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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich John nun wieder nicht«, sagte Finley bewußt provokativ. »Einer Frau wegen – du lieber Gott!«
    »Oh, habe ich heute Gentlemen erwischt!« Helen zog ihren weißen Bademantel mit den Schwalben an. »Darf ich morgen früh anfragen, ob die Herren wieder zur Objektivität bereit sind?«
    Sie ging hinüber zu ihrem Bungalow, auf hohen schlanken Beinen und mit wiegenden Hüften. Ihr Blondhaar flatterte hinter ihr her im ewigen Seewind.
    »Es ist ein Jammer«, sagte Finley leise, »so etwas tatenlos an einen Kerl in Miami verlieren zu müssen …«
    »In Kürze wissen wir mehr.« Rawlings zuckte etwas zusammen, als Helen die Tür hinter sich zuwarf. Bis zu ihnen hin klang dieser wütende Protest. »David Abraham ist nach langer Diskussion bereit, Helen im Auge zu behalten. Warten wir also ab.«
    Er erhob sich, denn morgen war ein harter Tag. Früh Punkt sieben sollte die Übung ›Steak‹ beginnen. Hinter dem seltsamen Decknamen verbarg sich tatsächlich ein Versorgungsproblem: Bei Versuchen der Marine, bemannte Abhörkapseln in 300 Meter Meerestiefe mit Lebensmitteln und Ersatzteilen zu versorgen, war es bei den eingesetzten Tauchern – obwohl sie in einer Art Panzer mit hoher Druckfestigkeit steckten oder gar in Panzertauchgeräten, die ebenfalls Kugeln glichen – zu schrecklichen Unfällen gekommen … Tiefengeräusche, Vergiftungen, schwere Nervenschäden. Bereits bei etwa 70 Meter Wassersäule wird die in Stahlflaschen mitgeführte, hochkomprimierte Luft – der Sauerstoff – toxisch.
    Als ebenso problematisch erwies sich die Versorgung der bis zu 300 Meter tief hinabgelassenen Ortungskapseln durch Unterwasserfahrzeuge; hier gab es Zusammenstöße, das Anschwimmen von Luke zu Luke war ein langes Manöver, die Ausfälle waren enorm.
    Stattdessen experimentierte man nun mit Delphinen. Ein Delphin, auf die Spezialaufgabe trainiert, schwamm elegant mit seinem Nachschubkasten hinunter zu den Kapseln, schlüpfte in die Druckausgleichkammer und lieferte seine Ware ab. Als man zum erstenmal einen solchen gelungenen Transport durch tierische ›Essensträger‹ im Film vorführte, waren sich alle Fachleute einig, daß man darauf eine Flasche Champagner trinken mußte.
    In Biscayne Bay war der unbestrittene Star solcher ›Steak‹-Träger der Delphin Bobby, Chef der 6. Kompanie.
    Finley machte auf dem Weg zu seinem Bungalow einen Abstecher am Bassinrand entlang und sah John unter dem Übungsbrett im Wasser liegen. Er hob sofort den Kopf, als er Finley hörte, und schwamm nahe an die Mauer heran.
    »Nanu«, sagte Finley und blieb stehen. »Wollen wir weiterdiskutieren? John, mein lieber Junge, unsere Helen hat sich verändert. Sie wollte ins Becken und dir eine kleben – kannst du das begreifen?« Er ging in die Hocke und blickte John in die glänzenden Augen. Der Delphin reckte den Kopf aus dem Wasser, und plötzlich stieß er einen leisen, klagenden, langgezogenen Laut aus. Finley nickte.
    »Klagen hilft nicht, Junge«, sagte er. »Wir sollten uns benehmen wie harte Männer, und die wollen wir doch sein, nicht wahr? Ich habe da eine Idee, John: Wir gehen morgen ganz allein hinaus auf See. Nur du und ich, sonst keiner. Wir zwei Kumpel! Du könntest dann abhauen, auf Nimmerwiedersehen, und 40.000 Dollar sind verpulvert – aber ob du dich da draußen auf Dauer noch wohlfühlst? Ich weiß nicht … Du könntest aber auch denken: Jetzt bin ich mit dem guten James allein, und jetzt zeige ich mal, was ich alles kann! Da werdet ihr staunen!« Finley holte tief Luft und sah John fragend an: »Was hältst du davon, John?«
    Der Delphin antwortete mit einem Knarrlaut. Finley nickte.
    »Also versuchen wir es morgen! Keine Angst, niemand wird uns beobachten. Wir sind unter Garantie ganz allein. Wir fahren hinaus zur Klippe und beweisen dann, was wir für Kerle sind!«
    In dieser Nacht schlief Finley, ohne sich mit Whiskey vollaufen zu lassen. Er hatte das angenehme Gefühl, daß er und John gute Kameraden wurden.
    Der Marine-Attaché an der sowjetischen Botschaft in Washington, Oberst Jurij Valentinowitsch Ischlinski, wurde von großen Sorgen geplagt. Nicht, daß er Sorge hatte, als Offizier des Militärischen Geheimdienstes enttarnt zu werden – dazu lag gar kein Anlaß vor, seine Tarnung war vollkommen –, was ihn bedrückte, waren Informationen, die aus dem Marine-Oberkommando der USA zu ihm gelangten.
    Auf der Wake-Insel geschah Geheimnisvolles, das war nun bekannt. Mit erstaunlicher Schnelligkeit und Umsicht hatte

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