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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Moskau bereits reagiert und – so teilte man Ischlinski mit – ein Sonderkommando in den Nord-Pazifik in Marsch gesetzt. Die Wake-Aktion war also ein Fall, der Jurij Valentinowitsch mit Zufriedenheit erfüllte, zumal er ihm ein Lob aus Moskau eingebracht hatte. Nein, was ihn unruhig machte, war etwas ganz anderes.
    Bei der Überprüfung der Fotos, die man am Weißen Haus vom Besuch der Architekten Blith, Jakobson und Mrs. Radman gemacht hatte, wohnhaft New York, Manhattan, 43. Street Ost, stellte sich nämlich heraus, daß die Herren samt Dame zu dieser Zeit gar nicht in Washington gewesen waren. Ein Agent Ischlinskis, als Bauinteressierter mehrmals Gast in den Räumen der Architekten, erfuhr bei den Gesprächen, daß weder Mr. Blith noch Mr. Jakobson einen Auftrag der Bundesregierung bekommen hatten. Und Mrs. Radman konnte überhaupt nicht gefragt werden – sie hatte die Bauaufsicht über ein Projekt in Mexiko übernommen und wohnte seit einem halben Jahr in Acapulco.
    Bei Oberst Ischlinski schrillte die Alarmglocke. Wenn ein Team von drei Menschen unter falschem Namen in Washington absteigt und im Weißen Haus vorgelassen wird, muß auch der harmlos Denkende sich sagen: Da steckt mit höchster Wahrscheinlichkeit eine geheimzuhaltende Sache dahinter. Geheimnisse im Weißen Haus aber gehörten für Jurij Valentinowitsch zu den Muntermachern. Und Ischlinskis Denken war nie harmlos!
    Daß es für eine kurze Zeit gelungen war, ihn mit den falschen Namen zu täuschen, empfand Ischlinski als so entehrend, als habe man ihn angespuckt. Seine Anweisungen an seine Vertrauensleute waren deshalb auch grob und fast beleidigend, im Unterton sogar drohend, und seine Laune besserte sich erst dann ein klein wenig, als ein V-Mann melden konnte, eine Ordonnanz im Gästezimmer des Weißen Hauses habe gehört, wie die Frau des Teams beim Kaffee geäußert habe: »Die Delphine sind …« Den Rest des Satzes verstand er nicht mehr, weil er ja an der Gruppe nur vorüberging.
    Ischlinski fand zunächst keinen Sinn in dieser Bemerkung. Daran gewöhnt und dazu geschult, aus winzigen Mosaiksteinchen ein deutliches Bild zusammenzulegen, gab er aber doch den Auftrag, eine Liste aller Delphinarien zusammenzustellen. Als sie auf seinem Tisch lag, erschrak er. Wer hätte geahnt, daß es in den USA so viele Delphinzirkusse gab? Der Delphin mußte demnach zu den Lieblingstieren der Amerikaner gehören. Ischlinski seufzte und war fast bereit, die Akte ›Delphin‹ abzuhaken.
    Doch es blieb ein Rest von Mißtrauen, ein gefühlsmäßiger Verdacht. Er zögerte auch jetzt mit dem Ablegen der Akte, denn irgendwie kam es ihm merkwürdig vor, daß drei Personen im Weißen Haus empfangen wurden, im Hotel aber unter falschem Namen abgestiegen waren. Der V-Mann hatte außerdem berichtet, man vermute – konkret war das nicht feststellbar –, daß die drei Besucher vom Präsidenten selbst empfangen worden waren. Die Bemerkung über die Delphine konnte völlig harmlos sein, eine Erinnerung an den Besuch eines Delphinariums, aber Ischlinskis Gefühl signalisierte ihm, daß man im Vorzimmer des Präsidenten andere Themen besprechen sollte als gerade die Artistik dressierter Delphine.
    War ›Delphin‹ ein Code? Ein vertraulicher Begriff für irgendeine geheime Aktion?
    Ischlinski saß sehr lange brütend über den Schriftstücken und rief dann den auf dem gleichen Flur arbeitenden Marine-Attaché der sowjetischen Botschaft zu sich. Der Oberleutnant zur See, ein junger, rothaariger Bursche aus dem Norden von Estland mit Namen Pantaleij Simonowitsch Kostjuk, auf der GRU-Akademie in Frunse der Beste seines Lehrgangs und deshalb auch auf den wichtigen Posten der wichtigsten Botschaft der UdSSR – nach Washington – abkommandiert, fühlte sich sichtlich geehrt, daß Oberst Ischlinski ihm den Bericht zum Lesen gab. Er nickte ein paarmal stumm, und Ischlinski sah ihn verwundert an.
    »Warum nicken Sie, Pantaleij Simonowitsch?« fragte er. »Erkennen Sie einen Sinn darin?«
    »Ich erinnere mich …«, sagte Kostjuk nachdenklich und gab das Aktenstück an Ischlinski zurück. »Auf der Akademie führte man uns einen Film vor, der im Delphinarium von Jalta gedreht worden war. Er zeigte Vorführungen der dressierten Tiere. Sie retteten einen Ertrinkenden, tauchten nach weggeworfenen Metallplatten, sprangen durch Reifen, zogen leichte Boote – wir haben uns alle sehr amüsiert.«
    »Es ist nicht anzunehmen, daß die drei Besucher den Präsidenten der USA in einen

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