licht waren die Bilder grau ausgebleicht. Dem Licht des Great Basins fehlte die perlende Opulenz von San Francisco.
»Sie zogen hierher, als Cyrus zehn war«, sagte Greta. »Reno war damals noch irgendeine Stadt an einer Eisenbahnlinie.«
Nackte silberfarbene Pappeln stehen an den Ufern des rauschenden Truckee-Rivers, wo der zwölfjährige Cyrus mit dem Rücken zur Kamera steht und vorgibt, Forellen zu angeln.
Unter großen belaubten Pappeln Max Hudder in einem unbedachten Moment, hemdsärmelig mit Hosenträgern. Ein Picknick der Fakultät – Max ist nun ein College-Professor, kein Geschäftsmann mehr, aber noch immer strahlt sein Gesicht, das noch als schön gelten durfte, das alte Grinsen aus – obwohl er zu weit von der Kamera wegsteht, um dies sicher sagen zu können.
Cyrus’ Mutter ist nirgends zu sehen.
Und wieder Pappeln, am Rande eines Football-Feldes, mit leuchtend weißen Blättern auf dem orthochromatischen Film, obwohl sie in Wirklichkeit ein herbstliches Gelb aufweisen mußten; der sechzehnjährige Cyrus, ungewöhnlich groß für einen Fullback, posiert mit seinen Teamkameraden in dreckverschmierten weiten Trikots. Die anderen Spieler versuchen wild und entschlossen auszusehen; Cyrus mit seinen schwarzen Augenbrauen sieht wütend aus, nah am Rande der Körperverletzung.
Schließlich ein letztes Bild, eine Gruppenaufnahme von Cyrus und zwei Dutzend seiner Klassenkameraden mit Mützen und Kleidern auf den Stufen der High School, darunter ihre Namen in einer altmodischen, krakeligen Schrift; die schwarze Tinte auf dem Negativ erscheint weiß auf dem Foto. Cyrus befindet sich in der hinteren Reihe, in der Mitte. Er sieht nicht glücklicher aus als in den ersten sechzehn Jahren seines Lebens.
Leidy blätterte noch einmal durch das Album; er fragte sich, was er sich gedacht hätte, wenn es ihm früher in die Finger gefallen wäre. Ob Cyrus mit ihm
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