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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Neuigkeiten.«
    »Es ist eine Prestigesache, Leidy. Der Direktorposten. Sie würden Marta akzeptieren. Sie besitzt die Zeugnisse.«
    »Sie hat sie bei den Eiern gepackt.«
    »Das dort drinnen sind fast alles Universitätsleute. Sie ist ein Spieler. Und du, das hast du immer wieder deutlich gemacht, bist es nicht.«
    Leidy stand auf und stellte das Buch über Nordafrika ins Regal zurück. Sein Gesicht befand sich noch im Schatten, als er in den Lichtkreis um seinen Sessel zurücktrat und stehen blieb. »Was, wenn ich den Stöpsel rausziehe, Dink? Wenn ich ihnen die Patentrechte verweigere?«
    »Es ist viel Zeit vergangen. Die Patente werden zum größten Teil frei sein, bis hier etwas passiert. Und die, die nicht frei sind – wenn die Regierung behauptet, sie bräuchte sie, dann kannst du deine Ansprüche in den Wind blasen. Ich muß dir das nicht erzählen.«
    »Also, sie ist der Direktor. Nicht ich.«
    »Ich fürchte ja.«
    »Was, wenn sie sich weigert? Wenn sie ablehnt?«
    Dink seufzte. »Deswegen bin ich hier.«
    »Oh?«
    »Sie feilscht. Das würde ich auch tun, wenn ich sie wäre.«
    »Das heißt, sie wäre schon längst herausgekommen?«
    »Marta und die anderen warten darauf, was ich ihnen von dir zu sagen habe.« Dink stand auf. Die alten Lichter der Bibliothek mit ihren pergamentartigen Schatten verströmten ein warmes flackerndes Licht, das allerdings Dinks Alter nicht verbergen konnte. »Was du wissen mußt, ist – wenn sie einmal Direktor ist, kann sie ihre Mannschaft selbst auswählen. Sie ist diesen Leuten zu nichts verpflichtet.«
    »Sie macht mich zum zweiten in der Hierarchie?«
    »Sie konnte es so nicht sagen, nicht, wenn sie alle dort drin versammelt sind. Ich kann ihr sagen, daß du willst, daß sie rauskommt, um mit dir zu reden.«
    Leidy, das Gesicht nach wie vor im Schatten, dachte darüber einen Augenblick lang nach. »Dink, sag mir, bist du nun ein Anwalt oder ein Priester?«
    »Ich war niemals Priester«, sagte Dink. »So weit bin ich nicht gekommen.«
    »Vielleicht ist das eine Antwort.«
    »Ich sollte nun wieder hineingehen.«
    »Du sagst, ich habe keinen Anteil daran«, sagte Leidy. »An dem, was ich geschaffen habe.«
    Dink mochte versucht sein, Leidy daran zu erinnern, daß er es nicht wirklich »geschaffen« hatte, daß sein Vater die Idee bereits vor ihm hatte, doch wußte er, daß er Leidy daran nicht zu erinnern brauchte. Alles, was er sagte, war: »Was soll ich ihnen sagen?«
    »Keine Versprechungen, keine Andeutungen. Ich gehe.«
     
    Drei Tage später rief ihn Marta in Long Island an. Jeder hatte auf den anderen gewartet, daß er nachgab.
    »Du hättest es ein wenig besser handhaben können«, sagte sie.
    »Danke für das Kompliment.«
    »CORE braucht uns beide. Ich will, daß du Chef des Stabes bist. Wärest du nicht weggelaufen, dann hätten wir es in Washington verkünden können.«
    »Ist es mein Fehler, daß ich dich verärgert habe? Verschon mich damit. Und verschone mich mit dir. Weil es mich verdammt nochmal nicht interessiert, wenn du mitmachst.« Er legte auf.
    Sie rief solange an, bis er den Hörer abnahm. »Ich werde es ohne dich nicht machen, Leidy.«
    »Mein Vater, dein geisterhafter Mentor, würde kaum zustimmen«, sagte er. »Du bist nun am Ball. Bleib dran.«
    »Ich könnte dir hundert Gründe nennen, eine ganze Menge Gründe jedenfalls, warum ich dich brauche. Und kein einziger dieser Gründe hat mit Stolz zu tun.«
    Er wohnte in einer kleinen Wohnung, einem dunklen Monatsapartment auf Long Island; durch das Fenster sah er auf die Gebäude der Kleinstadt und den nächtlichen Himmel, der die Farbe von Natriumdampf-Straßenlampen hatte. Er sagte nichts.
    Sie sagte: »Und ich liebe dich.«
    »O Gott«, sagte er. »Laß uns miteinander reden.«
     
    Die Erde vollführte einen geschmeidigen Tanz um ihren gefährlichen solaren Partner und näherte sich der Wintersonnenwende.
    Drei Tage vor Weihnachten kam Leidy aus Pasadena zurück und kaufte auf seinem Weg nach Stony Brook einen Weihnachtsbaum. Er stellte ihn in Martas Wohnzimmer auf. Er war grün und buschig: sie behingen ihn mit Litzen und Lametta und Gold- und Silberkugeln, daneben einige persönliche Schmuckstücke, die Marta für die Mädchen über die Jahre hinweg gekauft hatte. Leidy befestigte die Lichter. Marta betrachtete und korrigierte sie. Leidy wünschte sich, er könnte den Baum mit Plastikschnee besprühen, so wie es seine Eltern getan haben, als er noch ein Kind war; aus Umweltschutzgründen kam

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